Was Kobra And The Lotus von der Armada an anderen Metalbands unterscheidet: der Gesang ist weiblich. Wer jetzt allerdings befürchtet, dass wir es hier mal wieder mit der üblichen Gothic-Symphonic-Trällerelsen-Mucke zu tun haben, dem kann man Entwarnung geben. Denn die Kanadier spielen kernigen, nach vorne gehenden Heavy Metal ohne Gesäusel und übertriebener Romantik. Bretthart und peitschend ist die Mucke, welche so einige ins Power Metal-Fach einsortieren würden. Allerdings kommen Kobra Paige und ihre Mannen auch ohne Kinderliedmelodien aus und setzten vielmehr auf kraftvolle Rhythmen und ebenso kraftvollen Gesang.
Der ist auch das Highlight der Band. Denn das Songwriting ist - obwohl nicht selten relativ hymnisch - oft ein wenig austauschbar. Das fällt zuerst aber gar nicht so arg auf, denn die Band lässt einen mit der Power-Harke nicht wirklich los. Die Eröffnung „50 shades of evil“ ist dabei eine gute Visitenkarte und Schablone für den Rest des Albums. Mit Ausnahme des balladesk beginnenden „Sanctuary“ wird ganz schön Druck aufgebaut. Dabei geht der Schlagzeuger stellenweise fast schon zu euphorisch zu Werke und macht die Gitarrenarbeit etwas platt. Das ist schade, denn diese ist generell schon nicht so abwechslungsreich.
Das klingt jetzt vielleicht etwas negativer als es tatsächlich ist. Denn am Ende ist das zweite Album der Band immer noch ein recht frisch klingendes Stück Heavy Metal - nur eben nicht wirklich außergewöhnlich. Vor allem der gute Gesang lässt aufhorchen und auf dem nächsten Festival animiert man mit seinem Sound der alten Schule im neuen Gewand sicherlich den einen oder anderen zum Fäusterecken. Kann man mal reinhören.