Händel, G. F. (Haselböck/Joseph)
Orgelkonzerte op. 4 & 8
DAS GROSSE BESTECK
Mit ihrer Version von Händels viel(ein)gespielten Orgelkonzerten positioniert sich das Orchester Wiener Akademie unter seinem Leiter und Organisten Martin Haselböck einerseits im Feld des sog. historisch informierten Musizierens, andererseits aber auch im wohlbekannten Repertoireklang. Vieles erinnert beim Orgel- wie beim Orchestersound an die noch immer respektable Referenz von Simon Preston und Trevor Pinnock (1984, DGG Archiv). Das Ganze strahlt also eine gewisse Größe und Erhabenheit aus.
Dazu trägt der Einsatz der aus dem Jahre 2011 stammenden Rieger-Orgel des Goldenen Wiener Musikvereinssaals einiges bei. Bekanntermaßen agierte Händel selbst mit einem wesentlich kleineren, extra für seine Zwecke angefertigten Instrument, seiner sog. Theaterorgel, bei der es sich womöglich eher um ein Claviorganum, also eine Mischung aus Cembalo und Pfeifenorgel, gehandelt hat. Die große Rieger-Orgel ist also bei allem Wohklang und allen ihren technischen Möglichkeiten sicherlich eine Nummer zu groß. Jeremy Jospeh und Martin Haselböck, die sich den Orgelpart teilen, ringen ihr das Äußerste an virtuoser Beweglichkeit ab, aber ein Sich-Einfügen in der Orchesterklang will sich so nicht einstellen - Orchester und Solo-Instrument stehen sich eher blockartig gegenüber als sich ineinander zu windern und zu schmiegen.
Das Orchester seinerseits bietet einen sehr soliden Händel, dessen witzig-charmante und hintersinnige Seite jedoch deutlich unterbelichtet bleibt. Selbst wem der Gegenpol, wie ihn etwa Richard Egarr mit der Academy of Ancient Music (harmonia mundi, 2008) seinerzeit gesetzt hat, zu verspielt gewesen sein mag, wird sich mit einer solch eher statischen, braven Auffassung barocker Tonsprache heute kaum mehr zufrieden geben können.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
CD I:
Orgelkonzerte op. 4
CD II:
Orgelkonzerte op. 7 |
|
|
|
|
Besetzung |
Martin Haselböck (CD I), Jeremy Joseph (CD II)
Orchester Wiener Akademie
Martin Haselböck: Ltg.
|
|
|
|
|