Soler, Vicente Martín y (Rousset)
La capricciosa corretta
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Info |
Musikrichtung:
Oper / Wiener Klassik
VÖ: 19.05.2004
naive / Helikon Harmonia Mundi (2 CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. E 8887)
Gesamtspielzeit: 135:00
Internet:
naive
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Was ist geblieben von Vicente Martín y Soler (1754-1806)? Im Bewußtsein der Musikliebhaber nicht mehr, als seine Erwähnung in Mozarts "Don Giovanni", in welchem ein Stück aus Solers Oper "Una cosa rara" zitiert wird. Ebendieses Werk hat es dann ab und an auch in späterer Zeit noch einmal auf die Spielpläne geschafft. Einen bislang unentdeckten Schatz hat Christoph Rousset hingegen mit "La capricciosa corretta" gehoben. Die Produktion, die an verschiedenen Bühnen durch Rousset und sein Ensemble erfolgreich aufgeführt wurde, ist nun als Studioversion auf CD erschienen.
An der Musik läßt sich ablesen, welch enormen Einfluß Mozarts Schaffen schon in seinen letzten Lebensjahren und erst recht nach seinem frühen Tod erlangte. Solers Oper wirkt bisweilen, als habe er die Gestaltung der Ensembles bei Mozart abgekupfert - mit einem gewissen Qualitätsverlust. Insgesamt ist seine Musik aber quicklebendig, voller melodischer Einfälle und virtuoser Gesangsstücke. Die Figuren werden einfühlsam und manchmal geradezu liebevoll gezeichnet. Auch manche reizvolle Idee in der Instrumentierung läßt aufhorchen, obwohl die Orchesterbegleitung häufig schlicht colla parte geführt wird. Und ab und an wirkt die Musik und scheinen die Verzierungen so überschäumend, dass man unwillkürlich schon den Stil Rossinis heraufdämmern hört. Das Libretto, das Soler hier vertonte, stammt übrigens aus der Feder Lorenzo da Pontes, der ja auch Mozart mit bühnenwirksamen Stoffen zu versorgen wußte. Da Ponte holte für diese seine erste Londoner Produktion 1792 Soler extra als Komponisten vom russischen Zarenhof und sicherte sich damit den Publikumserfolg. Das Sujet entsprach ganz dem Geschmack der Zeit: Im wesentlichen dreht sich die Geschichte um Ciprigna, eine Frau, die ihren tumben Ehemann schickaniert, ihm ihren Willen diktiert und zu alledem auch noch untreu ist. Erst durch das Eingreifen eines Angestellten, der Ciprignas Treiben offenlegt und anprangert, besinnt diese sich eines besseren.
Dass die Oper ihren ganzen Reiz entfaltet und effektvoll Atmosphäre verbreitet, ja geradezu zu einem Opernvergnügen ersten Ranges wird, verdankt sich in erster Linie dem beherzten Dirigat Christoph Roussets. Er läßt mit seinen routinierten Les Talens lyriques auf historischen Instrumenten die Farbenpracht der Partitur aufleuchten und versteht es, die Charakterisierung der Figuren mit musikalischem Tiefgang, den Witz der Ensembles aber mit großer Frische und viel Witz zu präsentieren. Auch die Sängerriege vermag durchweg und bis in die Nebenrollen zu überzeugen. Vor allem Marguerite Krull als Ciprigna gibt dieser einen kecken, mädchenhaften Anstrich, brilliert aber zugleich mit virtuosem Können. Enrique Baquerizo als dümmlicher Ehemann bietet gesanglich einen auf gleicher Augenhöhe agierenden Gegenpart.
Die Aufnahme ist für eine Studioproduktion sehr lebendig und zudem gut gestaffelt, das Klangbild erscheint allerdings recht trocken. Das Booklet beinhaltet das Libretto und umfangreiche Informationen zum Werk leider nur in französischer und englischer Übersetzung.
Eine Empfehlung für alle Opernliebhaber, insbesondere aber für jene, die wissen wollen, wie sich die Entwicklung von Mozarts zu Rossinis Stil vollzogen hat.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
CD I: 1. Akt CD II: 2. Akt |
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Besetzung |
Josep Miquel Ramon (Bariton) - Fiuta Marguerite Krull (Sopran) - Donna Ciprigna Yves Saelens (Tenor) - Lelio Enrique Baquerizo (Bariton) - Bonario Carlos Marin (Bariton) - Don Giglio Katia Velletaz (Sopran) - Isabella Raffaella Milanesi (Sopran) - Cilia Emilino Gonzalez-Toro (Tenor) - Valerio
Les Talens Lyriques
Ltg. Christophe Rousset
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