Panama Picture
Oh Machine
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Bereits 1986 hat die Theologin Dorothee Sölle in ihrem New Yorker Tagebuch gegen Post-Kategorien polemisiert. Sie dachte dabei zwar nicht an Post-Rock, sondern an Post-Marxisten und feministische Theologinnen, die sich als post-christlich bezeichneten.
Sölle kritisierte dabei, dass eine Post-Kategorie eigentlich nichts aussagt, außer dass irgendetwas (z.B. das Christentum der 80er Jahre) bestimmten Menschen offenbar nicht mehr ausreicht. Was sie stattdessen wollen, sagt der Begriff nicht; höchstens noch, dass sie in welcher Weise auch immer, das Vergangene doch nicht ganz los lassen wollen.
Zufälliger Weise hatte ich Oh Machine gerade in der Mache, als ich dieses alte Buch von Sölle las. Und was Sölle über Post-Phänomene sagt, passt hervorragend auch auf Panama Picture. Es ist Fleisch vom Rock, aber Rock ist es nicht mehr. Und was es sein will, verrät es uns auch nicht.
Nehmen wir als Symptom einfach das Stück „amanaplanaCanalpanama“, das sich herrlich zum Lästern eignet. Ein Kanal ist so etwas wie ein Fluss, ohne Leben; ein Fluss, der steht und nicht lebt. Genauso wirkt „amanaplanaCanalpanama“, das schon im Titel auszudrücken scheint, dass es nicht weiß, in welche Richtung es nun eigentlich gehen soll.
Das gilt aber auch für die meisten anderen Stücke.
Die Hoffnungsschimmer, die „Paper City“ mit seinem bei Rush abgekupfertem Sound am Anfang aufleuchten lässt, verfliegt genauso schnell, wie sanfte Atmosphäre zu Beginn von „Goldfisch“.
Im Mittelpunkt stehen bei Panama Pictur die Gitarren. Sehr synthetisch oder elektronisch, wie es das Line up nahe legt, wirkt Oh Machine nicht. Harte Riffs, die Andeutung von Aggression (die nie ausbricht) und eine im Wesentlichen düstere Atmosphäre knüpfen an Alternative-Bands an.
Panama Picture beschränken sich allerdings darauf Atmosphären zu erschaffen, die kurz aufhorchen, aber auch genauso schnell wieder abschalten lassen, weil nichts passiert. Oh Machine bleibt fast durchgehend eine vorbereitete Bühne, die nicht betreten wird.
Und dann wird diese sich selbst genügende Bühne auch noch massiv in Frage gestellt. Sehr häufig ist es die fast immer überanstrengt wirkende Stimme, die das was man aufzubauen versucht hat, wieder niederreißt. Manchmal vermutet man, dass hier Leiden inszeniert werden sollen. Heraus kommt allerdings nur ein emotionsfreies Jammern.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Insomnia | 3:58 |
2 |
Paper City | 11:04 |
3 |
Goldfisch | 7:49 |
4 |
Coal | 5:12 |
5 |
amanaplanaCanalpanama | 4:02 |
6 |
The Antikythera Mechanism | 9:49 |
7 |
If she had known / Epilogue | 9:00 |
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Besetzung |
Jamnes Eschrich (Dr, Elektronik)
Robin Helm (Git, Voc)
Nele Backhaus (B)
Tim Gabriel (Keys, Elektronik)
Stephan Eschemann (Git, Voc)
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