Mozart, W. A. (González-Monjas)
Serenaden Nr. 4 & 6
TRADITIONSLINIEN
Auf gleich sechs Alben ist die Reihe angelegt, deren ersten Teil "Serenades" das Mozarteumorchester Salzburg jetzt vorlegt. Ein Orchester, das durchaus unter der Last seiner Tradition zusammenbrechen könnte, existiert es doch schon seit 1841, gegründet unter Mitwirkung noch von Mozarts Witwe Constanze, und seither kontinuierlicher Bestandteil der Mozart-Pflege auf internationalem Niveau. Nicht leicht, sich dabei immer wieder neu zu erfinden und die Musik nicht lediglich zu konservieren, sondern mit Frische und innovativer Neugier zu beleben.
Der designierte neue Chefdirigent Roberto González-Monjas hat einen guten Griff damit getan, zur Eröffnung der Reihe auf zwei Serenaden zurückzugreifen. Heitere, oft sommerlich anmutende Stücke, deren Formfreiheit dem jungen Mozart in Salzburg Gelegenheit gab, sich formvollendet zu zeigen und gleichwohl die erwünschte "U-Musik" zu liefern.
Dabei ist die Serenata notturna ein raffiniert "doppelchöriges" Stück, in dem zwei Streicherensembles einander gegenübergestellt werden - die Anforderungen an das eine virtuos hoch auf Profiniveau, die an das andere deutlich geringer, also auch für Amateurmusiker handhabbar. Und doch entsteht daraus ein ganz kompletter, kunstsinniger Spaß, bei dem die musikalischen Bälle in rasanten Wechseln und abrupten Wendungen hin und her fliegen. Diesen bukolischen Charakter arbeitet González-Monjas (übrigens auch selbst an der Violine) flott voranschreitend und harsch phrasierend so lustvoll heraus, dass man sich einfach mitbewegen muss.
Ganz anders die Serenade Nr. 4, die sog. Serenata Colloredo, eine fast schon abenteurliche Mischung aus symphonisch dichten Momenten einerseits, sowie kammermusikalischen Passagen und konzertanten Momenten andererseits. Militärmusikalische Zitate und schelmische Bläsereffekte gibt es obendrein. Dieser flirrend-schwirrenden Fülle überbordender Einfälle dennoch ein stringentes Gesicht zu geben und sie nicht als bloßes Sammelsurium zu präsentieren, ist keine ganz einfache Aufgabe. Das Mozarteumorchester jedoch weiß auch diese souverän zu bewältigen. Das alles tönt - vom ein wenig zu ernst und erdenschwer genommenen, vorangestellten Marsch einmal abgesehen - agil, vergnügt und jederzeit eingängig.
Nein, verzopft ist dieses Salzburger Orchester beileibe nicht, sondern noch immer ein Jungbrunnen für die unsterbliche Musik des größten Sohnes seiner Heimatstadt.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
Serenade Nr. 6 D-Dur, K.239 (Serenata notturna)
Serenade Nr. 4 D-Dur, KV 203/189B
Marsch D-Dur, KV 237/189C |
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Besetzung |
Mozarteumorchester Salzburg
Roberto González-Monjas: Ltg.
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