Sarah Kaiser
Miracles
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Eigentlich ist Miracles das „normale“ Jazz-Debüt der Berliner Jazz-Sängerin Sarah Kaiser. Aber es dürfte sich für sie als sehr förderlich herausstellen, dass sie 2003 bereits das Album Gast auf Erden vorgelegt hat, auf dem sie die 300 Jahre alten Lieder des protestantischen Kirchenliederdichters Paul Gerhardt in modernem jazzigen Gewand präsentiert hat.
Die Ver-Jazzung von Paul Gerhardt war etwas ganz besonderes. Mit Gast auf Erden hat Sarah Kaiser Furore gemacht, hat von sich Reden gemacht. Das ist eine prima Startvoraussetzung für das neue Album. Die vielen Freunde von Gast auf Erden werden es mit offenen Armen empfangen. Und das ist gut so für Sarah. Denn Miracles ist zwar ein gutes Jazz-Album, aber letztlich nur ein weiteres Jazz-Album, das ohne den Vorgänger möglicherweise recht sang und klanglos untergegangen wäre.
Sarah Kaiser geht vorwiegend weich, gefühlvoll und zärtlich zu Werk. Natürlich ist es ihre Stimme die das Album prägt, auch wenn sie mittlerweile über eine kleine feste Band verfügt, die an den Stücken mitgeschrieben hat. Manchmal wünscht man Sarah etwas mehr Mut, kraftvoller vorzugehen. Aber genau das will sie offenbar gar nicht. Nur gelegentlich wird es auf <>Miracles verhalten rhythmisch (“Something's gonna change“, „Ur“). Sie probiert es leise und mit Gefühl. Das passt auch zu den Texten, die zwar wieder deutlich christlich geprägt sind, aber ebenso vorsichtig, beschreibend, nach-denkend vom christlichen Glauben handeln. Nach missionarischer Keule klingt das nie. Typisch ist der weiche gefühlvolle Einstieg mit dem Titelsong, der “Late Night Talk“ oder der schon im Titel alles zu seiner Stimmung sagt.
Vier Coverversionen sind am Start. Vom Motown-Star Stevie Wonder bleibt wenig über, wenn die junge weiße Frau sich seines “All I do“ annimmt. Eine Coverversion, die sich lohnt, weil das schwarze soulige Stück wirklich in ein völlig neues Leben überführt wird. Man muss sich dran gewöhnen. Zu Beginn überwiegen die Verlustgefühle, aber spätestens beim fünften Durchlauf ist man für die neuen Reize geöffnet. Etwas schwächer Mahalia Jacksons “I’m gonna wait“, dass seine Gospel-Charakter ebenfalls weitgehend verliert, aber im Jazz nicht so ankommt. Nicht ganz so stark verändert ist das leicht swingende “My favorite Things“, das mir in der Al Jarreau-Version in den Ohren klebt. Daher hat es mich eher überrascht, dass Sarah es so hinbekommt, das mir wenig fehlt.
Neben der Sängerin selber sind auf dem ohne Gitarren eingespielten Album vor allem Samuel Jersak zu erwähnen, der an den Keyboards den weichen Klangteppich webt, und Jonas Schön, der mit viel Seele Geist in die Kompositionen bläst. Als hidden Track gibt es nach drei Minuten Leerlauf noch eine Proberaum-Version von “Ur“, die streckenweise nur von Percussion und Saxophon begeleitet ist. Für das Album ein echter Gewinn, da Sarah hier endlich einmal mit viel Verve livehaftig zu hören ist.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Miracles | 5:26 |
2 | Something's gonna change | 5:08 |
3 | All I do | 4:57 |
4 | Interlude (for Max) | 2:31 |
5 | Late Night Talk | 5:44 |
6 | Ur | 3:55 |
7 | My favorite Things | 5:26 |
8 | Misty (Interlude) | 1:10 |
9 | Small World | 6:21 |
10 | I'm gonna wait | 5:32 |
11 | * Pause * | 2:58 |
12 | Ur (Alternative Version) | 3:40 |
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Besetzung |
Sarah Kaiser (Voc) Samuel Jersak (Keys) Lars Binder (Dr, Djembe <6>) Martin Simon (B) Gäste: Jonas Schoen (Sax, Klarinette, Flöte) Uwe Steinmetz (Sax Solo <2>) Sebastian Studnitzky (Trompete <3,5>) David Mette (Dr <6>) Michael Janz (Back Voc <3>)
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