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Martin Storm
Endlich frei
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Nach Lebenswind und Woher kommen all die Wolken erscheint nun Martin Storms dritte CD Endlich frei. Und habe ich mich bei seinem Zweitwerk noch auf seinen Erstling beziehen können, muss ich bei Endlich frei ganz von vorne beginnen. Inhaltlich bleibt Martin Storm seiner Linie treu. Es sind wieder die ganz heißen Eisen, die der Barde gesanglich schmiedet.
Mit durchstartender Doppelzündung startet "Endlich frei" durch, um die Hörer abseits des Alltags in die sorgenfreie Freiheit zu führen. Nicht ohne Stammvater Abraham sowie Jesus mit auf die Reise zu nehmen. Ob der nahende G8 Gipfel die Inspiration zum Track "Absturz" war, oder der herrschende Billigflugtourismuswahnsinn, oder die Sparstrategie der Aktienkonzerne? Dies bleibt den Gedanken der Zuhörer überlassen. Den Titel "Wenn ich dich am Hörer hör" verstehe ich mal als Liebeserklärung an seine Frau. (Anm.: Warum fällt mir so was nicht ein?).
Kalt laufen einem die Schauer beim Titel "Für dich`n Licht" über den Rücken. Die Anklage gegen die Kälte gegenüber den hilflosesten unter uns -den Kindern-, ist ergreifend und kann niemanden kalt lassen. Dicht gefolgt von "Mit`m Rücken an der Wand", dem Lied vom unverschuldeten sozialen Absturz mancher Familie.
"Wann fällt bloß der letzte Schuss, wann ist mit dem Töten schluss?" "Manche Frau kriegt ihren Mann zerschossen und zerfetzt, die deutsche Fahne deckt ihn dann zuletzt…" Das Thema des Titels gegen Krieg und so genannte "humanitäre" Waffengänge "Der letzte Schuss" ist nicht unbedingt neu. Dennoch kann es ja nicht oft genug gesagt/gesungen werden.
Meine Zitierfreudigkeit kommt nicht von ungefähr. Die Texte sind wie gewohnt intelligent anklagend, und man merkt, dass der Künstler auch die kleinen Unzulänglichkeiten des Lebens sieht und verarbeitet. Wobei er die großen Themen nicht aus den Augen lässt. Zudem lässt Martin Storm auch genügend Platz für eigene Gedanken und Interpretationen. Textlich also großes Ohren- und Hirnkino.
Kommen wir zur musikalischen Umsetzung. Und hier runzelt der Rezensent etwas die Stirn. Der permanente weibliche Background, ist störend. Sehr störend sogar. Um nicht zu sagen nervend. Zudem scheint Jonathan Storm den Kursus "Experimentelles Schlagzeug" erfolgreich absolviert zu haben. Die etwas merkwürdigen Einlagen nehmen der Musik eine Menge von ihrem Reiz. Beim Opener hatte ich sogar etwas den Eindruck, dass das Aufnahmegerät einen Schaden hat. Merkwürdige Tempi-, Lautstärke- und Grundtonwechsel erinnern mich an blockierende Andruckrollen einer Bandmaschine.
Fazit: Wie schon gewohnt handelt es sich bei Endlich frei um Musik zum Zuhören und anschließendem Nachdenken. Musikalisch bewegt sich Martin Storm etwas vom Liedermacher weg zum sakralen Kirchentagssänger. Als Hörer muss man sich schon sehr auf die Musik einlassen können und wollen. Im direkten Vergleich mit den beiden Vorgängeralben ein nicht unerheblicher musikalischer Rückschritt.
Andreas W. Fieseler
Trackliste |
1 | Endlich frei | 6:45 |
2 | Absturz | 6:55 |
3 | Wenn ich dich am Hörer hör | 5:09 |
4 | Für dich `n Licht | 8:33 |
5 | Mit`m Rücken an der Wand | 6:05 |
6 | Der letzte Schuss | 7:38 |
7 | Ich tanz mit dir heut durch die Nacht | 7:45 |
8 | Advent | 6:55 |
9 | Wir sind pli-, pla-, pleite | 6:01 |
10 | Du glaubst | 7:27 |
11 | `ne gute Zeit | 5:31 |
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Besetzung |
Martin Storm: Gesang, Blues Harp, akustische und E-Gitarre Jutta Storm: Gesang, akustische Gitarre Jonathan Storm: Lead Gitarre, Schlagzeug, Keyboards, Bass Anja Holzknecht: Gesang
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