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Night Of The Trolls - Finntroll in Salzburg



Ein Stelldichein von mindestens 3 „Old EU“-Nationalitäten gab es Ende April in Salzburg: Finnische Bands in einer österreichischen Location und ich als sicher nicht einziger Deutscher im Saal. Als Rockclub auf 2 Etagen schuf das Rockhouse für dieses Konzert einen optimalen Rahmen. Neben einer gemütlichen Bar gibt es den in einer Art Tunnelgewölbe befindlichen Konzertsaal, in dem vor allem der Spitzensound aller Bands auffällt.

Aller Bands? Tja, ganz konnte ich das nicht feststellen, denn als ich am Rockhouse eintraf, waren die Auftritte der beiden österreichischen Opener Stand Ablaze (Melodic Metal mit Frauengesang, http://home.schule.at/just4fun/rottroll/standablaze/) und Azrael (www.azraelmetal.tk) leider schon Geschichte, sorry...

Als nächstes kamen dann The Wake auf die Bühne. Die Finnischen Jungspunde (Debütalbum „Ode To Misery“, 2003) tragen ihren melodischer Death Metal mit einer unbändigen Energie und Spielfreude vor und erinnern dabei sehr stark an die Frühwerke von Dark Tranquillity und In Flames. So ähnlich, könnte ich mir vorstellen, haben vielleicht auch Metallica ihre ersten Auftritte bestritten: zu viert, jung, hart, hungrig und musikalisch fit, vor allem Gitarrero Jani Luttinen (der mich optisch irgendwie an einen Dave Wyndorf mit achtzehn Jahren erinnert) und Drummer Wellu Helenius mit gnadenlosen Doublebass-Attacken. Der große Unterschied zu den Kaliforniern wäre allerdings, dass, wo damals ein neuer Musikstil gestaltet wurde, The Wake millimetergenau in die schon vorhandene Schublade Göteborg-Melodic-Death reinpassen. Würde dort nicht so ein gnadenloses Überangebot herrschen, könnte man man vermuten, daß aus The Wake, die zu den besseren Debütanten des Genres gehören, noch etwas Größeres wird.
(www.the-wake.com)

Auf die Minute nach dem im Rockhouse ausgehängten und den ganzen Abend penibel eingehaltenen Zeitplan fangen nach einer viertelstündigen Pause Ensiferum an und entfesseln den Mob vor der Bühne. Schon als das Saallicht erlischt, erschallen „En-si-fe-rum!“-Sprechchöre aus zig Kehlen. Und genau so geht es weiter. Sofort beim ersten Song bildet sich vor der Bühne ein Moshpit, der sich beim darauf folgenden Hit „Token Of Time“ noch steigert. Die blendend gelaunten Ensiferum haben sich dank Spielfreude, guter Songs und adäquater live-Umsetzung definitiv vom Geheimtip der Tour zu einem fast ebenbürtigen Konkurrenten für Finntroll gemausert. Das Set besteht aus Songs vom 2001 erschienenen Debut Ensiferum, bis auf zwei Ausnahmen: dem Opener und „Tale Of Revenge“ (zur Tour erschien eine gleichnamige 2-Track-EP). Beide finden sich auf dem beim Konzert noch nicht veröffentlichten neuen Album Iron und halten alle Qualitätsstandards. „Old Man“ wird von Sänger Jari noch dem verstorbenen Finntroll-Gitarristen Somnium gewidmet und nach dem abschließenden „Battle Song“ gibt es trotz frenetischen Jubels leider keine Zugabe mehr.
(www.ensiferum.com)

Dann steigen die Meister auf die Bühne, Finntroll. Anfangs haben sie noch etwas Mühe, die schon von Ensiferum etwas ausgepowerten Fans noch weiter anzuheizen, schlussendlich gelingt es ihnen aber doch ziemlich spielend, die Masse genauso stark in Wallung zu bringen, nicht zuletzt dank des formidablen Songmaterials. Im direkten Vergleich erschien das Stage-Acting Ensiferums zwar etwas agiler, dafür setzen Finntroll mehr auf Düsternis und die gute alte Evilness. Und nicht nur wegen der Felloutfits einiger Finntrolle wirkt ihr Auftritt auch wesentlich barbarischer und ungeschliffener. Trotz der Tatsache, dass die Gitarren die Führungsrolle im Sound der Live-Mischer, denen übrigens ein großes Lob auszusprechen ist, etwas sehr den Keyboards überlassen.
Den Pokal für Tanzbarkeit im ganz harten Metal Bereich können Finntroll eindeutig gewinnen. Die Songs von Nattfödd gehen mindestens genauso ins Bein wie die älteren Klassiker, derer ja einige in der Trollhöhle vorrätig sind. Es hagelt eine gute Mischung aus allen Alben. „Jaktens Tid“, „Rivfader“ und das schwarzmetallische „Vätteanda“ dürfen natürlich genauso wenig fehlen wie die neue, live noch mehr als auf CD groovende Hymne „Trollhammaren“. Ferner spielen sie unter anderem „Försvinn Du Som Lyser“ (das letzte Lied, an dem Somnium noch mitgeschrieben hat, wie uns Sänger Katla mitteilt) und zum Abschluss des regulären Teils noch das stampfende „Grottansbarn“ und den High Speed Blaster „Bastuvisan“. Nach dem Zugabenteil, der drei weitere Songs umfasst, haben uns Finntroll schließlich 70 Minuten lang mit dem Trollen ums Feuer tanzen lassen, was das Publikum erstaunlicherweise mit weniger Applaus als vorher bei Ensiferum quittiert. Die Leute sind vom Humppa-Black-Metal-Gezappel wohl einfach schon müde gerockt.
(www.finntroll.net)

So muss das sein! Finntroll sollte man sich auf dem Summerbreeze-Festival auf keinen Fall entgehen lassen, genauso wenig wie Ensiferum, die zusätzlich noch auf dem Party.San spielen.


Bernhard Frey



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