András Dés Rangers

einschließlich


Info
Musikrichtung: (Nature) Jazz

VÖ: 13.03.2020

(BMC)

Gesamtspielzeit: 46:05

Internet:

http://andrasdes.com/856-2/
https://bmcrecords.hu/


Hier geht es um den ungarischen, in Wien lebenden Perkussionisten András Dés. Zusammen mit drei anderen Landsleuten, den Rangers, hat er die Platte einschließlich vorgelegt. Warum es ein deutschsprachiger Titel ist, wird im Booklet erklärt. András empfand dieses Wort ganz einfach "beautiful", weil es durch die Vorsilbe "ein" etwas einschließt, also inkludiert, und erwähnt in diesem Zusammenhang noch das Wort "Waldeinsamkeit". Beides bezieht sich letztlich auf die Aufnahmen dieser Platte, die nicht in einem Studio entstanden, sondern wurden recorded by Viktor Szabó in the woods of Bakony (Németbánya) on 8-9 August 2019.

Aha, also aufgenommen im Wald, in der Natur, und so, unter Bezug auf die beiden deutschen Wörter, wird im Booklet wie folgt erklärt: András Dés's CD is like the forest: an enclosed space, which includes the entire world. Wir stoßen auf acht Kompositionen von András Dés und zwei gemeinsame Improvisationen (#2, 4).

Im Line-up kann man lesen, dass der Perkussionist "objets trouvés" gespielt hat. Das bedeutete, so er selbst, dass er nur auf Instrumenten gespielt habe, die er im Wald gefunden habe: auf Bäumen, Steinen, Blättern, Zapfen, Schnecken, auf dem Boden, und natürlich habe er seinen Körper als Instrument benutzt. Das erinnert mich an eine Platte von Peter Brötzmann und Han Bennink, die 1977 eine Platte namens "Schwarzwaldfahrt" aufnahmen, auch im Wald, im Schwarzwald. Allerdings hatten die beiden Free Jazzer damals auch sehr frei und improvisierend gearbeitet.

Free Jazz wird hier jedoch nicht gespielt. "Cautious Party" beginnt mit allerlei Geraschel, sind es Zweige oder Äste mit Blättern? Darüber ertönt mit ruhigem Ausdruck eine besinnliche Melodie auf dem Saxofon. Nur die beiden "Interplays" (#2, 4) sind Kollektivimprovisationen aller vier Musiker und bilden lediglich die Übergänge zwischen den jeweiligen Songs. Wesentliche feste Strukturen bemerkt man jedoch auch auf den anderen Titeln nicht unbedingt, auch hier entsteht die Musik aus dem Augenblick, so scheint es, und die Musiker gestalten die jeweiligen Songs recht spontan, diese lassen auch durchaus ein Gerüst erkennen, um das sich dann die Improvisationen ranken, die Soli jedes Einzelnen.

Das ergibt eine sehr interessante und spannende Stimmung, die ständig neue Hör-Impulse bietet und dadurch auch Überraschungen bereit hält. Durch das Fehlen eines Schlagzeugs entstehen viele perkussive rhythmische Gestaltungen, die mitunter an Tablas oder afrikanische Trommeln erinnern. Schließlich bemerkt man erst im Laufe der Spielzeit, wie gut man doch einen solchen Jazz spielen kann, ohne ein einziges elektrisches Instrument, manchmal muss ich an die amerikanischen Kollegen von Oregon denken. Saxofon - akustische Gitarre - akustischer Bass und alles, was der Wald zum Klopfen hergibt. Diese Musik ist in vollem Einklang mit der Natur, und so wirkt sie dann auch, natürlich, direkt und warmherzig, entspannt und fließend, und so ist man als Hörer mitten im Wald...



Wolfgang Giese



Trackliste
1 Cautious Party (2:50)
2 Interplay I. – Backwards (2:19)
3 Music for Brokers (6:59)
4 Interplay II. – Onwards (4:22)
5 Life Sings On (4:55)
6 Pan (5:47)
7 Ghost Town (8:09)
8 Dóra’s Song (3:39)
9 Long Distance Relationship (5:01)
10 Epilogue (2:03)
Besetzung

János Ávéd (tenor saxophone)
Márton Fenyvesi (acoustic guitar)
Mátyás Szandai (double bass)
András Dés (objets trouvés)



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