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„The Beast“ live in München: Paul Di’Anno
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Es geht heute nach München, um den ersten Sänger der wohl weltweit erfolgreichsten Heavy Metal Band aller Zeiten - Iron Maiden - live zu sehen. Viel verspreche ich mir nicht von dem Auftritt, da Paul Di’Anno nach seiner Maiden-Zeit musiktechnisch nicht weiter relevant war.
Um 20:30 Uhr erschallt aus dem Club das Intro „The Ides Of March“ der zweiten Iron Maiden-Scheibe und seine Begleitband stehen bereits auf der Bühne des winzigen Rockclubs. Von der Begleitband ist mir kein einziger Musiker wirklich bekannt. Der Schlagzeuger ist ein alter Spezi von Paul, er hat wie er einige Hells Angels-Tattoos. Der Sound ist zu Beginn noch etwas schwammig, bessert sich aber sehr schnell. Mit dem Brecher „Wrathchild“ geht’s los - Maiden rules! Natürlich sind es genau diese Songs, die das Publikum hören will und die Stimmung ist von Beginn an sehr gut. Mit „Prowler“ kommt gleich der nächste Maiden-Song und die Menge tobt. Paul Di’Anno, der laut einem Fan mit dem Krückstock die Treppen zu dem Club hinauf gestiegen ist, steht wie angewurzelt auf der Bühne. Offensichtlich hat er Schmerzen im Bein. Aber innerlich tobt, brüllt, schreit und schwitzt er sich die Seele aus dem Leib. Paul hat eine riesige Bühnenpräsenz und man kann sich nur zu gut vorstellen, dass er früher bei Maiden alles in Schutt und Asche gelegt hat. -Stimmlich ist er wirklich ausgezeichnet - Paule gibt alles!
Die Begleitband ist bis in die Haarspitzen motiviert, allesamt Könner an ihren Instrumenten und sie peitschen sich gegenseitig zu Höchstleistungen hoch. Ich glaube nicht, dass Iron Maiden damals die Songs so brutal und so schnell gespielt haben. Zwischendurch wird immer wieder ein Killers- bzw. Battlezone-Song gestreut. Diese Songs sind vielleicht nicht so bekannt, werden aber von der Band und Paul genauso enthusiastisch rausgewatscht. Ab und zu wird ein Instrumental eingestreut, was insgesamt in Ordnung geht. „Remember Tomorrow“ wird dem kürzlich verstorbenen Deep Purple-Keyboarder Jon Lord gewidmet. Eine feine Geste, für die er vom Publikum sehr viel Applaus bekommt. Zwischendurch bringt Paul ziemlich deftige Ansagen, in denen es um Drogen, Sex usw. geht. Syrische Politiker kommen sehr schlecht dabei weg und Amerikaner mag er offensichtlich auch nicht. Er bringt diese Ansagen immer mit einem gewissen Augenzwinkern. Trotzdem kann man davon ausgehen, dass er ziemlich viel davon selber erlebt hat.
Der Alex Harvey-Kracher „Faith Healer“ wird ein beinhartes Metal-Korsett verpasst und Paul singt den Song, als wäre es sein eigener. Hammer, für mich eines der Highlights des Konzerts. Ein fulminantes „Killers“ und eine Wahnsinnsversion von „Phantom Of The Opera“ lassen das Dach der Halle bedrohlich wackeln. Es ist irre, was die Jungs auf der Bühne abziehen! „Running Free“ beendet den regulären Teil. Nach einer kurzen Pausenzigarette und einem ausgetauschten Schlagzeugfell (eins davon wurde von dem „Tier“ am Schlagzeug zu Brei gedroschen) werden noch zwei Zugaben gespielt: „Transylvania“ und eine brettharte, irre schnelle Version des Ramones-Klassikers „Blitzkrieg Bop“. Danach ist definitiv Schluss, es gibt rasenden Applaus der vielleicht 100 meist in Maiden-Shirts gekleideten Gäste und die Band verlässt die Bühne. Der Schlagzeuger verkündet noch auf der Bühne, dass in Kürze Autogramme geschrieben werden. Auch diese Geste wird sehr freudig von den Fans aufgenommen.
Fazit: Insgesamt ein wirklich grandioses, aggressives und energiegeladenes Konzert einer Legende, mit dem ich in dieser Intensität sicher nicht gerechnet hätte. Paul Di’Anno rules!
Setlist:
The Ides of March
Wrathchild
Prowler
Marshall Lockjaw
Murders in the Rue Morgue
Strange World
The Beast Arises
Children of Madness
Genghis Khan
Remember Tomorrow
Faith Healer
A Song for You
Charlotte the Harlot
Killers
Phantom of the Opera
Running Free
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Transylvania
Blitzkrieg Bop
Stefan Graßl
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