Miles Davis
At Newport 1955-1975, The Bootleg Series Vol. 4
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Eines der wohl wichtigsten Jazzfestivals der Welt, das Newport Jazz Festival in Rhode Island wurde am 17.Juli 1954 erstmalig initiiert, von George Wein ins Leben gerufen.
Auch Miles Davis war regelmäßig Gast dort als auch bei den Veranstaltungen außerhalb der Vereinigten Staaten durchgeführt wurden, als Newport Jazz Festival In Europe.
Als Widmung an den Musiker ist nun das vierte Päckchen in der Bootleg-Serie erschienen.
Die Zeitspanne zwischen 1955 und 1975 zeigt eindrucksvoll auf, wie sich der Jazz im Allgemeinen und Miles Davis im Besonderen im Laufe der Jahre entwickelten.
War es noch 1955 der Bebop, der ein Jahr zuvor einen seiner Größten, Charlie Parker verloren hatte, so sind drei weitere wichtige Phasen in den nachfolgenden Konzertaufzeichnungen aufgezeigt worden.
Nun zu dieser Veröffentlichung, die auf vier CDs verteilt folgende Auftritte verzeichnet:
CD 1:
Tracks 1-4 from July 17, 1955, Newport Jazz Festival, Newport, RI
Tracks 5-11 from July 3, 1958, Newport Jazz Festival, Newport, RI previously released on At Newport 1958, Columbia, 1964
CD 2:
Tracks 1-6 from July 4, 1966, Newport Jazz Festival, Newport, RI
Tracks 7-12 from July 2, 1967, Newport Jazz Festival, Newport, RI
CD 3:
Tracks 1-3 from July 5, 1969, Newport Jazz Festival, Newport, RI
Tracks 4-9 from November 1, 1973, Newport Jazz Festival in Europe, Berlin
Track 10 from July 1, 1975, Newport Jazz Festival, Avery Fisher Hall, New York, NY
CD 4:
All tracks from October 22, 1971, Newport Jazz Festival in Europe, Neue Stadthalle, Dietikon, Switzerland
Dieses sind etwa 296 Minuten Musik, von denen etliche Aufnahmen bisher bereits veröffentlicht wurden, gleichwohl es aber fast vier Stunden an bis dato unveröffentlichter Musik, als Quellenangabe wird im Booklet wie folgt genannt: “Tape Source from the collection of the Producers“.
Im Wesentlichen sind das die Aufnahmen der zweiten CD und jene der vierten mit den Aufnahmen des SRF(Schweizer Radio und Fernsehen).
1955 war einer der Vorreiter des Bebop, und gleichzeitig einer der kreativsten und ungewöhnlichsten Musiker des Jazz dabei, und prägte sowohl mit seinen Kompositionen als auch seinem Stil die Aufnahmen vom 17.Juli, Thelonious Monk, angekündigt als “The High Priest Of Bop“. Gleichzeitig wurde Parker mit dessen Komposition Now’s The Time Referenz erwiesen.
Die vom Organisator George Wein zusammengestellte Band war unter heutigen Gesichtspunkten eine ‘Supergroup‘, und dieser Auftritt, eine Jamsession, sollte letztlich für denTrompeter den Durchbruch bringen, denn der Besitzer des Plattenlabels Columbia war in Newport im Publikum, und von Davis‘ Auftritt so begeistert, das er ihm einen Plattenvertrag anbot.
Bereits mit den Aufnahmen aus 1958 hatte sich stilistisch eine Hinwendung zum Hard Bop ergeben, das Meisterwerk Kind Of Blue stand vor der Tür und mit John Coltrane war einer der ganz Großen auf dem Tenorsaxofon an Bord. Und so kann er seine schnellen Läufe, die “Sheets Of Sound“ bereits voll ausleben, man beachte hier bitte Straight No Chaser.
