Beethoven / Schubert (Argerich)
Tripelkonzert / Klavierkonzert
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Info |
Musikrichtung:
Romantik
VÖ: 21.05.2004
EMI / EMI (2 CD DDD (AD: 2002/2003; live) / Best. Nr. 7243 5 57773 2 4)
Gesamtspielzeit: 64:33
Internet:
EMI Classics
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KONTRASTPROGRAMM
Schon seit einiger Zeit engagiert sich Martha Argerich, die große, noch gar nicht so alte Dame am Klavier beim Klassik Festival in Lugano. Auch kürzlich war sie dort wieder mit kammermusikalischen Auftritten, aber auch mit Konzertprogrammen zu Gast. Dabei läßt sie stets jüngere Künstler an ihrem reichen Erfahrungsschatz teilhaben. Die EMI dokumentiert dieses Engagement in loser Reihenfolge. In diesem Zusammenhang ist nun eine Aufnahme mit zwei ganz gegensätzlichen Werken der Konzertliteratur erschienen, aufgenommen bei den Festivals der letzten beiden Jahre: Neben Beethovens Tripelkonzert findet sich Schumanns populäres Klavierkonzert.
Beethovens Konzert für Klavier, Violine und Violoncello gilt unter Musikern oft als undankbar. Nicht zuletzt weil es recht konventionell anmutet, nur schwer im Gleichgewicht zu halten ist und den Solisten nur wenig Raum bietet, ihre Kunst allein zu präsentieren. Argerich, Capuçon und Maisky spielen das Werk betont kraftvoll. Gerade im ersten Satz gerät das ganze förmlich zu einem "Duell der Giganten". Maiskys Cellospiel ist dabei noch am ehesten dazu angetan, auch einmal einen schwelgerischen Ton zu entfalten. Währenddessen jagt Argerich höchst virtuos und zugleich druckvoll über die Tasten. Nicht ganz in das Ensemble einfügen will sich der junge Renaud Capuçon: Sein Strich erscheint stets ein Stück zu aggressiv, so als wollte er einen revolutionäreren Zugriff auf das Konzert nehmen, als seine Mitstreiter. Diese Uneinigkeit wird exemplarisch in den Schlußtakten des Finalsatzes deutlich, in denen die Solisten die Chance zur furiosen Steigerung und zum akzentuierten Abschluß verschenken, so dass das Werk merkwürdig unentschlossen endet.
Ganz anders in Schumanns a-moll-Konzert: Argerich findet hier im Kopfsatz zu einem extrem romantischen Ton zurück, der sich deutlich etwa von ihrer Interpretation aus dem Jahre 1992 mit Harnoncourt und dem Chamber Orchestra of Europe abhebt (erschienen bei Elatus, 0927-49568-2). Der Anschlag erscheint deutlich weicher, die Figuren schmeichelnder. Dass man Schumanns Musik mehr Härte entlocken kann, hat Argerich in der angesprochenen Einspielung selbst bewiesen. Dass man es nicht muß, macht sie hier in glänzender Weise deutlich. Geradezu elegisch-verträumt spielt sie bisweilen mit den Schattierungen und Phrasierungen, so dass sich der Hörer ganz dem Genuß hingeben kann. Erst im abschließenden Allegro vivace zieht sie Tempo und Dynamik deutlich an und führt das Konzert so einem strahlenden Schluß entgegen. Diese Interpretation ist bis ins kleinste Detail überlegt und stimmig, dazu technisch perfekt.
Das Orchestre della Svizzera italiani begleitet unter der Leitung von Alexandre Rabinovich-Barakovsky in beiden Fällen engagiert, wenn auch mit recht breitem Strich. Gegenüber den Solisten bzw. der Solistin ist es zudem bei diesen ansonsten makellosen Live-Aufnahmen allerdings klanglich ins Hintertreffen geraten.
Sven Kerkhoff
Trackliste |
1-3 Beethoven: Konzert für Klavier, Violine und Cello in C-Dur, op 56 35:14 4-6 Schumann, Klavierkonzert a-moll, op. 54 29:19
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Besetzung |
Martha Argerich, Klavier Renaud Capuçon, Violine Mischa Maisky, Violoncello
Orchestra della Svizzera italiana
Ltg. Alexandre Rabinovich-Barakovsky
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