Bal-Sagoth sind schon seit sechs CDs und über zehn Jahren im Geschäft. Bislang kannte ich dennoch nur den Namen des Quintetts. Ich werde da was nachholen müssen, denn die schwer aussprechbaren Chthonic Chronicles sind mehr als beeindruckend. “War Metal“ nennt Nuclear Blast das Gebäur an einer Stelle – an einer anderen “symphonischen Barock Black Metal“. Naja!? Ich würde das Ganze als positive Weiterentwicklung von Cradle of Filth bezeichnen. Das bedeutet weniger Kreischen, weniger Kälte, dafür mehr Farbe und mehr Power. Wenn das “Barock“ ist, soll’s mir recht sein.
Einen besonderen Anstrich bekommen die Chroniken durch die häufig dazwischen gesprochenen Texte. Das erinnert an Ayreon – obwohl man sich stilistisch natürlich in einer völlig anderen Welt befindet. Immerhin zwingen die gesprochenen Parts der Verständlichkeit halber die Instrumente zu etwas Zurückhaltung; was uns z.B. in den Genuss Harfen artiger Klänge bringt, die den Ohren einen Moment der Erholung gönnen (“Six Score and ten Oblations to a malefic Avatar“). ”The fallen Kingdoms of the abyssal Plain” erlauben sich sogar volle viereinhalb Minuten den Ausflug in eine Art kraftvolle Ambient-Musik. Prinzipiell aber kreist bei Bal-Sagoth musikalisch eher der Hammer (“War Metal“ - you remember?). Grandioses Ohrenkino ist z.B. “Invocations beyond the outer World Night“. Highspeed Geballere auf den Drums wird von entsprechenden Gitarren begleitet. Eine dramatische Grundstimmung herrscht vor. Darauf werden düster spoken Words und gemäßigtes BM-Gekeif gesetzt. Dass Byron Roberts dabei die hohen Tonlagen tunlichst meidet, versetzt dem Titel letztlich mehr Durchschlagskraft als wir das von Cradle of Filth kennen.
Wer sich musikalisch zwischen Cradle und Therion wohl fühlt, kommt an diesem Album schlicht nicht vorbei.