Uriah Heep
Different World (Review-Serie, Folge 13)
50 Jahre Uriah Heep – Reviews zum Jubiläum; Folge 13: Different World
Im vergangenen Monat haben wir das Uriah Heep-Live Album Live in Moscow besprochen – als erstes Album der Besetzung Box-Kerslake-Bolder-Lanzon-Shaw, die die langlebigste Heep-Besetzung aller Zeiten werden sollte.
Von der Logik her müsste nun eigentlich das erste Studio-Album dieser Besetzung folgen. Da wir mit dieser Review-Serie zum 50sten Jubiläum der Band aber nur die Lücken bei unseren Heep-Reviews füllen wollen, werden wir dieses Album überspringen. Raging Silence wurde bereits im Mai 2014 von Norbert im Rahmen seiner 25 Years after-Kolumne besprochen.
So springen wir ins Jahr 1991, zu einem Album, das ohne Fremdkompositionen auskommt, dafür aber auf eine für Uriah Heep ungewohnt große Anzahl an Gastmusikern zurückgreift.
Geholfen hat das nicht viel. Different World ist wohl das schwächste Album, das Uriah Heep je veröffentlicht haben. Mario erklärt, warum.
Für mein heranwachsendes Ich waren Uriah Heep Anfang der 90er eine wichtige und prägende Band. Am Ende sogar mein erstes Liveerlebnis. Mit den tollen fantasiereichen Songs der 70er im Hinterkopf bestellte ich mir für schmales Geld damals das immer noch aktuelle Album der Truppe. So schlecht konnte es schließlich nicht sein…
Der Schreck war allerdings groß, als Different World die erste Runde im CD-Player drehte. Was war das? Alles, was Uriah Heep auszeichnete, schien komplett von der Landkarte gewischt. Ein halliger, blechiger Sound ohne Wärme. Langweiliger 08/15-(Hard)Rock, wie man ihn damals nicht mehr hören wollte, wie es ihn in den 80ern schon zu viel gegeben hatte, wurde komplett ohne Biss und Leidenschaft dargeboten. Nein, allzu oft sollte die Scheibe in den nächsten Jahren nicht mehr laufen. Heute, mit dem Bewusstsein der schweren Jahre für die Band, sehe ich das allerdings mit etwas mehr Wohlwollen (oder Altersmilde). Von einem Highlight ist das Ding allerdings immer noch weit entfernt.
Erstmals nahm die Band eine Produktion selbst in die Hand. Genauer gesagt, erkor man Bassist Trevor Bolder dazu, der mit dieser Rolle im Nachhinein auch nicht wirklich glücklich war. Was am Ende in Sachen Klang aus dem Mischpult kam, war dabei nicht mal das größte Problem. Die Songs selbst waren es. Reichlich biedere und scheinbar inspirationsfreie Titel zwischen einigermaßen kernigem, keyboardlastigem Hardrock und softem 80er-AOR. Es scheint, als habe sich die neue Besetzung mit Sänger Bernie Shaw auf ihrem zweiten gemeinsamen Album noch nicht wirklich gefunden.
Lieder wie das straight nach vorne hämmernde „Blood On Stone“, das in Sachen Melodien an die Glanzzeiten erinnernde „Cross That Line“, der pumpende Hardrocker „Stand Back“, das fröhlich gelaunte „Which Way Will The Wind Blow“ oder das weiche und sonnendurchflutete an Bands wie Survivor erinnernde „All For One“ lassen zumindest etwas aufhorchen. Erste Wahl für ein Best-Of-Album sind sie aber definitiv nicht. Den Rest hat man leider auch ziemlich schnell vergessen. Meist schon, wenn der nächste Titel beginnt.
Uriah Heep fühlten sich als Band, nach der eigentlich kein Hahn mehr krähte, gezwungen ein neues Album zu veröffentlichen. Nach Zwang hört es sich zumindest etwas an. Begeistern konnten sie erst wieder vier Jahre später, als sie sich mit Sea Of Light verstärkt auf alte Tugenden beriefen.
Mario Karl
Trackliste |
1 | Blood on Stone | 4:38 |
2 | Which Way Will the Wind Blow | 4:52 |
3 | All God's Children | 4:20 |
4 | All for One | 4:27 |
5 | Different World | 4:15 |
6 | Step by Step | 4:07 |
7 | Seven Days | 3:35 |
8 | First Touch | 3:54 |
9 | One on One | 4:05 |
10 | Cross That Line | 5:35 |
11 | Stand Back | 3:57 |
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Besetzung |
Bernie Shaw: lead vocals
Mick Box: guitars
Phil Lanzon: keyboards, vocals
Trevor Bolder: bass, vocals, producer, mixing
Lee Kerslake: drums, vocals
Additional musicians:
Brett Morgan: drums
Danny Wood: accordion
Benny Marshall: harmonica
Steve Piggott: keyboard programming
The "All God's Children" choir: Queen Elizabeth's Grammar School, Alford, Lincolnshire, England, conducted by Andrew Willoughby
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