Scorpions
Humanity Hour I
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Der Waschzettel zur neuen Scorpions-CD stellt die Band als Urheber von Hits wie „Rock you like a Hurricane“, „Wind of Change“ und „Send me an Angel“ vor. Das sind ein genialer Rocker, eine brillante Ballade und ein Mal furchtbarer Kitsch. Allein diese Trinität wird alte Fans der Band in dem vernichtenden Urteil, dass sie in den letzten 20 Jahren über ihre Helden gefällt haben, fällen mussten, bestätigen. Leider ist Humanity Hour I aus dieser Perspektive gesehen eher noch schlimmer, da man Anknüpfungen an Songs der Güteklasse von „Rock you like a Hurricane“ mit der Lupe suchen muss.
Andreas Himmelstein hat in seiner Review in der Rock Hard daher den einzig gangbaren Weg vorgeschlagen, indem er einen radikalen Perspektivenwechsel fordert. Die Scorpions haben sich einfach verändert – so sehr, dass man ihre heutigen Alben nicht mit Frühwerken wie Lovedrive, Love at first Sting oder gar Alben aus der Uli Jon Roth Ära vergleichen kann. Gut gesprochen: Würde man mir dieses Album im Blindtest vorlegen, würde ich nur an der markanten Stimme von Klaus Meine und natürlich den Parallelen zu den Alben der 90er Jahre erkennen, dass es sich hier um Hannovers Finest handelt. Ohne diese Indizien würde man Humanity Hour I im Vergleich zu melodischen Hard Rockern und härteren AOR-Bands bewerten, wie sie z.B. vom italienischen Frontiers-Label auf die Menschheit losgelassen werden.
In diesem Kontext sind die Scorpions Könige. Lebendige wütende Rocker mit modernem Riffing zwischen Hard Rock und Metal („Hour I“) sind ebenso an Bord, wie gefühlvolle Balladen (“Love will keep us alive“). Und, so ist man es von den Skorpionen mittlerweile gewöhnt, immer wieder wird herzhaft in den Schmalztopf gegriffen („The Cross).
Volltreffer wie die Powernummer „321“, das Highlight des Albums, haben aber leider Seltenheitswert auf Humanity Hour I. Himmelsteins abschließende Bewertung (die sowieso im Widerspruch zu seiner Erkenntnis steht, dass man das neue Album nicht mit den alten vergleichen kann!), dass das neue Album im direkten Vergleich sogar noch stärker ist, als Love at first Sting, kann daher nur massives Kopfschütteln auslösen.
Humanity Hour I ist ein nettes Radio-taugliches AOR/ Hard Rock/ Mainstream-Album, das mal heftig rockt, mal in Al Stewart(!) Regionen vorstößt („Your last Song“) – nicht mehr und nicht weniger. Kann man haben - muss man aber nicht.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Hour I | 3:26 |
2 | The Game of Life | 4:04 |
3 | We were born to fly | 3:59 |
4 | The Future never dies | 4:04 |
5 | You're lovin' me to Death | 3:16 |
6 | 321 | 3:53 |
7 | Love will keep us alive | 4:32 |
8 | We will rise again | 3:50 |
9 | Your last Song | 3:44 |
10 | Love is War | 4:21 |
11 | The Cross | 4:29 |
12 | Humanity | 5:27 |
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Besetzung |
Klaus Meine (Voc) Rudolf Schenker (Git) Matthias Jabs (Lead Git) Pawel Maciwoda (B) Lames Kottak (Dr)
Produzent: Desmond Child
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