Charisma
Licht
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Ein Mensch wird diese Review mit besonderem Interesse lesen. Als ich Matthias Studer fragte, wie er seine Band stilistisch einordnen würde, zuckte er mit den Schultern und meinte “Ich bin gespannt, was Dir einfällt.“ Wenn Ihr in den Info-Kasten schaut, werdet Ihr merken, dass auch ich letztlich passen musste.
“Ästhetischen Rock bei erträglicher Lautstärke“ hatten Charisma im Kirchentagsprogramm angekündigt. Und so unverbindlich das klingt, es trifft die Sache ziemlich gut. Das Ganze klingt zu erwachsen, um als Pop verkauft zu werden. Für ein eindeutiges Rock-Etikett fehlen dagegen der Druck und die Aggressivität. Das Saxophon und gelegentlich die Gitarren bringen auch einen Touch Jazz mit hinein, aber das sind eher Akzente, als wirklich Stil prägende Merkmale. Darum passt der Vergleich Steely Dan auch nie wirklich, obwohl ich das eine oder andere Mal daran gedacht habe. Wenn überhaupt irgendwann einmal eine Parallele wirklich passt, dann die mit Billy Joel bei “Let's trust in you“, einem der wenigen englischen Stücke (mit tollem souligem Gospel Hallelujah-Finale). Die Kompositionen sind durchdacht und abwechslungsreich. Progressiv wäre aber wirklich zu viel gesagt. Und manchmal klingt dann auch das Brave vieler frommer Bands durch. Wir einigen uns also auf eine sehr gut gemachte, sehr ansprechend produzierte Musik, zwischen Rock und Pop mit deutlich kirchlicher Identität.
Schwachpunkt ist gelegentlich der Gesang. Bei den sehr Text orientierten Kompositionen von Charisma fällt dann doch gelegentlich auf, dass die unausgebildeten Stimmen den Packen, den sie zu schultern haben, nicht ganz tragen können.
Aufgrund der Vielfältigkeit der CD sei noch auf einige Stücke hingewiesen. - Völlig überraschend ist der Opener, moderner Deutsch-Pop mit deutlichem HipHop-Einschlag – sehr gut gemacht. - Das lange “Somalia“ überzeugt durch den sehr engagierten Text. Am Anfang dominiert durch das Bemühen die Message differenziert herüber zu bringen, der Text den Fluss der Musik etwas sehr. Später wird es dann rockiger und packender. - der deutsche Rock-Ppp Song “Internet“ wirkt simple, fesselt aber mit einem herrlichen Groove - der sowieso schon tolle Pop-Song “Nachtzug“ wird mit leicht jazzigem Saxophon zusätzlich aufgewertet. - “Du“ fällt als flotter Country-Popper ähnlich aus dem Rahmen wie der Opener
Insgesamt für Freizeit-Musiker eine ungewöhnlich ambitionierte Scheibe, der eine weite Verbreitung zu wünschen ist.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Das Mundwerk | 3:06 |
2 | Mit Gott | 3:47 |
3 | Somalia | 7:12 |
4 | Let's trust in you | 5:19 |
5 | Internet | 4:58 |
6 | Feeling ok | 3:43 |
7 | Wenn es dunkel wird | 4:30 |
8 | Grundlos | 3:44 |
9 | Nachtzug | 2:50 |
10 | Stopp | 5:01 |
11 | Du | 3:15 |
12 | Petrus | 5:48 |
13 | Stille | 3:45 |
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Besetzung |
Michael Studer (Key, Sax) André Ahrens (Voc) Birte Müller-Sacirovic (Keys) Thorsten Müller (B) Gerd Gläsmer (Dr) Matthias Studer (Git, Keys)
Gast: Firedhelm Eckert (Dr)
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