Musik an sich


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Blackmore's Night: A Knight in Abenberg




Info
Künstler: Blackmore's Night

Zeit: 04.07.2012

Ort: Abenberg - Burg Abenberg

Fotograf: Luis Hoyo

Internet:
http://www.blackmoresnight.com

Ritchie Blackmore ist nun bereits seit 1997 mit seiner Frau Candice Night und seiner Band als Blackmore’s Night erfolgreich unterwegs. Besonders passend sind die Konzerte der Formation bei Veranstaltungsorten mit mittelalterlichem Flair, so wie auf der Burg Abenberg bei Nürnberg. Auf der momentanen Tour wird das vor zwei Jahren veröffentlichte Album Autumn Sky und das aktuelle Livealbum A Knight In York beworben.

Bei bestem Wetter und einer herrlichen Kulisse legt die „Vorband“, die aus zwei Musikern besteht, los. Die beiden Stand-up-Comedians mit mittelalterlichen Instrumenten schaffen es spielend, das Publikum bei Laune zu halten. Es werden bei einer Spielzeit von 45 Minuten lediglich drei Songs gespielt - aber die haben es in sich. Vor allem die Wortspielereien und die witzige Art mit dem Publikum zu agieren kommen sehr gut an. Allerdings sind einige Seitenhiebe auf Leute im Publikum etwas zu derb - hier fehlt manchmal ein bisschen das Feingefühl und mancher „Derbleckter“ war nicht besonders amüsiert über die Späße.

Nach einer kurzen Pause legen um 21.30 Uhr BLACKMORE’S NIGHT los. Mit dem Song „Locked Within The Crystal Ball“ vom Vorgängeralbum Secret Voyage steigen Richard „Schwarzmeer“ und seine Truppe ein. Der Sound ist zu Beginn noch etwas ungenau ausdifferenziert. Die Violine ist sehr laut und Ritchies akustische Gitarre kaum zu hören. Dies ist vor allem bei diesem Song etwas schade, denn auf der Studioversion ist hier massiv E-Gitarre vorhanden. Mit der akustischen Gitarre klingt der Song etwas dünn. Candice Night ist sehr gut bei Laune und bei Stimme und bereits mit dem dritten Song „Under A Violet Moon“ ist das Publikum auf der Abenberg begeistert. Ritchie Blackmore ist auf der Bühne alles andere als ein Stimmungsmacher und verbreitet manchmal einen geradezu miesepetrigen Eindruck. Teilweise beweist sogar er Humor und präsentiert sich an diesem Abend überaus fannah. Ein Fan in der ersten Reihe prostet ihm zu und schreit: „I’m from America“. Darauf antwortet Mr. Blackmore zuprostend: „I’m from England“. Er verteilt sogar Bier im Publikum und klatscht mehrmals die Fans in den ersten Reihen ab. Sollte dies bereits ein Anflug von Altersmilde sein?

„Soldier of Fortune“ lässt die alten Deep Purple-Zeiten wiederauferstehen. Nach dem Instrumental „Durch den Wald zum Bachhaus“ legt die Band einen längeren Solopart ein, bei dem Ritchie und Candice die Bühne für längere Zeit verlassen. Die Musiker die die Band begleiten sind allesamt sehr gut - aber ziemlich blass ohne ihre prominenten Namensgeber. So gestalten sich die Solos zwar als musikalisch gut, im Gesamtkontext aber völlig überflüssig und außerdem viel zu lang! Gänsehautfeeling pur kommt bei „Diamonds And Rust“ auf, bei dem Candice Night wirklich phänomenal singt. Das anschließende „Ghost Of A Rose“ kommt ebenfalls sehr gut an. Danach flacht das Konzert wieder ab, da Ritchie und Candice die Bühne verlassen und ihre Band wieder ziemlich planlos vor sich hin dudelt. Man hat das Gefühl, dass sie halt die Zeit totschlagen müssen bis der Maestro und seine Holde wieder bereit sind, weiter zu machen. Das Ganze endet in einem „Überraschungsauftritt“ des Keyboarders, der sich als Lady Gaga verkleidet hat. Soll witzig gemeint sein, braucht jedoch kein Mensch wirklich.

