Piazzini, Carmen
Piazzini meets Mozart
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Als diese Doppel-DVD auf meinem Schreibtisch lag, dachte ich nur: „Das ist eine Wucht“. Neben dem Fakt, dass es sich um zwei DVDs mit einer gesamten Audiospieldauer von 16 Stunden, 36 Minuten und 5 Sekunden handelt, beeindruckt das Äußere dieser Veröffentlichung. Gestaltet wie ein Buch bietet die aufgeklappte „DVD-Hülle“ im CD-Format einen Schmöker von immerhin 84 Seiten. Bei näherem Hinsehen entpuppt sich dieses Büchlein als dreisprachiger Informationsfundus. Neben die, bei DVDs nötigen, Titelinformationen gesellt sich 19seitiger Text mit musikwissenschaftlichen Details.
Doch kommen wir lieber zur Musik. Deshalb sind wir ja hier. Carmen Piazzini spielt folgende Werke von Wolfgang Amadeus Mozart: Klavierkonzerte 1-27, zwei Konzert-Rondos und die Klaviersonaten 1-18. Das heißt, wir haben es mit einer Gesamteinspielung sämtlicher Klavierkonzerte und –sonaten zu tun. Für die Orchesterstücke wird Carmen Piazzini von den St. Petersburger Solisten unter der Leitung von Michail Gantvarg unterstützt.
Bevor jedoch tatsächlich Musik erklingt, muss man sich durch das Menü der DVD kämpfen. Da ich nur über ein entsprechendes Laufwerk am PC verfüge, habe ich da doch etwas zu bemängeln. Die Menüführung ließ sich nicht über die Oberfläche der DVD steuern, sondern nur über den Player selber. Die Aufmachung ist schlicht, aber nicht mit bestmöglichem Informationsgehalt. Ich merke mir Klavierwerke von Mozart gerne per Köchel-Verzeichnis. Welches ist nun das Klavierkonzert KV 414, wenn ich zwischen Klavierkonzert 1,2,3,4,… 26,27 auswählen kann. Dieser kleine Information, vielleicht noch gepaart mit möglichen Titeln wie "Krönungskonzert" hätte ich der Übersicht wegen schon erwartet.
Auffallend war außerdem, dass nur einer von meinen möglichen drei DVD-Softwarplayern die DVD wirklich akzeptiert hat.
Ich möchte hier nicht behaupten, die kompletten 2 DVDs angehört zu haben. Vielmehr habe ich meine mir favorisierten Werke ausgewählt und konkret angehört. Erst einmal habe ich vollste Bewunderung dafür, dass jemand innerhalb eines halben Jahres (4 Aufnahmesessions: Februar, April, Mai, Juni/Juli 1990) diese einmaligen Werke auf einen Tonträger bringen kann. Gleichzeitig wird in mir jedoch die Frage wach, ob das überhaupt mit wirklicher Virtuosität und Kunstfertigkeit machbar ist.
Carmen Piazzini hat von der Spielanlage Mozart sehr gut getroffen. Man kann im Geiste ihre Idee des jeweiligen Stückes problemlos nachzeichnen und sich ihrem überlegtem, dynamisch sehr bewussten Spiel hingeben. Ich empfinde jedoch nie eine Kontrolle der Zeit. Vieles hat etwas leicht Hektisches in ihrem Spiel. Ruhe und Geduld und damit ein sicheres, gewolltes, gefühlvolles und zeitlich abgestimmtes Spiel ist ihr nicht immer möglich. An einigen Stellen, wie z.B. dem 1.Satz aus dem "Klavierkonzert KV414" klingt das noch sehr interessant, ich möchte es vielleicht eine herausfordernde Hektik nennen. Spätestens bei langsamen Stellen fällt es aber auf, dass einfach Noten abgespielt werden. Eine Intention, es anders interpretieren zu wollen, möchte ich Carmen Piazzini keinesfalls absprechen. Sie schafft es nur nicht konsequent Stille mit Spannung aufzufüllen und langsame Sätze oder Einleitungen wirken somit vernachlässigt und eher wie Durchgänge.
Die schnellen Sätze dagegen glänzen. Die Leichtigkeit in Piazzinis Spiel kommt den virtuosen Passagen zu. Sie entfalten dann einen ganz warmen und eleganten Charakter, werden toll von der linken Hand aufgefangen und das ihnen beiwohnende dynamische Konzept geht voll auf. Hochachtung. Als Tipp möchte ich auf die "Klaviersonate 12 KV 322" verweisen.
Umwerfend.
Wer nach dem Mozartjahr 2006 noch nicht genug hat oder es versäumt bzw. abgelehnt hat, die zahlreichen Angebote dieser Massenvermarktung zu nutzen/erwerben, dem sei diese DVD wirklich ans Herz gelegt. Eine schöne Sammlung des Mozartklavierwerks aus einem viel versprechenden Label.
Florian Gatz
| Besetzung |
Carmen Piazzini: Klavier
Alfredo Perl: 2. Klavier
Michail Gantvarg: Dirigent
St. Petersburg: Solist
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