Musik an sich


Reviews
Brad Paisley

5th gear


Info
Musikrichtung: Country / New Country

VÖ: 22.06.2007

(Arista Nashville)

Gesamtspielzeit: 66:14

Internet:

http://www.bradpaisley.com


Nachdem sein letztes Album es auf fantastische 100 Wochen in den Country-Top-25 brachte, wurde es für Brad Paisley, einen wahren Vorzeige-Countryinterpreten, Zeit für ein neues Album. Hier ist es nun, und alle Käufer erwarten das, was auch bisher als Paisley´s Qualitätsmerkmale galten: prickelndes Gitarrenspiel, herzschmelzende Balladen und mitreißende Uptemposongs. Als running gag gibt es dann normalerweise auch noch ein Gastspiel der „Kung Pao Buckaroos“, der stets gut gelaunten Altherrenriege um Little Jimmy Dickens. Und weil auf Brad Paisley Verlass ist, findet sich all das auch auf dem neuen Album wieder.

Im Einzelnen:
All I wanted was a car” gibt als Opener gleich gut Gas (wie soll man sonst in den 5th gear kommen). Erzählt wird die Geschichte des Jungen, der alles tut, um endlich ein Auto zu bekommen, und man merkt bereits hier, dass es Paisley – in gewohnt brillanter Zusammenarbeit mit Tim DuBois, den man als Mitkomponist und Produzent nicht missen möchte – bekanntermaßen darauf ankommt, gute Geschichten zu erzählen. „Ticks“ wurde bereits als Anwärmer mit Erfolg in die Singlecharts geschickt und entspringt als Lovesong demselben Temperamentstöpfchen wie der erste Song. „Online“ befasst sich mit den Lügengeschichten, die anscheinend jeder über sich im Internet verbreitet, um sich in besseres Licht zu rücken. Als besonderer Gag wird die Melodie am Ende des Songs von einer Marching Band übernommen, die damit quasi aus dem Stadion marschiert.

Weiter geht es mit „Letter to me“, in dem er einen Brief an sich als jungen Burschen schreibt, um ihm Lebensweisheiten und Tipps zu geben. Auf diese Idee muss man erst einmal kommen – und dann noch so gekonnt und stimmig umsetzen, denn diese Ballade ist rundum gelungen, und der Text lässt über einige Gegebenheiten in der Jugend schmunzeln. Auch „It did“ startet als Ballade, um zwischendurch an Instrumentierung und Volumen aufzunehmen, ohne den Faden zu verlieren. Wieder wird gekonnt über Gefühle gesprochen, und es gibt kaum jemanden, der so perfekt Balladen singen kann und gleich darauf einen rasend schnellen Song über seine Geschwindigkeitsübertretungen zu schmettern. Bei „Mr. Policeman“ fühlt er sich der Streife tatsächlich überlegen und macht seine Witze, aber nur, bis sie ihn am Ende doch bekommen. Die Drums und Gitarrensaiten müssten nach der Aufnahme wohl für eine Stunde im Kühlschrank gelandet sein, um sie wieder abzukühlen. Hier zeigt sich mal wieder sein Ausnahmetalent als Gitarrist, und seine Spielart ist inzwischen so unverwechselbar, dass man ihn gleich heraushört.

If love was a plane“ kommt im 6/8-Rhytmus daher und erzählt – was soll eine Ballade denn sonst? – eine Liebesgeschichte, bevor als Gastsängerin die überaus erfolgreiche Newcomerin Carrie Underwood bei „Oh love“ auftritt und eine hervorragende Ergänzung darstellt, da die Stimmen perfekt aufeinander abgestimmt sind und sich nicht gegenseitig das Wasser abgraben. Sehr schönes Gesangsduett! Aber schon wird wieder leicht Fahrt aufgenommen mit „Better than this“, einem Feierabend-Männer-Song, bevor die kauzigen und unvermeidlichen „Kung Pao Buckaroos“ (Little Jimmy Dickens, Whisperin´ Bill Anderson und erstmalig Vince Gill) die Szene betreten. George Jones ist dieses Mal nicht dabei, worüber die Jungs erst einmal kräftig ablästern. Das ist aber noch nicht alles, denn beim folgenden „Bigger fish to fry“ treten sie noch einmal lautstark in Erscheinung. Bei dem Song sind sich alle einig, dass sie keine Angst vor dem Teufel haben müssten, denn da gäb’ es doch bedeutend schlimmere Burschen, die den Vortritt hätten. Ein absolut runder Honkytonk-Song, der für gute Laune sorgt, wo immer er gespielt wird. Und wer die Buckaroos kennt, weiß auch, dass sie nicht nur singen, sondern auch gerne mal mitten im Song einen Witz erzählen.

Dass Brad Paisley auf jedem Album einen christlichen Song im Repertoire hat, ist bekannt, und so gibt es dieses Mal „When we all get to heaven“ in zweckdienlich leichter Melodie, aber sehr authentisch. Da man bereits beim letzten Lied des Albums angekommen ist, fragt sich der Paisley-erfahrene Hörer vielleicht schon, ob es denn auf 5th gear keinen Instrumentalsong gibt. Doch, und zwar als Nr. 16 „Throttleneck“, bei dem so richtig die Post abgeht. Die Gitarrenkünste von Brad Paisley zu beschreiben ist äußerst schwierig, denn man kann es nicht nur an seiner Technik festmachen. Vielmehr kommen hier verschiedene Spielarten zusammen, die vom irrsinnig flotten und sauberen Spiel leben, dass man einfach einmal gehört haben sollte, bevor die „Kung Pao Buckaroos“ mit kurzen Outtakes daherkommen und als Abschluss ein paar Witze erzählen. Auf dieser CD werden die Buckaroos dezent und nicht übertrieben eingesetzt, da sie durch stärkeren Einsatz bei früheren Alben schon einmal nervig werden konnte.

Fazit:
Es zeigt sich mal wieder, dass man mit dem Kauf eines Brad Paisley-Albums nichts falsch machen kann, denn man bekommt Balladen, Uptempo-Songs, Gospels, Instrumentalsongs, alte Käuze und junge Damen geboten, und alles verbunden durch hervorragende Texte, brillante Melodien und die markante Stimme von Brad Paisley. Man muss lang suchen um jemanden zu finden, der wie Mr. Paisley ein Album nach dem andern in gleich bleibender oder sogar noch aufsteigender Qualität abzuliefern. Die Empfehlung kann hier nur lauten: Sofort kaufen!



Lothar Heising



Trackliste
1All I wanted was a car4:04
2Ticks4:33
3Online4:56
4Letter to me4:41
5I´m still a guy4:11
6Some mistakes4:57
7It did3:55
8Mr. Policeman4:15
9If love was a plane3:56
10Oh love4:11
11Better than this3:12
12With you, without you4:54
13Previously0:55
14Bigger fish to fry4:25
15When we all get to heaven3:54
16Throttleneck5:15

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