Musik an sich


Artikel
The Hooters: LIVE 20+16 Tour




Info
Künstler: The Hooters

Zeit: 23.06.2016

Ort: Nürnberg - Hirsch

Internet:
http://www.hootersmusic.com

Die Hooters sind mittlerweile wieder sehr fleißig live unterwegs. Pünktlich zur warmen Jahreszeit und zur Festivalsaison durchpflügen die Amis die deutschen Clubs und internationalen Festivalbühnen. Der Auftritt im Hirsch ist bereits seit Wochen ausverkauft und Kurzentschlossene gucken hier leider in die Röhre. Ich hätte das nicht gedacht, bin aber natürlich froh, bereits im Vorverkauf zugeschlagen zu haben. Selbst der Biergarten ist rappelvoll, mit diesem Andrang hab ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Wir schnappen uns rechtzeitig einen Platz in der Nähe der Seitentür. Je weiter man zur Bühne vorgeht, desto schwieriger wird es, einen Platz oder Sauerstoff zu bekommen.

Um 20.15 Uhr kommen die Hooters ohne Vorband oder anderen Schnickschnack auf die Bühne. Der Hirsch ist bereits jetzt ein Tollhaus, die Stimmung ist überwältigend. „I’m Alive“ eröffnet den munteren Hitreigen, bereits hier fangen die ersten Fans zu tanzen und mitsingen an. Ich wundere mich am Anfang ein bisschen über den Sound - irgendwas passt nicht! Es ist zu leise, aber ohne Ohrenstöpsel geht es sehr gut. Der Mischer hat einen glasklaren, für den Raum idealen Sound gezaubert.

Die Hooters sind bis in die Haarspitzen motiviert und haben das überaus feierlaunige Nürnberger Publikum von Beginn an im Griff. Motivieren brauchen die Jungs hier niemand. Mit „Day By Day“ nimmt die Party ihren Lauf. Die Musik spricht für sich und ein Großteil ihrer Fans kennt die Songs sowieso in- und auswendig. Dreh- und Angelpunkt Eric Bazilian zeigt bei „Private Emotion“ seine überaus guten Deutschkenntnisse und singt einen Teil des Liedes auf Deutsch. Außerdem teilt er dem Publikum mit, dass am Johannitag, der eben an dem Donnerstag ist, das Ende der Spargelzeit angebrochen ist. Hier hat er natürlich die Lacher auf seiner Seite - das macht ihn und die ganze Truppe so sympathisch.

„All You Zombies“ ist der erste Kracher, gleich danach folgt das überraschende Beatles-Cover „Lucy In The Sky With Diamonds“. Hier singt Gitarrist Tommy Williams die Hauptstimme. Der Typ kann sehr gut singen und hat es wirklich verdient, auch mal im Rampenlicht zu stehen. Einmal mehr wird hier deutlich, wie die Band auch als Einheit funktioniert. Hier passt jeder Einsatz sekundengenau und fast alle Musiker beherrschen gleich mehrere Instrumente. Hansdampf-in-allen-Gassen sind einmal mehr Bazilian und Hyman, die neben Flöte, Akkordeon, Keyboard, Gitarre, Ukulele auch noch Gitarre drauf haben.

So langsam zeigt der Partyfaktor der Songs ihre Wirkung. Die Enge, die Hitze und der knappe Sauerstoff treiben nach und nach einige Fans nach draußen, es entstehen teilweise große Lücken in der Konzerthalle. Die einzigen die nicht zu schwitzen scheinen sind die Musiker auf der Bühne. Ermüdungserscheinungen zeigt hier keiner. Ganz im Gegenteil, Schlagzeuger David Uosikkinen scheint großen Gefallen daran zu finden, seine Vorderleute trotz der widrigen Bedingungen wie ein Irrer anzutreiben. Sein Rhythmuskollege am Bass, Fran Smith Jr., lässt sich hier natürlich nicht lumpen und holt auch das Letzte aus sich heraus. „Der am besten angezogene Gitarrist im Rock-Business, Mr. John Lilley“ (O-Ton Eric Bazilian) ist der Meister der Lässigkeit. Er scheint völlig über den Dingen zu schweben und fügt sich mannschaftsdienlich in das Bandgefüge ein.

Mit „The Boys Of Summer“ und „500 Miles“ wird das Tempo ein wenig gedrosselt, bis mit „Karla With A K“, „And We Danced“ und dem überragenden „Satellite“ das Gaspedal noch mal richtig ordentlich durchgedrückt wird. Schonzeit geht anders, hier wird ordentlich gerockt. Dass es auch Rocker mal ein bisschen gemächlicher angehen lassen, zeigen die Hooters bei dem fabelhaften Akustik-Set, der ersten Zugabe. Hier widmen sie das witzige „Mr. Big Baboon“ keinem Geringeren als Donald Trump, dem amerikanischen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Der Gag kommt sehr gut an. Riesiger Beifall ist die Folge. Dann wird noch einmal der Damfphammer ausgepackt. Ein überwältigendes „Johnny B.“ und „Give The Music Back“ biegen knallhart in die Zielgeraden ein. Notbremsen oder ähnliches gibt es nicht. Rob Hyman merkt man seine gute Laune an. Er lässt sich vom aufgeheizten Publikum regelrecht anstecken und geht total aus sich heraus. Gesanglich ist er neben seinem „Partner In Crime“ Eric Bazilian wieder ein Garant für eine tolle Aufteilung der Gesangsharmonien. Bei „Time After Time“, den die Hooters zu ihrem eigenen Song machen zeigt er erneut, was für eine tolle und markante Stimme er hat.

„Pissing In The Rhine“ und „Major Tom (Völlig losgelöst)“ lassen das Publikum noch einmal alles geben, danach geht aber dann wirklich nix mehr. Als ich auf die Uhr schaue merke ich, dass insgesamt zweieinhalb Stunden gespielt wurden. Das kenne ich von der Band nicht, normalerweise ist nach zwei Stunden Sense. Der Hirsch bebt bis in seine Grundfesten. Alles klatscht, alles johlt. Die Band hat ihr Ziel erreicht und sämtliche Gäste begeistert.

Bei der Autogrammstunde, bei der riesiger Andrang herrscht, frage ich Gitarrist John Lilley, ob die zweieinhalb Stunden geplant waren. Er meint nur ganz cool, dass dies bei dieser Tour Standard ist und so beabsichtigt war. Auch der Rest der Truppe ist an Entspanntheit nicht zu überbieten und unterhält sich locker mit seinen Fans und unterschreibt alles, was ihnen unter die Nase gehalten wird. Ich fand den Gig bockstark. Bei der Hitze hätten sie auch ohne Probleme nach zwei Stunden aufhören können. Aber die Jungs ziehen ihr Ding durch und spielen 2,5 Stunden. Respekt!


Setlist:
1. I'm Alive
2. Hanging on a Heartbeat
3. Day by Day
4. Silver Lining
5. Private Emotion
6. South Ferry Road
7. All You Zombies
8. Lucy in the Sky With Diamonds
9. Where Do the Children Go
10. The Boys of Summer
11. Graveyard Waltz
12. 500 Miles
13. Karla With a K
14. Twenty-Five Hours a Day / Jigs 'N' Reels
15. Satellite
16. And We Danced
---
17. Deliver Me
18. Nervous Night
19. Until I Find You Again
20. Time Stand Still
21. Mr. Big Baboon
22. Give the Music Back
23. Johnny B
24. One of Us
25. Time After Time
26. Pissing in the Rhine
27. Major Tom (Völlig losgelöst)



Graßl. Stefan



 << 
Zurück zur Artikelübersicht
 >>