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STATUS QUO – Beständigkeit seit 40 Jahren
Status Quo - Latein für: „der derzeitige Zustand“. Böse Zungen werfen der britischen Band vor, genau das immer gewesen zu sein. Immer dasselbe in immer neuem Aufguss. Meinem Empfinden auf dem Weg zur Zitadelle entsprach das durchaus nicht. Ich habe die Truppe in den letzten Jahren ein wenig aus den Augen verloren. Die letzte CD Heavy Traffic (2002) hatte irgendwie eine ganz guten Eindruck hinterlassen, ohne wirklichen Eingang ins Langzeitgedächtnis zu finden. Was würde mich nun also erwarten: die Pop-Rocker von „In the Army now“, die harte Boogie Band der ersten Live-CD oder gar die Beat-Band der ersten Alben? Zu meiner großen Überraschung war sogar letztere Epoche mit „Gerdundula“ von 1971 vertreten. Vielleicht eine Verbeugung vor den deutschen Fans, denn Francis Rossi lüftete die Bedeutung des scheinbar mythologischen Namens: Es ist schlicht die Zusammensetzung der Vornamen der beiden einzigen Deutschen, die die Band vor gut 35 Jahren kannte.
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Noch lange kein Frührentner: Rick Parfitt bei der Arbeit am Bühnenrand |
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Der Einstieg war wie für mich gemacht. „Caroline“ ist immer noch eines meiner Lieblingsstücke der 77er Live-LP. Mit dem folgenden „Something about you Baby I like“ wurde das zweite Standbein abgesteckt. Status Quo 2007 ist nicht mehr ganz die Hard Rock-Band der Mitsiebziger, aber auch nicht so poppig wie in den 80ern. Der Orientierungsrahmen wird in etwa von dem wohl kommerziell erfolgreichsten Album der Gruppe Rockin’ all over the World gesetzt. Erst einmal wird aber älteres Material nachgeschoben („Don’t waste my Time“, „Rain“). Dann wird mit drei Titeln dem „aktuellen“ Album Tribut gezollt. Sehr schön und eigenständig im Programm kommt das groovige „The Oriental“. Bei „Creepin’ up in you“ stehen plötzlich vier(!) Axemen (icl. Bassisten) vor Drummer Matthew Letley. Keyboarder Andrew Brown greift zwischendurch allerdings auch mal zur Mundharmonika. Danach wird mit „What you’re proposing“ eine der Hit-Singles der Pop-Ära aus dem Hut gezogen.
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Agieren vor weißer Backline: Bassist John Edwards und Tastenmann Andrew Brown |
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Mittendrin ein Drumsolo – eine Zäsur, denn danach geht’s rund. „Roll over lay down“ und vor allem „Down down” lassen den Knoten platzen und bringen das Publikum zum Siedepunkt. Bei „Whatever you want“ ist der Innenhof der Zitadelle bis in die letzte Reihe ein einziger Chor. „Rockin’ all over the World“ kann das noch toppen. Danach verabschiedet sich die Band und lässt die von der weißen(!) Marshall-Backline geprägte Bühne zurück. Es dauert nicht lange und die Hitkiste wird erneut geöffnet. „Most of the Time“, „Wild Side of Life” und „Again und again” verlangen dem Publikum das Letzte ab. Trotz der eigenen Hit-Liste wird dann auch noch gecovert. „Rock’n’Roll Music“ bringt ein verschwitztes Stück Liverpool nach Spandau. Dann verabschieden sich Status Quo mit dem einzig möglichen Stück: „Bye bye Johnny“.
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Der souveräne Chef des Abends: Mike Francis Rossi |
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Besetzung | Francis Rossi (Lead Voc, Git) Rick Parfitt (Lead Git, Voc) Andrew Brown (Keys, Git, Mundharmonika) John “Rhino” Edwards (B) Matt Letley (Dr) |
| Die fast ausverkaufte Zitadelle ist zufrieden. Sie hat schon schlechtere Schlachten gesehen. Das berühmte Drei-Gitarren-Ballett haben wir zwar nicht gesehen. Irgendwo merkt man den Herren das Alter dann doch an. Gepost wurde bei den ersten drei Stückenüberdurchschnittlich viel. (Solange durften die Fotografen ran.) Dennoch: Die Dynamik und Souveränität mit der Rossi die Show leitete war beeindruckend. Natürlich war bei der Begeisterung im Publikum Nostalgie im Spiel. Ein interessantes Publikum: vom Nadelstreifenanzug mit Schlips (kein Einzelfall) bis zum laufenden Ganzkörpertattoo war alles vertreten. Sogar lokale Politprominenz versuchte die alten Rockertage wieder lebendig werden zu lassen.
Norbert von Fransecky
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