Die Band spielt den Song „Highland“ an und Ritchie samt Maid kommt wieder zurück auf die Bühne. Ritchie kommt jedoch nicht alleine: er hat seine weiße Fender Stratocaster mitgebracht! Mit einem Supersound und ziemlich großer Spielfreude drückt er dem Song einen rockigen Stempel auf. Ritchie fetzt durch das Stück und spielt dabei ein wirklich starkes Solo. Bei dem anschließenden „Journeyman“ lässt es Ritchie mehrfach krachen und zieht ein Solo der Extraklasse ab. Dabei merkt man ihm sichtlich an dass es ihm immer noch Spaß macht, ein bisschen Krach zu machen - und vor allem zu rocken! „Loreley“ bildet nach drei Songs leider schon viel zu früh den Abschluss der „elektrischen Phase“. Das Publikum ist sichtlich begeistert und applaudiert frenetisch. Überhaupt muss man sagen, dass die anwesenden Fans ziemlich begeistert von der ganzen Veranstaltung sind. Manchmal krieg ich es jedoch ein bisschen mit der Angst zu tun. Bei manchen Songs stehen sämtliche Anwesenden auf und es macht den Anschein, als ob sie schunkeln. Das erinnert mich dann doch ein bisschen zu sehr nach Karl Moiks „Musikantenstadel“ und ich erschauere. Oder wie es Meister Moik selbst unter Einfluss von Schmerzmitteln immer zu sagen pflegte: „Servus, pfia Gott und auf Wiedersehn’…“.

Mit „Renaissance Faire“ wird an diesem Abend auch mein momentaner Lieblingssong der Band gespielt, der mittlerweile auch schon einige Jahre auf dem Buckel hat. „Wind In The Willows“ erhöht wieder den gefährlichen Schunkelfaktor, bringt jedoch auch viel Stimmung in die Bude. Nach dem Song kommt ein Roadie zu Mr. Blackmore und flüstert ihm irgendetwas ins Ohr, was den Maestro sichtlich verärgert. Es werden noch drei Songs vom neuen Album gespielt, die allesamt sehr gut ankommen und sich gut in die Klassikerliste eingefügt haben. Nach fast zwei Stunden und dem Song „The Clock Ticks On“ endet das Konzert ohne jede Zugabe total unvorgesehen und sehr abrupt. Mr. Blackmore und Candice erwähnen noch irgendetwas von wegen „Sie müssen jetzt aufhören, der Veranstalter hat ihnen das erst kurz vor dem Konzert gesagt“ usw. Ritchie klatscht noch einmal die Fans in der ersten Reihe ab und mit einem Affenzahn verlassen Blackmore’s Night die Bühne auf Burg Abenberg. Es gibt viel Applaus, obwohl einige Besucher enttäuscht sind, dass es nicht zumindest eine Zugabe gegeben hat.

Was mich am meisten ärgert: Jeder Band wird im Normalfall vorher gesagt, wie lange sie spielen darf. Vor allem bei Blackmore’s Night wird dies öfter der Fall sein, da sie nicht in konventionellen Konzertsälen, sondern auf Burgen, in Schlossgräben usw. spielen. Von daher finde ich es ziemlich daneben, den schnellen Konzertabbruch auf den Veranstalter zu schieben. Außerdem ist die Setlist an diesem Abend nicht sehr abwechslungsreich geraten. Vom neuen Album waren es meiner Meinung nach zu viele Stücke gespielt und Songs wie „Locked Within The Crystal Ball“ sind durchaus verzichtbar. Wenn ich darüber hinaus schon weiß, dass ich früher aufhören muss könnte man durchaus auch die vielen zu langen Soli weglassen und stattdessen ein paar Songs mehr spielen.

Fazit: Musikalisch ein wirklich sehr gutes Konzert, aber das abrupte Ende und die etwas merkwürdige Songauswahl sowie das Fehlen von Liedern wie „Home Again“, „Fires At Midnight“ oder „Rainbow Blues“ schlagen negativ zu Buche.


Setlist:
Locked Within the Crystal Ball
Queen for a Day, Part I
Queen for a Day, Part II
Under a Violet Moon
Soldier of Fortune
Durch den Wald zum Bach Haus
Band Instrumental
World of Stone
Diamonds & Rust
Ghost of a Rose
Band Instrumental
Highland
Journeyman
Loreley
All the Fun of the Fayre
Renaissance Faire
Wind in the Willows
Darkness
Dance of the Darkness
Barbara Allen
Toast to Tomorrow
The Clock Ticks On




Stefan Graßl



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