Auf CD 2 präsentiert sich das „zweite klassische Quintett“, mit dem der Trompeter lange zusammenblieb und als Ergebnis viele hervorragende Platten nachweisen konnte. Als Fan guten Schlagzeugspiels bin ich natürlich begeistert über weitere Beispiele des hervorragenden Stils des jungen Tony Williams, der dieses sogleich mit der Eröffnung, Gingerbread Boy, eindrucksvoll unter Beweis stellt. All Blues, sieben Jahre zuvor in einer betörend ruhigen Version geboten, zieht hier ungewohnt im Tempo an und wird nun ganz anders im Ausdruck.
Das gleiche gilt im Übrigen für So What.
Interessant ist es‚ die Einspielungen von ‘Round Midnight im Abstand von 12 Jahren miteinander zu vergleichen. 1955 spielt Davis mit leicht kratzig und rauem Sound, und mit dem Komponisten am Piano als besonderes Merkmal, steht dem gegenüber die Aufnahme aus 1967, die mit einem alleinigen Trompeteneinstieg beginnt und stärker geprägt ist vom mittlerweile entwickelten und weiterentwickelten modalen Sound, und Herbie Hancock spielt völlig anders als Monk. Mir gefällt die alte Einspielung viel besser, drückt sie die Aussage des Titels besser aus, die neue ist wesentlich hektischer und wilder.
Bereits zwei Jahre später hatte der Trompeter dem typischen Jazz abgeschworen und seine eigene Art der Entwicklung von Fusion vorangetrieben, hier dargestellt in einer reduzierten Bandbesetzung als Quartett. Noch immer spürt man den Ausdruck der letzten Jahre, doch der Drummer Jack DeJohnette treibt bereits mit harten Schlägen Rockrhythmen in die groovende Musik.
Aus technischen Gründen wurde auf die Chronologie verzichtet, daher ziehe ich nun die Aufnahmen der vierten CD vor, 1971 in der Schweiz entstanden. Und hier ist der radikale Wandel zu einem ganz neuen Sound ohrenfällig. Hier hat man sich vom typischen Sound des Jazz der Sixties verabschiedet, die Rockelemente werden klar herausgestellt, allein durch das harte Schlagzeugspiel, auch die Besetzung hatte sich im Laufe der Jahre ständig verändert, Keith Jarrett war noch dabei und widmete sich noch intensiv dem Einsatz des elektrischen Pianos, dem er später völlig abschwören sollte. Er war einer der wenigen Musiker aus einer der Bandbesetzungen des Trompeters, die sich nachfolgend nicht in Richtung Fusion/Jazz-Rock weiterentwickelten. Höhepunkt dieses Konzerts ist das gut fünfundzwanzigminütige Funky Tonk.
Zurück zur dritten CD, die mit den Titeln 4-9 das Jahr 1973 und mit dem letzten Song 1975 abbildet.
Hier gibt es nun keinen der zahlreichen Keyboardspieler als soundbestimmende Elemente mehr, außer, dass Davis gelegentlich die Orgel bediente, und anstelle dessen wählte er nun zwei Elektro-Gitarristen aus, die nun noch mehr Rockfeeling einbrachten, und laut wurde es bisweilen, etwas, was sich später noch steigern sollte, wie auf Aufnahmen der Platten Agharta und Pangaea dokumentiert.
Und der Trompeter selbst machte nun intensiven Gebrauch vom Wah-Wah-Pedal für sein Instrument. Obwohl er sich eigentlich nie ganz dem Free Jazz zuwandte, kann man hier teilweise ein für die Ohren ungewöhnliches Durcheinander im Sound erleben, außer der Rhythmussektion, die oft unbeirrbar ihr Fundament aufbaute, auf dem sich die Solisten austoben konnten.
