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Piano Particles: Reel & Reflex for Marimba and Piano in Notenform
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Pianist und Komponist Steffen Wick hat in den letzten Jahren mit seinem Projekt Piano Particles (gemeinsam mit seinem künstlerischen Partner Simon Detel) auf sich aufmerksam gemacht, in dem er klassische und zeitgenössische Elemente – plus Einflüsse aus Pop, Filmmusik und elektronischer Musik - in seinen Kompositionen kombiniert. So entsteht eine eigene poetische Musiksprache, die Steffen Wick ein gewisses Alleinstellungsmerkmal gibt.
Die beiden Stücke Reel & Reflex for Marimba and Piano sind aus seiner Zusammenarbeit mit der Perkussionistin Jasmin Kolberg entstanden. Sie sind Teil der aktuellen CD des Projektes Piano Particles White und wurden nun in Notenform von Bosworth Music veröffentlicht. Um es gleich vorweg zu nehmen, so einfach und leicht wie die Musik beim Hören klingen mag, ist sie für die Spieler nicht umzusetzen. Steffen Wick versteht es, komplexe Strukturen dahinfließen zu lassen. Gleich das erste Stück “Reel“ ist ein perfektes Beispiel dafür. Es läuft von vorne bis hinten pausenlos weiter, wie zum Beispiel ein Faden auf einer Rolle. Daher hätte man den Titel nicht besser benennen können. Das Stück ist hauptsächlich im 5/4-Takt komponiert und auch die immer wieder eingeschobenen anderen Taktarten (z.B. 4/4, 6/4, 6/2) lassen diesen Fluss nie abbrechen und lassen die Musik ganz natürlich treiben.
“Reflex“ ist rhythmisch noch komplexer ausgefallen. Es ist schneller als “Reel“ und beginnt gleich mit einem 11/8-Takt, der sich in 4+3+4 unterteilt. Dies ist auch so angegeben, damit man sich leichter mit dieser Taktart tut. Doch kaum hat man sich darauf eingestellt, wechselt es schon wieder und so geht es in einem fort. Was auf den ersten Blick vielleicht etwas chaotisch anmutet entpuppt sich als fein ausgearbeitet und überaus geschmackvoll, in einem positiven Sinn ohne Ecken und Kanten. Man muss als Spieler rhythmisch sehr sicher sein, um die Musik richtig klingen zu lassen.
Der Pianopart ist bei beiden Stücken sicherlich einfacher zu bewerkstelligen (es gibt einfach viele gute Klavierspieler), doch beim Marimba wird man schon etwas suchen müssen, um einen geeigneten Spieler zu finden. Mit Jasmin Kolberg hat Steffen Wick natürlich eine kongeniale Partnerin zur Seite, wie man auf der CD oder auf Youtube (hier sind beide Stücke in faszinierenden Live-Aufnahmen zu finden) nachhören kann. Zur Not könnte man das Marimba auch mit einem zweiten Klavier ersetzen, was jedoch ein anderes Klangerlebnis ergibt.
Abschließend soll noch erwähnt werden, dass der Notendruck sehr gut und übersichtlich gestaltet wurde. Man erhält eine Partitur sowie eine Einzelstimme, die nur den Marimba-Part enthält. Insgesamt eine gelungene Ausgabe. Der Preis geht dabei in Ordnung, da die Auflage sicherlich nicht allzu groß sein dürfte.
Ingo Andruschkewitsch
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