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Reviews
Girodani, T. (Peiretti)

Cembalokonzerte


Info
Musikrichtung:

VÖ: 22.04.2004

Dynamic / Klassik Center Kassel (2 CD DDD (AD: 2003) / Best. Nr. CDS 428/1-2)

Gesamtspielzeit: 101:41

Internet:

Dynamic



JOHANN CHRISTIAN BACHS ERBE: GIORDANIS CEMBALOKONZERTE

Tommaso Giordani (1730-1806), Sproß einer weitverzweigten Musikerfamilie, veröffentlichte seine sechs Cembalokonzerte op. 23 im Jahre 1785, also nur kurze Zeit nach dem Tode Johann Christian Bachs. Und da Giordani wie dieser seit Mitte des 18. Jahrhunderts auf den Britischen Inseln wirkte, verwundert es kaum, dass der Einfluß des großen Vorbilds seinen Niederschlag in diesen Kompositionen gefunden hat. Giordanis Konzerte sind von südländisch melodischem Reiz und großer Leichtigkeit, zugleich aber auch britischer Galanterie und Eleganz geprägt. Es ist Musik, die den Interpreten viel, den Zuhörern weit weniger Konzentration abverlangt. Überraschend oft finden sich in den Stücken, wie auch in den weiteren, 1789 veröffentlichten Konzerten op. 33 noch typisch barocke Wendungen und allerlei französisch anmutende Figuren. Indes sind sie in ihrem Bemühen um ein perfektes Ebenmaß und klare Formgebung doch ganz und gar "klassisch", was besonders für die später entstandenen Konzerte op. 33 gilt.

Die Einspielung durch die Accademia dei Solinghi, ein italienisches Barockensemble, und die Turinerin Rita Peiretti lassen begreifen, was die Zeitgenossen an Giordanis Musik so schätzten: Es ist die Einfachheit der Struktur bei zugleich höchster Virtuosität und Lebendigkeit im galanten Stil. All dies geht manchmal zu Lasten des musikalischen Tiefgangs, v.a. in den langsamen Mittelsätzen der dreisätzigen Konzerte op. 23 Nr. 1, 2 und 5. Terzschritte, thematische Schlichtheit und permanente Dur-Tonalität tragen mit dazu bei, dass der Eindruck der Oberflächlichkeit entstehen kann.
Indes vermag diese (schillernde) Oberfläche durchaus zu gefallen, wenn sie durch so kundige Interpreten gestaltet wird. In kleiner Besetzung (6 Violinen, Cello, Kontrabass und Cembalo) lassen die Mitwirkenden mittels einer quecksilbrigen Interpretation mit viel Verve die Stücke in hellen Farben aufleuchten. Die Aufnahmetechnik hat dies sehr präsent und volltönend eingefangen.
Rita Peiretti, die mit dem gleichen Orchester bei Dynamic auch schon Galuppis Cembalokonzerte eingespielt hat (CDS 215/1-2), gefällt durch ein perlendes Spiel, in welchem die Verzierungen und Läufe mit großer Leichtigkeit hingetupft erscheinen. Sie versucht nicht, den Werken mehr Bedeutungsschwere abzuringen, als ihnen tatsächlich eigen ist, sondern arbeitet den Charakter als kunstvolle Unterhaltungsmusik heraus. Anmutig gelingen ihr die kantablen Passagen. Dabei ist das verwendete Instrument (das leider im Booklet nicht genauer bezeichnet ist) ideal für diese Art von Musik: Es weist einen hellen, zarten, nie trockenen Klang auf, der in den Höhen bisweilen fast spinettartig wird.



Sven Kerkhoff



Trackliste
6 Konzerte op. 23
3 Konzerte op. 33
Besetzung

Accademia dei Solinghi

Ltg und Cembalo: Rita Peiretti



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