Marsen Jules
Shadows in times
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Marsen Jules, Komponist und Elektroniker aus Deutschland, versucht mit seinem neuen Album Shadow in Time den Ansätzen von Steve Reich und Brian Eno zu folgen, in denen sie versucht haben eine Musik mit strikten Regeln zu kreieren.
Diese Kreationen sollen sich dann durch kontinuirliche Wiederholung und nur geringfügige Veränderung kleinster Sequenzen entwickeln. Das kann dann zwischen fast veränderungslosen Sound und Kakophonie changieren.
Marsen Jules geht auf seinem Album, oder besser mit seinem Projekt, jedoch einen anderen Weg, denn er stellt dies nicht nur in relativ kurzen Stücken, die dann gegeneinander laufen vor, sondern hat dies über die ganze Komposition in einer Länge von knapp 50 Minuten getan.
Diese Komposition hat er in 300 Versionen aufgenommen, die sich nur geringfügig von einander unterscheiden. Deshalb wird das Album auf einem USB Stick veröffentlicht, auf dem dann unterschiedliche Versionen mit unterschiedlichen Startzeiten übereinander gelegt werden. Daraus entsteht dann das Gesamtwerk. Der Clou ist, dass jeder USB-Stick eine andere Fassung enthält, da immer andere Versionen übereinandergelegt wurden. Ferner werden auch zwölf Minuten lange Versionen dieses Experiments auf Vinyl veröffentlicht. Hier wird tatsächlich jeweils immer nur eine Version je Vinyl gepresst, was die Sache etwas teurer macht.
Mir liegt nur die sogenannte „statische“ Version auf dem CD-Release vor. (Warum das Experiment nicht auf dieses Medium übertragen wurde, weiß ich leider nicht.) Und diese transportiert von dem spannenden Projekt nur wenig bis gar nichts. Die hier enthaltene Version von Shadow in time ist eine hervorragende Ambient-Produktion, welche Freunden von z.B. Bass Communion sehr gefallen dürfte. Sanfte, fast zärtliche elektronische Klänge bauen sich mit einer sich stetig wiederholenden Melodie auf. Das Soundbild verändert sich nur wenig, mal schwillt das im Hintergrund hörbare elektronische Brummen an, dann verschwindet es wieder weiter hinten. Das Tempo verändert sich auch, aber immer nur in Nuancen. Oberflächlich gehört erklingt über 50 Minuten immer dasselbe Klangbild. Doch dieses hat eine betörende, faszinierende Wirkung in die sich der Hörer fallen lassen kann.
Ein perfekter Soundtrack zum Ausklinken aus dem Alltag. Und irgendwie bin ich jetzt doch sehr neugierig auf das Gesamtprojekt.
Wolfgang Kabsch
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