Deep Purple
Whoosh!
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Deep Purple liefern hier 52 Jahre nach ihrer Gründung ihr sage und schreibe 21. Studioalbum ab. Diese Tatsache allein ist schon aller Ehren wert. Nachdem 2017 eigentlich schon ihre Abschiedstour stattgefunden hat, haben es sich die Gentlemen des Rock noch einmal anders überlegt. Sie haben anscheinend noch keine Lust aufzuhören, im Gegenteil: sie haben Bock auf Musik und immer noch genügend Ideen, die ans Tageslicht wollen. Auch dass es nach dem 2017 erschienenen Infinite noch eine Zugabe gibt, nehmen die Deep-Purple-Jünger sicher wohlwollend in Kauf. Ich zumindest habe rein gar nichts dagegen! Was hat die Scheibe nun zu bieten?
Der Klang ist einfach grandios. Das Album klingt dynamisch, warm und man hört alle Finessen heraus. Eine Meisterleistung ihres Produzenten Bob Ezrin, dessen Handschrift man natürlich spürt. Allerdings, ohne Deep Purple dabei zu stören, ein für sie typisches Album abzuliefern. Die Band lebt, atmet und zelebriert die Stücke auf die für sie typische ureigene Art. Dabei darf man nicht vergessen, dass mit Ian Paice und Roger Glover zwei Veteranen am Start sind, die jeden Song durch ihre phantastische Rhythmusarbeit auf ein verdammt hohes Niveau hieven. Für mich als Bassist ist es immer wieder erstaunlich, was die beiden Altmeister wieder und wieder aufs Parkett zaubern.
Der Einstieg mit dem lässigen „Throw My Bones“ gelingt hervorragend. Ian Gillan singt in einer Tonlage, die ihm sehr entgegenkommt. Der Gesang klingt kraftvoll, typisch Gillan eben. Steve Morse versetzt dem Stück noch ein fabelhaftes Solo das einem Hören und Sehen vergeht. „Drop The Weapon“ erinnert mich sofort an die Fireball-Hymne „Mary Long“. Auch hier kommt ein richtiger Gute-Laune-Rocker um die Ecke. Bei den jeweiligen Solos schlägt Don Airey Steve Morse jedoch um Längen. Ein mit typischem Gillan-Humor angereicherter Song wird mit „We’re All The Same In The Dark“ präsentiert. Das Stück muss man wieder und wieder anhören, es lohnt sich definitiv.
„Nothing At All“ klingt ähnlich wie „All The Young Dudes“ von Mott The Hoople. Die Chöre sind phantastisch, und die Melodie ist sehr einprägsam. Nicht unbedingt typisch Purple, aber äußerst hörenswert! „No Need To Shout“ kann seinen Zwilling „Stormbringer“ im Ansatz nur bedingt verleugnen. Aber auch hier ist wieder genügend Virtuosität und Eigenständigkeit am Start, sodass der Song seine eigene Note entfalten kann. Bei „Step By Step“ komme ich nicht auf Anhieb rein. Es braucht einige Durchläufe, aber auch hier ist etliches an perfekter Musik zu entdecken. „What The What“ ist eine mit fröhlichem Honky-Tonk-Piano aufgepeppter Rock’n’Roll- Nummer im Stil von Whitesnakes „Black n Blue“. Richtig geil! Definitiv eine der besten Nummern auf der Scheibe. Hier geht es steil nach vorne, mit vielen Zitaten aus der Rock n Roll-Historie.
Die äußerst positive Nummer „The Long Way Round“ geht steil nach vorne mit einer wunderbaren Melodie und einem Hammer-Moog-Solo von Don Airey im Duell mit Steve Morse. Allein diesen Teil könnte ich immer wieder anhören. Hier atmen, hier beben, hier leben die 70er Jahre. Der Song ist einer meiner Favoriten gleich beim ersten Durchlauf. Der gehaltvolle Rocker „Man Alive“ trumpft mit einer wunderbaren Hammond B3 auf – ich knie nieder! Die wunderbare Orchestrierung tut ihr Übriges. Der gesprochene Teil von Ian Gillan macht den Song zu etwas ganz Besonderem. Man hört die Uhr im wahrsten Sinne des Wortes ticken... brillant!
Die Platte durchzieht eine vollkommen positive Atmosphäre und eine wahnsinnig imposante Spielfreude. Die Männer hatten Spaß an dem was sie da fabriziert haben. Und dieser Spaß überträgt sich in Windeseile auf den Hörer. Beweisen müssen sie nichts mehr, sie spielen befreit auf. Und mit Bob Ezrin haben sie den Produzenten gefunden, der in der jetzigen Phase ihrer Karriere noch ein Quäntchen Musikalität mehr herauskitzeln kann. Mir hätte trotzdem noch der eine oder andere längere Song auch gefallen. Die meisten Stücke sind mit ihren etwa drei Minuten doch verhältnismäßig kurz geraten. Zudem haben sich mit dem auf dem Debütalbum bereits erschienenen „And The Adress“ und dem Instrumental „Remission Possible“ zwei Songs auf der Platte verewigt, die man nicht unbedingt gebraucht hätte.
Stefan Graßl
Trackliste |
1 | Throw My Bones |
2 | Drop the Weapon |
3 | We’re All The Same In The Dark |
4 | Nothing At All |
5 | No Need To Shout |
6 | Step By Step |
7 | What The What |
8 | The Long Way Round |
9 | The Power Of The Moon |
10 | Remission Possible |
11 | Man Alive |
12 | And The Adress |
13 | Dancing In My Sleep |
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Besetzung |
Ian Gillan – vocals
Steve Morse – guitars
Roger Glover – bass
Ian Paice – drums
Don Airey – keyboards
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