Musik an sich


Reviews
Scala & Kolacny Brothers

Solstice


Info
Musikrichtung: Pop / Chor

VÖ: 24.06.2016

(ATCO Records)


Scala & Kolancy Brothers mit ihrem Chor werden schon geraume Zeit mit ihren zumeist düster angelegten Bearbeitungen bekannter Rock- und Popstücke abgefeieret. Besonders im Kontext mit Film- oder Spielproduktionen sind sie ein gefragter Musiklieferant.

Zu ihrem 20-jährigen Bestehen gibt es nun ein amitioniertes neues Studioalbum mit 20 neuen Bearbeitungen. Darunter finden sich viele klangvolle Namen wie David Bowie, Genesis, Phil Collins, The Cure, Kate Bush, Eurythmics, Michael Jackson, R.E.M, aber auch Nine Inch Nails oder Muse und sogar Plastik-Pop wie die dänichen Aqua.

Die Beareitungen funktionieren immer nach dem selben Schema: ein intensives Klavier sorgt für die Musik und den Rest besorgt der Chor. Dass dies hier alles sehr professionell gemacht ist, steht außer Frage. Dass z.B. “Boys Don´t Cry“ in der hier vorgestellten, sehr melancholischen und balladesken Form ganz neue Facetten gewinnt, ist beachtenswert. “Cloudbusting“ von Kate Bush klingt hier so, wie es vielleicht (ohne Chor) als Demo bei Frau Busch geklungen hat und erreicht in dieser Fassung eine sehr intensive Stimmung.

Bei den schnelleren stücken erinnert mich das Ganze dann jedoch leider eher an den Schülerchor, der einst Extrabreits "Annemarie" veredelte. Es klingt überzogen und nicht wirklich ernstzunehmend. Vielleicht ist das natürlich auch gewollt. Bowies “Heroes“ wird dann leider zu einer saft- und kraftlosen Jammerballade. Das tut schon ein wenig weh, diesen Song als Fahrstuhlmusik mit schrägen Chorgesang zu hören. Das gilt auch für die fürchterliche Fassung von Springsteens “Hungry Heart“.

Vielleicht ist es auch einfach zu viel Material. Je länger das Album läuft, desto „gleicher“ klingt der Chor. Was mir fehlt sind mal spannende Ansätze, die den immer selben Klang durchbrechen. Sehr witzig hingegen klingt die sakrale Version des Plastkpop-Titels “Barbie Girl“ von Aqua.

Wie gesagt, handwerklich ist dieses Album auf hohen Niveau, manche Bearbeitungen sind jedoch einfach unspannend und wenig dynamisch. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier einen ganz großen neuen Trend nicht erkenne: Die Spannweite der hier vorliegenden Stücke liegt zwischen grandiose Neubearbeitung und Beleidigung des Originals, und insgesamt überwiegt leider die zweite Kategorie.



Wolfgang Kabsch



Trackliste
1Boys don´t cry
2 Sweet Dreams (are made of this)
3 All of me
4 Crash into me
5 Cloudbusting
6 Fat bottomed girls
7 Heroes
8 Hungry heart
9 Survival
10 Dirty Diana
11 The one I love
12 Piggy
13 Strong enough
14 Wake me up when September comes
15 Womanizer
16 Follow you, follow me
17 In the air tonight
18 Barbie Girl
19 I don´t like mondays
20 Black hole sun

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