Dennis Schütze
B-Sides & Rarities
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Üblicherweise sind wir hier meist dabei, speziell die texanische Musikszene zu durchforsten, um nach hochklassigem Country, Country Rock oder nach American Songwriter Musik Ausschau zu halten. Es ist erfreulich, dass es aber auch hierzulande Künstler gibt, die das Feeling dieser Musik im Blut haben und so gekonnt rüber bringen, dass es auch für unsere verwöhnten Ohren ein Spaß ist zu zuhören. Eine dieser rühmlichen Ausnahmen ist der in Würzburg lebende Singer/Songwriter Dennis Schütze.
Sein letztes Studioalbum Shine like gold, das auf ganzer Linie überzeugte, hatten wir hier bereits vorgestellt. Jetzt ist er mit einem neuen Werk am Start, das unter dem Titel B-Sides & Rarities erschienen ist. Wie der Titel schon verrät, handelt es sich hier um Neuaufnahmen früher veröffentlichter Songs und Klassiker, die es Wert sind, sie in frischem Anstrich neu zu präsentieren.
Im Einzelnen:
Mit dem Bob Dylan-Klassiker „Wagon Wheel“ ist ein feiner Einstieg in dieses Album gefunden.
Der Titel findet wunderbar locker und unverkrampft seinen Weg ins Ohr. Transparent arrangiert überzeugt hier wie gewohnt die gekonnte Gitarrenarbeit und das munter im Hintergrund wirkende Banjospiel.
Es ist zum einen mal wieder diese unbekümmerte Spielfreude, die man hier und bei allen anderen Stücken zu spüren bekommt, die dafür sorgt, dass die Songs sehr authentisch rüber kommen. Zum anderen ist es die einfühlsame Gesangsstimme von Dennis Schütze, die zu diesem Musikstil einfach passt wie die Faust auf's Auge.
Titel Nummer Zwei präsentiert mit „Pictures in my mind“ eine bluesige Ballade, die vom Stil her irgendwie etwas an Eric Clapton erinnert. Bei diesem atmosphärischen Song beweist Jochen Volpert mit seinem virtuosen E-Gitarren-Spiel sein Können und drückt damit dem Titel seinen ganz besonderen Stempel auf. Der starke Song macht jede Menge Laune auf mehr.
Auch „Box #10“ strömt sehr melodisch und locker-flockig aus den Boxen, lässt die Fans von gepflegtem Akustikgitarren-Spiel voll auf ihre Kosten kommen und hat das Zeug zum Ohrwurm.
„Shine like gold“ bietet eine überraschende, kreative Neuauflage des Titelsongs der letzten CD. Aber man muss schon genau hinhören, um auf Anhieb zu erkennen, dass es sich hier tatsächlich um den selben Song handelt. Denn diesmal wurde gleich ein paar Gänge zurück geschaltet und so erscheint der Titel nun in ruhiger Gestalt einer gelungenen, sehr gefühlsbetonten Ballade die von Saxophon-Klängen durchzogen ist, welche aber für den einen oder anderen Geschmack wohl etwas sehr gewöhnungsbedürftig sind. Dadurch entfernt sich der Song diesmal auch vom Americana/Folk-Charakter der Vorversion.
Über mangelnde Abwechslung kann man sich bei diesem Album jedenfalls auch nicht beschweren, denn mit dem aus den 40er-Jahren stammenden Country-Klassiker „Tennessee Waltz“ schlägt man dann wieder komplett andere Töne an. Mit schönem Harmoniegesang und satt twangenden Gitarrenklängen wird dieser Song frisch und mit sehr viel Einfühlungsvermögen präsentiert. Man verzichtet hier auf eine spektakuläre Neuinszenierung, sondern behält den ursprünglichen Charakter des Titels bei, was sehr gut gelungen ist.
Das Album bleibt auch im weiteren Verlauf sehr abwechslungsreich, und auch wenn man nicht jeden Titel im Detail durchgehen kann, wollen wir hier dann doch noch ein paar ansprechen.
Der bluesige Titel „Cinzia“ etwa sollte hier nicht unerwähnt bleiben, er zählt zu den Highlight des Albums und glänzt mal wieder durch mitreißenden Gitarrensound.
Locker und unbeschwert geht der Song „Leave the blues behind“ in die Beine und bringt dabei unverkrampften Americana-Sound an den Tag.
Mit dem Traditional „Wayfaring stranger“ kommt man dann wieder beim Country an. Der sehr hörenswerte Titel wird mit viel Einfühlungsvermögen dargeboten, glänzt mit feinem Harmoniegesang und hat wieder eine neue Überraschung im Schlepptau. Denn auf die Idee, hier eine singende Säge in den Titel einzubauen, muss man erst einmal kommen, an musikalischer Kreativität fehlt es Dennis nun wirklich nicht.
Der Klassiker „Hey Joe“ ist ein weiteres Sahneteil auf dieser Scheibe, gesanglich hervorragend umgesetzt steckt es voller Power und Spielfreude. Was Jochen Volpert hier wieder aus seiner E-Gitarre herausholt ist phantastisch und ein Fest für die Ohren, das ist Extraklasse!
Den würdigen Abschluss des Albums bildet dann mit „The weakness of your smile“, ein melodisch weich fließender, entspannter und wiederum sehr gefühlsbetonter Titel im typischen American Songwriter-Stil.
Fazit:
Ein Album, das sich durchweg aus Neuaufnahmen früherer Werke zusammenstellt, kann man natürlich nicht in direkten Vergleich mit einer Produktion wie der Vorgänger-CD Shine like gold stellen. B-Sides & Rarities ist ein bunter, abwechslungsreicher Mix aus eigenen Stücken und bekannter Klassiker, Songs verschiedener Stilrichtungen, die man dann aber trotzdem gekonnt unter den Hut Singer/Songwriter-Musik bringt. Es macht viel Spaß hier zu zuhören, denn Dennis Schütze, Jochen Volpert und Tommi Tucker überzeugen durch jede Menge ungezwungene Spielfreude, das nötigen Fingerspitzengefühl und präsentieren schön transparente, nicht zu überladene Arrangements. Gesanglich wie vor allem auch instrumental gibt es hier absolut nichts zu meckern, da wird schon mit ganz feiner Klinge geschwungen. Alle Fans von ehrlicher, handgemachter Musik und vollem Gitarrensound werden an diesem hörenswerten Album ihre Freude haben, das jede Menge American-Feeling verströmt.
Gerald Halbig
Trackliste |
1 | Wagon Wheel | 5:16 |
2 |
Pictures in my mind | 4:44 |
3 |
Box #10 | 3:36 |
4 |
Shine like gold | 4:21 |
5 |
Tennessee Waltz | 3:48 |
6 |
I think it's gonna work out fine | 4:02 |
7 |
Cinzia | 3:59 |
8 |
Leave the Blues behind | 3:27 |
9 |
Wayfaring stranger | 4:37 |
10 |
Hey Joe | 5:13 |
11 |
Papa's Waltz | 2:32 |
12 |
The weakness of your smile | 4:24 |
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Besetzung |
Dennis Schütze - vocals, guitar & banjo
Jochen Volpert - electric guitar
Tommi Tucker - electric double bass
Jan Hees - drums & percussion
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