Temples
Exotico
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James Bagshaw, Tom Walmsley, Adam Smith Rens Ottink, das ist eigentlich die Band Temples. Aber da hat sich wohl noch ein weiteres Bandmitglied eingeschlichen, ich verweise auf die Angaben im Line-up. Es handelt sich hierbei um den Produzenten der Platte, der mit "guitar, bass, keys, string arrangements, lap steel, organ" gelistet ist, ich meine Sean Ono Lennon, genau, den Sohn von John Lennon und Yoko Ono. Und an genau die, oder besser, an die Beatles, muss ich auch denken, wenn ich der Musik lausche. Rumpelt es auf dem ersten Song der Platte, "Liquid Air" so ähnlich, wie man es von Ringo Starr auf den letzten Produktionen der Liverpooler kennt.
Aber auch die Kompositionen und die Arrangements deuten teilweise auch in jene Richtung, nur eben auf einen aktuellen und modernisierten Stand gebracht. Die Band Temples eröffnetet den Reigen ihrer Veröffentlichungen im Jahre 2014 mit ihrem Debüt "Sun Structures". Damals war die Musik erfüllt von verhalltem Retro-Sound, zwischenzeitlich hat man zwar grundsätzlich dieses Retro-Feeling beibehalten, doch der Sound klingt reifer und dichter, allerdings noch immer mit diesem "Ohrwurm-Charakter" vieler Songs ausgestattet.
Hinzu kommt, um noch einmal den Begriff Retro zur Hand zu nehmen, eine dicke Prise Psychedelic, und zwar in jener Form, wie er ab Mitte bis Ende der Sechziger die Runde machte. Allerdings, und Temples sind ja auch Briten, dann eher die britische Ausrichtung psychedelischer Klänge jener Tage. The Mirage, Tomorrow, The Pink Floyd, Simon Dupree & The Big Sound, The Orange Bicycle, Fleur-de-Lys, The Pretty Things (in der End-Sixties-Phase) und diverse andere Bands mögen eventuell Einfluss genommen haben, bewußt oder eher unbewußt? Jedenfalls fühle ich mich grundsätzlich recht wohl in diesem Bad voller Harmonien, wirft es mich doch weit zurück in die Jugendzeit, eine Zeit der Entdeckungen und des Hörens von Piratensendern oder von AFN, wo man auch Musik abseits üblicher Charts zu Gehör bekam.
Die verschiedenen Ausprägungen dieses breit aufgefächterten Retro-Spektrums vereinen sich schließlich zu einer recht üppigen Mischung von Dream Pop, recht schwülstig und hier und da auch ein wenig überladen. Interessant sind einzelnen Nuancen, die innerhalb der relativ gleich klingenden Ausstattung für Abwechslung sorgen, so zum Beispiel die arabisch-orientalische Ausrichtung des Songs "Cicada". Alle Songs sind auf dem gleichen typischen Schema von Pop-Rock-Songs aufgebaut, sind überschaubar, können aber auch mit der breitflächigen Fülle des Sounds durchaus packen.
Bagshaw als Sänger ist Bestandteil des immer noch recht verhallten Gesamtsounds und schiebt sich dadurch nicht unbedingt zwingend in den Vordergrund. Gemeinsam hat man diesen unkomplizierten Sound geschaffen, der sich einfach dazu eignet, sich fallen zu lassen, böse Gedanken zu vergessen und sich treiben zu lassen in diesem See von Harmonie oder zu schweben auf diesen wattigen Wolken der Musik. Was ist vergleichbar? Vielleicht die Platte American Head von The Flaming Lips?
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Liquid Air (5:56)
2 Gamma Rays (4:20)
3 Exotico (4:03)
4 Sultry Air (0:41)
5 Cicada (4:24)
6 Oval Stones (3:33)
7 Slow Days (5:14)
8 Crystal Hall (2:52)
9 Head In The Clouds (1:20)
10 Giallo (3:55)
11 Inner Space (3:23)
12 Meet Your Maker (4:33)
13 Time Is A Light (4:25)
14 Fading Actor (4:51)
15 Afterlife (3:46)
16 Movements Of Time (1:33)
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Besetzung |
James Bagshaw (vocals, guitars, bass, keys, backing vocals, additional percussion, organ)
Adam Smith (guitar, bass, keys, backing vocals, additional percussion, organ)
Sean Ono Lennon (guitar, bass, keys, string arrangements, lap steel, organ)
Thomas Walmsley (guitar, bass, keys, backing vocals, additional vocals, additional percussion)
Rens Ottink (drums, backing vocals)
Charlotte Kemp Muhl (additional vocals)
Earl Maneein (strings)
Jenniver Devore (strings)
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