Ralf Steinbacher
Far From Idaho
|
|
|
Auszug aus der Webseite von Ralf Steinbacher:
So, jetzt komme ich endlich mal dazu, das auch an dieser Stelle zu verkünden: Letzten Freitag ist unser zweiter „Spielfilm zum Anhören“ erschienen, das Album FAR FROM IDAHO. Diesmal dreht sich die Story um einen Typen, der in den 60er Jahren vermeintlich unschuldig in Tennessee in den Knast wandert. Musikalisch ist das Ganze um einiges reduzierter als WHILE THE SUN ….., keine Drums, keine Bläser, kein Rhodes, dafür viele Gitarren und Bässe sowie Harmonium (!) und Piano.
Ja, 2017 lernte ich die Musik des Aschaffenburger Musikers bereits kennen mit der Platte "Raincoat Days", ein Album im Genre Singer/Songwriter. Eine Herbst-/Winter-Stimmung durchzieht diese Musik atmosphärisch und einiges an Melancholie. Als Fazit stellte ich fest, dass ein Album mit sehr sympathischer und persönlich geprägtem Ausdruck entstanden war, und das auf sehr unspektakuläre und sehr angenehm ruhige Art und Weise.
"While The Sun Is Ascending" war Anfang 2021 der Nachfolger. Im Untertitel wies Ralf Steinbacher darauf hin, dass es sich bei dieser Platte um eine Art Hörfilm handeln soll, "A movie for listening". Und dieser Film war mit reichlich nuancierten Zwischentönen durch die Mitmusiker ausgestattet, die den einen oder anderen Song zu etwas Besonderem gestalteten.
Wie der Künstler mir seinerzeit mitteilte, habe er die auftrittsfreie Corona-Zeit für die Aufnahme zweier CDs genutzt, die einem besonderen Konzept folgen. Die Songs erzählen jeweils eine zusammenhängende Story, sind also sozusagen Spielfilme zum Anhören. Insofern sollte noch eine weitere Platte erscheinen, und diese liegt nun vor - Far From Idaho.
Worum es geht, ist dem Eingangszitat bereits zu entnehmen. Doch wie empfinde ich diesen neuen "Spielfilm zum Anhören" nun persönlich? Gleich vorweg - dieser Film gefällt mir ausgesprochen gut! Denn diese Musik ist wie aus einem Guss! Die fiktive Story eines Typen, der in den sechziger Jahren in Tennessee lebenslänglich eingesperrt wird, wird anhand der Songs lebendig. So startet die Reise in "Albuquerque" in New Mexico, und die Instrumentierung mit Banjo, akustischer Gitarre, Slide-Gitarre und akustischem Bass verbreitet Stimmung, eine ganz besondere Stimmung. Ein Freund von uns wohnt dort und das, was ich hinsichtlich der Landschaftsbeschreibung gehört habe und an Fotos gesehen habe, wird meines Erachtens durch die Musik perfekt umgesetzt.
Weite, Ferne, Wüste, Einsamkeit, das spüre ich vermittelt. Zu den einzelnen Songs sind die Daten angegeben, an denen sich die einzelnen Szenen abspielen. "Albuquerque", hier befinden wir uns im Jahre 1963 und schreiben den 4.April. Und so setzt sich die Reise fort, jeweils (den nachfolgenden Songs entsprechend) - 11.4.1963, 12.4.1963, 19.11.1963, und dann ist der Bursche wohl in Tennessee angekommen, und dort hat er jemanden erschossen, und der "Tennessee Penitentiary Blues" (also wohl schon im Knast) behandelt den 13.12.1963. Dann erfolgen große Sprünge: 18.4.1973, 29.1.1985, 4.4.1993, 12.4.1993. "Ballad Of A Dead Man" - ist nun der Tod eingetreten?
Trotz der im Vergleich zum Vorgänger reduzierten Instrumentierung mangelt es den Songs nicht minder an Ausdruckskraft. Dafür sind es erneut die Mitmusiker, die dafür sorgen, dass diese erhalten bleibt. Auf "When I Awoke" ist es besonders Marcus 'Ed' Staab, der mit E-Gitarre und der Lap Steel eine großartige Stimmung inszeniert. Spätesten nun bin ich überzeugt, das dem Protagonisten ein Album gelungen ist, dass ich zwingend mit einem Album von Chris Darrow in Verbindung bringen muss, und zwar ist das "Coyote - A Foothill Suite" aus dem Jahre 1997. Genau wie bei Darrow erfolgt eine hervorragende Umsetzung von Stimmungen, von Atmosphäre, und mittels der Texte (leider nicht beigefügt) gewinnen diese Geschichten dann noch an Leben.
War von mir einst der Gesang ein Kritikpunkt, so halte ich mich nun hiermit zurück. Die insgesamt sehr laszive und "laid back"-Stimmung durch die Instrumente steht völlig im Einklang mit der gesanglichen Darbietung. So ist Musik zu einer Art Road Movie entstanden, sehr authentisch und überzeugend in ihrer Einheit. Alles in Allem ein entspannter Hörgenuss. Jede Reise hat einmal ein Ende, so auch Far From Idaho. Mit der "Ballad Of A Dead Man" trägt der Hauptdarsteller des Dramas noch einmal Szenen seines Lebens vor, und beklagt sich, dass er niemals nach Idaho zurückkehren werde, von wo er 1961 zu seiner Reise aufgebrochen war, und in Vatis Nachttischschublade eine Pistole entdeckte, die er mitnahm, fatal eben, und so werde er in Tennessee sterben. Ein wenig traurig ist das schon, eines von vielen Schicksalen halt...
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Albuquerque
2 Run Run Run
3 When I Awoke
4 Nobody Else
5 Tennessee Penitentiary Blues
6 Fly On The Wall
7 Haven't Been Myself Lately
8 Confession Blues
9 Ballad Of A Dead Man
|
|
|
|
|
Besetzung |
Ralf Steinbacher (vocals, banjo, acoustic guitar, slide guitar, 12 string acoustic guitar, harp)
Andi Sechser (acoustic bass - #1, 6, 9, electric bass - #3)
Jürgen Wüst (harmonium - #2, 6, 9, organ - #9)
Micha Herrmann (piano - #2, 7, backing vocals - #2, 5)
Carlo Gruber (upright bass - #2, 4, 5)
Marcus 'Ed' Staab (electric guitar - #3, lap steel guitar - #3, slide guitar - #4)
|
|
|
|