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Reviews
Bach, J. S. (Suzuki)

Kantaten Nr. 24: Leipziger Kantaten 1924 (BWV 8, 33, 113)


Info
Musikrichtung: Geistliche Musik

VÖ: 14.04.2004

BIS / Klassik Center Kassel
CD DDD (AD 2002) / Best. Nr. BIS-CD-1351


Gesamtspielzeit: 60:36



HOHES NIVEAU IN KLEINEN SCHRITTEN: FOLGE 24 VON SUZUKIS BACH-KANTATEN

Während der niederländische Dirigent Ton Koopman seine auf 10 Jahre angelegte Gesamteinspielung sämtlicher Bachkantaten im nächsten Jahr abzuschließen gedenkt (die letzten Aufnahmen sind sozusagen „im Kasten“), nähert sich sein japanischer Kollege (und ehemaliger Schüler) Masaaki Suzuki dem noch fernen Ziel weiter in kleinen Schritten: veröffentlicht Koopman seine Aufnahmen stets im 3er-Pack, so belässt es Suzuki bei der klassischen Single-CD. Inzwischen hat er (nach neun Jahren) Folge 24 veröffentlicht. Auf dem Programm stehen die Choralkantaten BWV 8, 33 und 113 aus Bachs zweitem Amtsjahr als Thomaskantor in Leipzig.
Es handelt sich um drei weitere Mosaiksteinchen in dem von Bach auf fünf komplette Kantatenjahrgänge projektierten (aber nicht vollendeten) Unternehmen einer „wohlbestellten“ Kirchemusik. Gemeinsam ist den Kantaten dieser Werkgruppe die Choral-Fundierung des Eingangschores: Bach verschmolz hier den lutherischen Gemeindegesang mit seinem reich figurierten Stil zu eindrucksvollen Chorfresken, denen die üblichen Rezitative und Arien und ein schlichter gesetzter Schlusschoral folgen.

Suzuki lässt die Kantaten in mehrfacher Besetzung der Stimmen musizieren. Chorpartien inklusive der Solisten sind vierfach, 1. und 2. Violine dreifach, die Viola zweifach, die übrigen Instrumente (Bläser, Cello, Kontrabass) einfach besetzt. Damit hat er die Kräfte gegenüber seinen ersten Einspielungen etwas reduziert und lässt überdies die Solisten als Teil des Chores agieren, geht aber nicht zur nach wie vor umstrittenen einstimmigen Besetzung über (die auch Ton Koopman aus Überzeugung ablehnt).
Angesichts der Leichtigkeit und Transparenz, die das Bach Collegium Japan hier erneut mit der bekannten spieltechnischen Makellosigkeit demonstriert, scheint der Unterschied zur Kleinstbesetzung freilich gar nicht mehr so groß.
Suzuki bevorzugt ein lichtes Klangbild, flüssige Tempi, eine wohlgesetzte Phrasierung und klare Linienzeichnung – anders z. B. als Philippe Herreweghe, der im Gewand historischer Aufführungspraxis das Klangideal eines vergangenen romantischen Historismus gegenwärtig hält.
Der japanische Dirigent gab seinen Bach vor allem in den ersten Folgen deutlich strukturbewusst, gleichsam „objektiv“ und in seiner technischen Perfektion auch etwas distanziert, hat aber seitdem hörbar an Ausdruckstiefe hinzugewonnen: Chor und Instrumentalisten klingen heute wärmer, auch gelassener (was sich besonders beim sehr verinnerlichten Eingangschor BWV 113 erleben lässt).
Doch aufs Ganze gesehen machen sich die Unterschiede zwischen niederländischem, belgischem und japanischem Bach heute lediglich im Detail bemerkbar – hoch ist das Niveau in allen Fällen.

Entscheidenden Anteil daran haben die Solisten, die bei Suzuki sämtlich überzeugen; Robin Blaze, der mit seinem kleinen, kindlichen Altus bei Händelopern meist überfordert wirkt, ist bei Bach bestens aufgehoben (von einem leichten britischen Akzent einmal abgesehen). Der Vortrag von Peter Kooy (seit der ersten Folge dabei) und Gerd Türk bezeugt die langjährige Vertrautheit der beiden Sänger mit diesem Repertoire. Ihnen und Blaze ist die vokale Hauptlast in den drei Werken anvertraut, während der leuchtende, aber nicht sonderlich idiomatische Sopran von Yukari Nonoshita lediglich in einem kurzen Rezitativ und einem Duett gefordert ist.



Georg Henkel



Trackliste
01-06 Kantate Nr. 8 „Liebster Gott, wenn werd ich sterben“ 17:06
07-12 Kantate Nr. 33 „Allein zu dir, Herr Jesu Christ“ 19:11
13-12 Kantate Nr. 113 „Herr Jesu Christ, du höchstes Gut“ 24:19
Besetzung

Yukari Nonoshita, Sopran
Robin Blaze, Altus
Gerd Türk, Tenor
Peter Kooy, Bass

Bach Collegium Japan

Ltg. Masaaki Suzuki


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