Fókatelep
Fókatelep
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Und hier kommt ein weiterer Leckerbissen aus Ungarn. Fókatelep sind die Band um die Sängerin und Tänzerin Annamari Olah. Und wer sich ein wenig auskennt wird auch direkt an den ersten Klängen von „Indulj el“ erkennen, dass hier nur eine Gruppe die Brutstätte dieser Musik sein kann: Korai Örom. Die treibenden Beats und die Instrumentenvielfalt verrät die Handschrift sofort und der Blick in das schön aufgemachte Digipack verrät, das neben auch Korai Mastermind Emil Biljarszki noch einige andere Korai Mitglieder dabei sind.
Die schwebenden Keyboards unter den ausufernden Perkussionen passen wunderbar zu der zunächst etwas gewöhnungsbedürftigen Stimme der Frontfrau. Das liegt allerdings wohl auch ein wenig an der ungewöhnlichen ungarischen Sprache. Und diese Scheibe bietet dann eine unglaubliche Spielvielfalt untermalt mit einer großen Rhythmik. Mit „Szomoru´Varsnap“ bieten sie auch einen wahnsinnig gefühlvollen Blues mit einer unglaublich intensiven Gitarre. So ein packendes Stück Blues habe ich schon lange nicht mehr gehört. Auf „Szallj el“ geht es im Gegensatz dazu düster und unheilvoll zu, zu den dunklen Keyboards wird jedoch äußerst rhythmisch an den Perkussionen gearbeitet und Annamari bietet eine Gesangsleistung, die schon sehr nah an Dead Can Dance herankommt. Die Briten in Ihrer Spätphase sind vielleicht auch die beste Referenz für diese Band, zu mindest was den letzten Teil des Albums betrifft.
Denn auch das letzte Albumstück „Viragom“ mit seinen tief dröhnenden Keyboards und der getragenen Stimme plus die Flöten erinnert schon sehr an sie ebenso wie das von Sitars, Gitarren und exotischem Gesang geprägte „Yallah, Yallah“ – das dann allerdings mit einem grandiosen, leicht kakophonischem E-Gitarrengewitter endet.
Im Gegensatz dazu wird der Anfang des Albums mehr von den treibenden Nummern geprägt. Das von einer orientalisch klingenden Pianomelodie eingeleitete „Kerek a szolo levele“ wird von schönen Gitarren geschmückt und das Midtempo bereitet schon mal auf die folgenden rhythmischen Nummern vor, und verströmt dank der betörenden Instrumentierung und den lateinamerikanisch anmutenden Perkussionen durchaus eine starke, verführerische Erotik, insbesondere wenn das Piano am Ende in den Takt der Musik zum Solo eingestimmt. “Hei, bura, bura“ ist dann ein weiterer Höhepunkt. Auf über sieben Minuten wird hier zu aufregender Rhythmik so ziemlich jedes musikalisches Register gezogen. Langsamer, von dunklen schwebenden Keyboards betontes Intro, dann gehen die futuristischen Keyboards los, langsam treibend setzen die Gitarren ein und man wird förmlich in diesen psychedelischen Mix eingesogen. Hier hört man dann dank den Keyboards endgültig die Korai´s heraus. Sicherlich etwas poppiger als die Korais, aber auch hier gibt es eine fantastische E-Gitarre und – fliegt, wohin Ihr wollt. In „Madura“ gibt es dann wieder tiefe Klänge zu starker Rhythmik, viel Atmosphäre und am Ende ein Keyboardsolo, bei dem Manfred Mann ganz blass um die Nase wird.
Es gibt auf diesem Album eigentlich nur Höhepunkte. Musikalisch steht das hier alles ebenso wie kompositorisch und produktionstechnisch auf allerhöchstem Niveau. Dieses Album verwöhnt die Ohren von Musikfreunden, die es etwas außergewöhnlicher brauchen, lässt sich trotzdem auch von reinen Poohren hören und bietet zu guter Letzt den perfekten Einstieg in tanzbare, schwebende Musik. ZUGREIFEN!
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Indulj el | 4:47 |
2 |
Kerek a szolo | 4:17 |
3 |
Hej, Bura Bura | 7:14 |
4 |
Madarka | 4:14 |
5 |
Yallah, Yallah | 7:31 |
6 |
Mon amie la rose | 5:47 |
7 |
Nemezeti Vagta 1: 53 |
8 |
U Stakini | 4:08 |
9 |
Szallj el | 5:28 |
10 |
Szomoru | 7:25 |
11 |
Viragom | 5:07 |
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Besetzung |
Annamari Olah: voice, dance
Peter Szalay: guitar, bass
Ferenc Somogyi: bass
Viktor Csanyi: drums, percussion
Janos Jocsik: percussion
Emil Biljarski: keyboards
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