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Beethoven, L. v. (Schoonderwoerd)
Klavierkonzerte Nr. 3 und 6 (nach dem Violinkonzert)
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Info |
Musikrichtung:
Klassik Klavierkonzert
VÖ: 01.07.2008
(Alpha / Note 1 CD / DDD 2007 / Best. Nr. Alpha 122)
Gesamtspielzeit: 69:00
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EIGENWILLIGER CHARME
Wieder einmal stürzt eine historisch informierte Einspielung von sattsam bekanntem Repertoire den Hörer in Verwirrung: Mit Beethovens Klavierkonzerten Nr. 3 und 6 setzen Paul Schoonderwoerd und das Ensemble Cristofori die Gesamteinspielung der Klavierkonzerte fort. Eigenwillig an der Produktion ist auch dieses Mal die kammermusikalische Besetzung der Streicher, insgesamt ein Sextett. Dagegen stehen die doppelt besetzten Holz- und Blechbläser. Historisch ist eine solche Besetzungspraxis z. B. im „Eroicasaal“ im Palais Lobkowitz/Wien verbürgt, wo Beethovens 4. Klavierkonzert und seine 3. Sinfonie in besagter „Bigband“-Stärke aufgeführt wurde. In dem 16,5m mal 7m großen und 7 m hohen Saal hatten 24 Musiker Platz, für das Publikum standen 16 Sitzbänke zur Verfügung. Ein sehr intimes Konzerterlebnis also. Aber ob man von einzelnen Aufführungen bereits einen Standard ableiten kann?
Das Ergebnis stellt manche Hörgewohnheiten derart auf den Kopf, dass sich dagegen ähnlich radikal abgespeckte Bach-Interpretationen aus der jüngsten Zeit geradezu konventionell ausnehmen. Gegenüber der feingliedrigen barocken Musik hat Beethovens Musik eben doch einen eher großen Atem. Grundsätzlich bleibe ich daher bei den schon bei der Besprechung der Konzerte Nr. 3 und 5 geäußerten Vorzügen und Einwänden: einem ungemein farbigen und dynamisch weit gestaffelten Klangbild mit fantastisch gut durchhörbaren instrumentalen Kontrapunkten steht ein in den Streichern oft wenig tragfähiger und sanglicher Ton gegenüber.
Wobei der Aufnahmeort, eine Kirche, nicht original ist und in diesem Fall für angenehme Inkonsequenzen sorgt. Denn der Klang ist aufgrund der diskret halligen Akustik räumlicher und voluminöser als bei der ersten Produktion. Vor allem das Streicherensemble profitiert davon und klingt nicht mehr so schrammelnd wie bei der Vorgängerplatte. So ist der Schock nicht mehr ganz so groß, ohne dass der radikale Ansatz aufgegeben würde. Die beiden Flügel, einer ein Fritz-Original aus der Beethovenzeit, der andere ein Faksimile nach Walter, klingen bei allen Eigenarten übrigens sehr gut und zeichnen sich durch einen knorzigen Bass und brillanten Glöckchen-Diskant aus.
Der eigenwillige Charme der Produktion nimmt schließlich für sie ein. Wie glattgebügelt klingen dagegen meistens die großen sinfonischen Orchester! Und was sich Schoonderwoerd und sein Ensemble unter Berücksichtigung der kleinen Besetzung bei der Agogik und Phrasierung einfallen lassen und wie sie die Musik dadurch ungemein differenziert und lebendig – im Tutti auch sehr dramatisch – gestalten, lässt die Musik wirklich einmal neuartig klingen. Deshalb liegt die Scheibe auch jeden Tag in meinem Player. Eine weitere Besonderheit ist die selten gespielte Klavierfassung des Violinkonzerts, wobei, Beeethoven sei Dank, die Substanz der Vorlage auch in der pianistischen Kammerversion erhalten geblieben ist.
2009 sollen übrigens die ausstehenden Konzerte Nr. 1 & 2 folgen.
Georg Henkel
Besetzung |
Arthur Schoonderwoerd, Hammerklavier (Johann Fritz, Wien 1805-1810) und Anton Walter (1800, Nachbau)
Ensemble Cristofori
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