Epitaph

Return to Reality (Review-Serie, Folge 1)


Info
Musikrichtung: Progressiver Hard Rock

VÖ: 28.04.2023 (1979)

(Mig)

Gesamtspielzeit: 63:13

Internet:

http://www.epitaph-band.de



Epitaph-Review-Serie (History Box 1; The Brain Years 1979 – 1981), Folge 1: Return to Reality

Vor mir liegt eine 4er CD in einem Jewel-Case, ein mittlerweile selten gewordenes Format. Es enthält die drei Alben, die Epitaph um das Jahr 1980 herum bei Brain veröffentlicht haben, sowie das 82er Album Danger Man, das hier als Bonus bezeichnet wird, wahrscheinlich weil das bei Rockport erschienene Album den Box-Titel The Brain Years sprengt. Historisch gesehen decken diese vier Alben die zweite Karriere-Phase von Epitaph komplett ab. Nach Danger Man mussten die Fans über 20 Jahre auf ein neues Album ihrer Faves warten.

Neben den 4 CDs enthält die Box ein 16-seitiges Booklet. Darin ist jedem Album eine Doppelseite gewidmet; auf der einen Seite das CD-Cover; auf der anderen Tracklist, Credits und eine verkleinerte Abbildung des ursprünglichen Back-Covers. (Die Danger Man-Doppelseite sprengt dieses Format allerdings deutlich.) Außerdem gibt es drei Seiten umfassende Liner Notes, ein historisches Promofoto und auf einer Doppelseite die Cover von 18 derzeit erhältlichen Epitaph-Veröffentlichungen

Mit Return to Reality kehrte 1979 eine Band zurück, die mehrere Jahre auf Eis gelegen hatte. Zuvor waren nicht nur drei zum Teil recht erfolgreiche Alben erschienen. Epitaph war auch die erste deutsche Rock-Band, die bereits Anfang der 70er eine ausgedehnte USA-Tour absolvieren konnte. Von daher ist es etwas überraschend, dass nicht diese drei Alben als History Box 1 erscheinen, denn der Titel lässt ja auf weitere Veröffentlichungen schließen.

Wie Ihr es von mir bei ähnlichen Veröffentlichungen gewohnt seid, werde ich auch diese Box nicht in einer Review bearbeiten, sondern in vier aufeinander folgenden MAS-Ausgaben je eins der vier Alben gründlich besprechen. Wir beginnen mit der Wiederankunft (Return) der Band im wahren Leben (Reality).


Alben, die bei Brain erschienen sind, werden in der Regel fast reflexartig als Kraut-Rock bezeichnet. Epitaph passen in diese Kategorie nicht so recht hinein. Denn was die Kraut-Rock-Bands bei aller Unterschiedlichkeit vereint, ist ihrer Suche nach musikalischen Ausdrucksformen jenseits dessen, was von den anglo-amerikanischen Szenen vorgegeben wurde. Und das trifft auf Epitaph bestenfalls sehr bedingt zu. Wenn man bei dem ruhigen „Summer Sky“ gewisse Nähen zu Eloy heraushört, widerspricht das dem nicht, wurden die Hannoveraner doch immer wieder einmal als deutsche Pink Floyd bezeichnet.

Aber das in dieser Edition auch als Acoustic Bonus Track enthaltene Stück ist sowieso nicht repräsentativ für das Album. Hier hören wir einen hoch melodischen Hard Rock, dessen Gitarrenarbeit immer wieder einmal stark an Boston erinnert; zum Beispiel gleich beim Opener, der den stärksten Refrain des Albums hat und seinerzeit nicht zu Unrecht für einen Labelsampler ausgewählt wurde, mit dem Brain aktuelle Produktionen beworben hat.

Das Spektrum der Band reicht von dem aggressiven „On the Road“ über den kernigen Hard Rock „Spread your Wings“ (wieder mit Boston-Riffs), das mit softem Groove fließende „We can get together“ bis zum dem bereits erwähnten ruhigen „Summer Sky“.

Neben der Acoustic-Version von „Summer Sky“ gibt es als Bonus drei 1978 (also schon vor der Veröffentlichung des Albums) bei einem Festival auf der Burg Altena live mitgeschnittene Return to Reality-Songs. Die deutlich längere Spielzeit von „Strangers“ erklärt sich durch ein Kurzinterview, das wohl vom Veranstalter live auf der Bühne geführt wurde.

Mit diesem Album musste sich die mittlerweile zur hannoverschen Rock-Szene gehörende Band vor keiner internationalen Band verstecken.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Set your Spirit free 3:38
2Strangers 5:14
3We can get together 7:50
4Summer Sky 3:50
5On the Road 5:03
6Return to Reality 7:40
7Spread your Wings 5:05
8Strangers (Live 1978) 7:01
9On the Road (Live 1978) 5:24
10Return to Reality (Live 1978) 8:53
11Summer Sky (Acoustic) 3:35
Besetzung

Cliff Jackson (Git, Voc)
Heinz Glass (Git, Voc)
Michael Karch (Keys, Voc)
Harvey Janssen (B)
Fritz Randow (Dr)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>