Der letzte Track der dritten CD in recht schlechter Klangqualität und kann insofern nur der Dokumentation dienen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
CD 1
1 Spoken Introductions by Duke Ellington and Gerry Mulligan (1:27)
2 Hackensack [Monk] (8:02)
3 ‘Round Midnight [Monk/Williams/Hanighen] (6:12)
4 Now’s the Time [Parker](8:48)
5 Spoken Introduction by Willis Conover (2:15)
6 Ah-Leu-Cha [Parker] (5:53)
7 Straight No Chaser [Monk] (8:48)
8 Fran-Dance [Davis] (7:13)
9 Two Bass Hit [Lewis/Gillespie] (4:11)
10 Bye Bye Blackbird [Dixon/Henderson](9:11)
11 The Theme [Davis] (2:49)
CD 2
1 Gingerbread Boy [Heath](8:30)
2 All Blues [Davis] (10:27)
3 Stella by Starlight [Washington/Young] (7:58)
4 R.J. [Carter] (6:21)
5 Seven Steps to Heaven [Feldman/Davis] (4:46)
6 The Theme [Davis]/Closing Announcement by Leonard Feather (2:17)
7 Spoken Introduction by Del Shields [0:38)
8 Gingerbread Boy [Heath] (8:43)
9 Footprints [Shorter] (7:53)
10 ‘Round Midnight [Monk/Williams/Hanighen] (6:42)
11 So What [Davis] (8:18)
12 The Theme [Davis]/Closing Announcement by Del Shields (0:20)
CD 3
1 Miles Runs the Voodoo Down [Davis (10:21)
2 Sanctuary [Shorter] (3:53)
3 It’s About That Time/The Theme [Davis](9:40)
4 Spoken Introduction by Ronnie Scott/Band Warming Up/Voiceover Introduction (0:37)
5 Turnaroundphrase [Davis] (10:57)
6 Tune In 5 [Davis] (4:12)
7 Ife [Davis](13:55)
8 Untitled Original (11:31)
9 Tune In 5 [Davis] /Closing Announcement by Ronnie Scott (6:06)
10 Mtume [Davis] (6:57)
CD 4
1 Directions [Zawinul] (13:06)
2 What I Say [Davis] (10:43)
3 Sanctuary [Davis] (3:43)
4 It’s About That Time [Davis] (13:21)
5 Bitches Brew [Davis] (11:56)
6 Funky Tonk [Davis] (25:43)
7 Sanctuary [Shorter] (1:15)
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Besetzung |
Miles Davis (trumpet – all tracks, organ – CD 3, CD 4)
Zoot Sims (tenor saxophone – CD 1, #1-4)
Gerry Mulligan (baritone saxophone – CD 1, #1-4)
Thelonious Monk (piano – CD 1, #1-4)
Percy Heath (bass – CD 1, #1-4)
Connie Kay (drums – CD 1, #1-4)
Cannonball Adderley (alto saxophone – CD 1, #5-11)
John Coltrane (tenor saxophone – CD 1, #5-11)
Bill Evans (piano – CD 1, #5-11)
Paul Chambers (bass – CD 1, #5-11)
Jimmy Cobb (drums – CD 1, #5-11)
Wayne Shorter (tenor saxophone – CD 2)
Herbie Hancock (piano – CD 2)
Ron Carter (bass – CD 2)
Tony Williams (drums – CD 2)
Chick Corea (electric piano – CD 3, #1-3)
Dave Holland (bass – CD 3, #1-3)
Jack DeJohnette (drums – CD 3, #1-3)
Dave Liebman (soprano and tenor saxophones – CD 3, #4-9)
Pete Cosey (guitar/percussion – CD 3, #4-10)
Reggie Lucas (guitar – CD 3, #4-10)
Michael Henderson (electric bass– CD 3, #4-10, CD 4)
Al Foster (drums – CD 3, #4-10)
James Mtume Forman (percussion – CD 3, #4-10, CD 4)
Sam Morrison (soprano and tenor saxophones – CD 3, #10)
Gary Bartz (soprano and alto saxophones – CD 4)
Keith Jarrett (electric piano/organ – CD 4)
Ndugu Leon Chancler (drums – CD 4)
Don Alias (percussion – CD 4)
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