Helge Schneider
Live In Luxembourg
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Ach, ich denke, den Helge Schneider muss ich hier nicht vorstellen, nicht wahr? 1955 in Mülheim an der Ruhr auf diese Welt gekommen, war er bereits sehr früh musikalisch aktiv, und ich gehe gar nicht auf all' seine prägenden Stationen ein, sondern gehe gleich auf dieses aktuelle Album zu. Live In Luxmbourg, da ahnt man schon, was auf einen zukommen mag, wenn man sich nur das Cover anschaut. Allerdings war das hinsichtlich des Titels vorhergehende Album aus 2021, "Die Reaktion: The Last Jazz Vol. II", auch nicht mit der eventuell zu vermutenden Ernsthaftigkeit erfüllt, obwohl Helge das eigentlich auch kann.
Also - der typische schräge Schneider-Wahnsinn erwartet uns nun mit dieser Live-Einspielung mit siebzehn Songs, das heißt, siebzehn inklusive der Ansagen. Und - Alle, die ihn kennen, werden wissen, was innerhalb dieser Show geboten wird. Einige "Klassiker" verraten sich ja schon von selbst, allen voran "Es gibt Reis"... oder der Opener "Wurstfachverkäufer". Mittlerweile ist es halt so, dass sich ein gewisser Witzfaktor irgendwann einmal abnutzt. Das trifft natürlich auch auf Helge zu. Also muss man ihn nehmen, so wie er ist. Entweder man empfindet das noch immer lustig oder man kann nur noch lächeln über das, was man vielleicht als abgedroschen empfindet.
Aber ich denke, eine Live-Show inklusive der immensen Präsenz des Künstlers dürfte immer wieder eine Art Erlebnis sein, oder? Darum kann sich diese Liveeinspielung allein auf Audiospur letztlich nur auf das beschränken, was man hört, alles andere inklusive Grimassen und Co. kann man halt nur erahnen. Ob nun Bodo, der Teekoch, vorgestellt wird oder sonstige Ansagen zum Schmunzeln anregen, auf jeden Fall ist es unterhaltsam.
Insofern fällt es mir schwer, auf der Gratwanderung zwischen Blödsinn und Ernsthaftigkeit das zu bewerten, was mir hier in die Ohren strömt. Da höre ich Jazziges, Bluesiges, Folkloristisches, die Musik betreffend, da wird das Piano im Stride-Stil bearbeitet, da wird der Pabst durch den Kakao gezogen im feinsten leiernden Down Home-Country-Stil mit schräger Gitarre, "Der müde Reiter" reitet auf seinem Hufklappernden Ross im Cowboy-Song-Stil, "Heute habe ich gute Laune", das swingt und es wäre interessant, wenn sich hier kurz Max Rabe zum Duett stellte. (jetzt ess ich ein Ei, denn es ist ja nichts dabei) Oh je, und so geht es natürlich, teilweise völlig sinnentstellt, laufend weiter. Da regiert der Wahnsinn.
Aber auch an Klassiker des Great American Songbooks wagt sich die kleine Band, "Autumn Leaves" zum Beispiel, hier gekoppelt mit "Scatman". Die Herbstblätter lassen Helge als guten Jazz-Pianisten hören, und auf "Mood Indigo" ertönt ein Vibrafon und eine gepflegte Jazz-Bar-Stimmung nimmt ihren Lauf. Zwischendurch lacht das Publikum, was aber ist geschehen? Ja, vielleicht hätte man dieser Veröffentlichung eine CD/DVD-Edition widmen sollen.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Wurstfachverkäuferin
2 Bodo
3 Das alte Klavier
4 Ansage Der Pabst
5 Der Pabst
6 Ansage Der müde Reiter
7 Der müde Reiter
8 Heute hab ich gute Laune
9 Baby Baby unter der Decke
10 Autumn Leaves / Scatman
11 Süßholz
12 Mood Indigo
13 Das alte Klavier - Absage
14 Ansage Zugabe
15 Ansage Der Meisenmann
16 Meisenmann
17 Es gibt Reis (including "Tequila")
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Besetzung |
Helge Schneider (vocals, piano, guitar, vibes - "alle Instrumente, auch Schachzeug")
Sandro Giampietro (guitarra espaniola)
Bodo le Teekoch-Oesterling (Tee)
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