Wozu gibt es eigentlich CD-Reviews? Wer Monat für Monat Dutzende von Alben rezensiert, der stößt in seiner Umgebung nicht immer nur auf Verständnis. Logisch, schließlich ist es in der Regel nur ein kleiner Teil der getesteten Alben, die wirklich interessant sind und hängen bleiben. Und selbst bei denen bleibt das Erstellen der Rezensionen nicht selten eine lästige Notwendigkeit - nicht jedes gute Stück Musik lässt sich auch gut besprechen.
Lohnenswert ist es trotzdem. Aus demselben Grund, aus dem auch der "normale" Musikhörer immer mal wieder neugierig in fremde Alben hinein hört, neues kennenlernen möchte und dabei zu einem großen Teil nur auf Banalitäten trifft. Die Suche nach dem perfekten Album, das gerade und genau in die aktuelle Lebensphase passt. Das sich nach wenigen Durchläufen so sehr im Kopf festsetzt, dass es in dieser Lebensphase einfach jeden Tag einmal angehört werden muss. So lange, bis es so vertraut ist, dass es zu einem lediglich unterbewusst wahrgenommenen Hintergrundgeräusch verkommt, ähnlich wie das Ticken einer Uhr oder das Rauschen der Straße vor der eigenen Wohnung. Dann ist der Zauber verblasst, es darf ein neues Album gefunden werden. Doch noch in Jahren und wahrscheinlich noch in Jahrzehnten wird man es aus dem CD-Regal nehmen können, auflegen und sofort spüren "Achja, das habe ich doch so häufig gehört zu der Zeit, als...". Dann taucht er nochmal für einen Augenblick auf, der Geist dieser bestimmten Lebensphase.
Diese intensive Verbindung, die zwischen Musik und Ge- und Erlebten entsteht, muss hart erarbeitet werden. Nicht jede Musik passt in jede Zeit, bei weitem nicht alles gefällt. Stets nur Altbekanntes und Bewährtes einzusetzen ist jedoch auch unbefriedigend. Die Gratwanderung zwischen Aufgeschlossenheit und Treue, zwischen Zeitgeist und eigenem Geschmack ist also die eigentliche Herausforderung. Für uns Rezensenten ebenso wie für unsere Leser. Wir hoffen, Ihnen mit unseren Texten diese Arbeit ein wenig zu vereinfachen.
Viel Spaß mit der aktuellen Ausgabe!
Hendrik Stahl
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