Chick Corea The Spanish Heart Band
Antidote
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Siebenundsiebzig Jahre alt ist er nun bereits, der aus Massachusetts stammende Armando Anthony "Chick" Corea. Unter dem verkürzten Namen Chick Corea arbeitete er in den Sechzigern mit Musikern wie Stan Getz, Herbie Mann oder Mongo Santamaria und Willie Bobo zusammen. Letztere mögen möglicherweise auch eine Inspiration gewesen sein, sich fortan immer wieder mit lateinamerikanischen oder dann auch spanischen Musikeinflüssen zu befassen. Selbst nannte der Pianist und Keyboarder das sein “Spanish Heart“. Dieses äußerte sich bereits 1972 mit solchen Kompositionen wie “La Fiesta“ oder “Spain“. Doch ganz zum Ausbruch gelangte diese Vorliebe dann schließlich vier Jahre später mit dem Album “My Spanish Heart“, und dieses Thema griff er erneut auf mit dem Album “Touchstone“ (1982)
Ja, und nun ein weiteres Album, mit The Spanish Heart Band legt Corea sein Album Antidote vor. Auch diese Musik ist beeinflusst und angereichert durch spanische und Flamenco-Elemente, und zusammen mit seiner neuen Band ist auch das wieder eine feurige und leidenschaftliche Angelegenheit geworden. Von den oben genannten Alben finden wir vier Stücke in Neuinterpretationen, der Rest ist neu, unter anderem mit Kompositionen von Antônio Carlos Jobim, Paco de Lucía und Igor Stravinsky. Gastauftritte von Ruben Blades, Gayle Moran Corea und Maria Bianca runden das Gesamtbild eindringlich ab.
Unter den Musikern finden wir solche aus Spanien, Kuba und Venezuela, so dass der Absicht, lateinamerikanisches und spanisches Flair zu verbreiten, breiter Raum gegeben wird. Hinzu kommt noch der Flamenco-Tänzer Nino de los Reyes mit feurigem Auftritt, im wahrsten Sinne des Wortes. Antidote = Gegenmittel, doch wogegen? Vielleicht gegen schlechte Laune? Denn mit dem Gesang von Rubén Blades startet die Platte sogleich sehr lebendig, und auch die Flamenco-Gitarre und die lasziv treibende Perkussion bringen Wärme und Licht in einen grauen Alltag. Corea’s Keyboard-Solo klingt eigentlich wie eh und je und wirkt in der Tat ein wenig antiquiert, besser wäre es gewesen, darauf zu verzichten und es beim ohnehin verwendeten Piano zu belassen. Zum Schluss meint man, bei diesem Sound könnte auch noch kurz Carlos Santana um die Ecke schauen für einen kleinen Auftritt. Auf jeden Fall ist der Auftakt sehr vielversprechend.
Diese hohe Qualität setzt sich fort mit den übrigen Songs. Wir hören einen typischen Corea mit seiner Mischung aus kompliziert aufgebauten Strukturen in den Kompositionen, verträumten Passagen, stets mit einem Hauch märchenhafter Mystik ausgestattet und einer lebendigen, stets agilen Rhythmik. Bei vielen Stücken spielt in diesem Zusammenhang der Einsatz der Flöte eine wichtige Rolle. Die jazzigen Elemente werden unter anderem mehr durch die Posaune und das Saxofon betont. Sehr positiv auffällig ist der Meisterdrummer Marcus Gilmore, der in wohl jeder Situation fest im Sattel sitzt und bei jedem einzelnen Stück seine Einfühlsamkeit unter Beweis stellen kann. Als sehr gelungen halte ich auch die Verwendung der Flamenco-Gitarre, ein wenig Reminiszenz auch an Paco de Lucia, von dem übrigens der Titel “Zyryab“ stammt. Dieses Stück hatten de Lucia und Corea auch einst zusammen eingespielt. (1990, auf der gleichnamigen Platte des Gitarristen)
Und so mangelt es nicht an Höhepunkten, jedes einzelne Stück ist absolut hochwertig und ein Quell musikalischen Hochgenusses auf hochemotionaler Ebene. Energie, Melancholie, Lebensfreude, viele Emotionen treffen hier aufeinander und sorgen für eine stets prickelnde Atmosphäre. Ein großartiges Alterswerk, Chick!
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Antidote
2 Duende
3 The Yellow Nimbus – Part 1
4 The Yellow Nimbus – Part 2
5 Prelude to My Spanish Heart
6 My Spanish Heart
7 Armando’s Rhumba
8 Desafinado
9 Zyryab
10 Pas De Deux
11 Admiration
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Besetzung |
Chick Corea (piano, keyboards)
Marcus Gilmore (drums)
Carlitos Del Puerto (bass)
Jorge Pardo (flute, saxophone)
Niño Josele (guitar)
Steve Davis (trombone)
Michael Rodriguez (trumpet)
Nino de los Reyes (dancer)
Rubén Blades (vocals - #1, 6)
Gayle Moran Corea (vocal choir - #5, 6)
Maria Bianca (vocals - #8)
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