Lakiko
What To Do How To Live
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Eigentlich heißt die in Sarajevo geborene Cellistin Lana Kostic, firmiert als Künstlerin jedoch unter dem Namen Lakiko. In Bremen und München studierte sie Cello und in Bern klassischen Gesang und Komposition.
Auf mehreren namhaften Musikfestivals, darunter beim Montreux Jazz Festival, beim Jazzfest Ljubljana oder beim Spike Cello Festival in Dublin trat die Protagonistin auf, und mit What To Do How To Live legt sie ihr Debüt-Album vor. Laut Presseinfo soll sie sich textlich in ihren Songs mit Alpträumen, vergangenen Zeiten und dystopischen Zukunftsvisionen beschäftigen. Fast ausschließlich singt sie hierbei auf Bosnisch, im Booklet finden sich einige Erläuterungen zu den Songs auf Englisch.
Recht interessant sind die Ausführungen im Booklet zum Enstehen der Songs. Hier heißt es: Angeschlossen an eine EEG-Maschine experimentierte die Cellistin mit Hilfe ihrer Instrumente an der Ausübung ihres freien Willens, indem sie ihre Hirnströme zeitgleich als Partitur verwendete. Insofern mögen alle zehn Songs möglicherweise eine stark persönlich geprägte Ausprägung in sich tragen.
Nun zur Musik. Denke ich an Musik in Verbindung mit einem Cello im Alleinvortrag, dann denke ich sofort an den Cellisten Wolfram Huschke, der die Grenzen zwischen Klassik, Pop und Rock immer wieder überschritt und einen ganz speziellen Sound erschuf. Aber auch im Bereich Jazz ist es Eberhard Weber gewesen, der durch zahlreiche Solodarbietungen einen Sound erschuf, der mehr zu erkennen gab, als man von einem einzelnen Musiker erwarten konnte, durch Einsatz von Elektronik eben.
Und so praktiziert es auch Lakiko, arbeitet doch auch sie mit Loops und anderen elektronischen Bearbeitungen. Der Unterschied zu den Genannten besteht jedoch darin, dass sie auch singt. Und gleich im Auftaktsong klingt das durch die chorartige Doppelung sehr ungewöhnlich und sehr nach der Musik ihrer Heimat, gleichzeitig sehr weich und warm und auch mit einem gewissen Bombast ausgestattet. Und dahinter schwebt die Musik, und die gezupften Saiten des Cellos gewähren dazu eine rhythmische Untermalung. Sehr geheimnisvoll, sehr märchenhaft strahlt es hier.
Grundsätzlich bleibt die Musik in einem stark melancholisch verwurzeltem Sound der Heimat der Protagonistin, viel Wehmut schwebt durch den Raum, Drama pur wird bisweilen geboten, der Gesang klingt mitunter wie mit einer Anklage gegen den einen oder anderen Missstand verbunden. In diesem Zusammenhang fällt mir noch der Landsmann Vedran Smailovic ein, der sich mit seinem Solo-Cellospiel bereits oft gegen politische Unkorrektheiten musikalisch eingesetzt hat, jedoch ohne elektronische Bearbeitungen. Doch diese in seinem Spiel oft reflektierende Trauer meine ich auch im Spiel von Lakiko so manches Mal heraus zu hören. Doch auch ganz kraftvoll, hier muss man unweigerlich auch an Apocalyptica denken, tönt es auf Songs wie "Nije buducnost za svakoga".
Mit einer sehr klaren und hellen Stimme, die mich bisweilen an Loreena McKennitt oder Connie Dover erinnert, weiss die Protagonistin zu überzeugen, und dazu vermag sie, diese sehr flexibel und elastisch einzusetzen, manchmal auch gewisse arabische Elemente beinhaltend. Folk aus Bosnien paart sich auf teils mysteriöse Weise mit Einflüssen aus klassischer Musik und durch die elektronischen Bearbeitung gar ein wenig mit einem kleinen Hauch westlichen Pops, eine magische Mischung...
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Tobogan
2 Junaci
3 Testosterone
4 Inat u kamenu
5 The Woman Is Stronger Than The Man In Me
6 Many Windows
7 Ovce
8 Nije buducnost za svakoga
9 I Lost My Baby In The Sea
10 Ovo je samo glad
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Besetzung |
Lakiko (vocals, cello, electronics)
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