Schubert, F. – Satie, E. – Sondheim, E. u. a. (Pass, D. – Cemin, A.)
Into the Woods
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Info |
Musikrichtung:
Liedgesang / Romantik / Musical
VÖ: 05.05.2023
(B-Records / Note 1 / CD / DDD / 2022 / LBM050)
Gesamtspielzeit: 74:30
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GANZ GROSSE OPER
Ein sehr gemischtes Liedprogramm ist es, dass der französische Bariton Damien Pass und sein pianistischer Begleiter Alphonse Cemin unter dem Titel „Into the Woods“ hier kredenzen: Der Meister des Kunstliedes, Franz Schubert, und der Musicoanarchist Erik Satie finden sich da ebenso wie der romantische Balladenkomponist Carl Loewe und Grandseigneur des Musicals, Stephen Sondheim. Ein wildes Dickicht also bzw. ein abenteuerlicher Trip durch die Musikgeschichte, bei dem weniger der Wald als das Spiel mit Charakteren sowie ihre Verwandlungen die Auswahl der Stücke bestimmt haben.
Dabei kann man hier zwei Künstler erleben, die auf Augenhöhe musizieren, denn das Klavierspiel von Cemin versteckt sich nicht hinter dem Sänger, es erreicht ein geradezu orchestrales Format mit breit ausgespielter Dynamik und vollgriffiger Dramatik. Pass‘ reicher, bassschwarz durchfärbter Bariton freilich verträgt einen solchen Counterpart durchaus. Denn auch er geht in punkto Ausdruck an die Grenzen und darüber hinaus: Die intime Gattung Lied wird bei ihm zur miniaturisierten Opernszene, in der der Sänger dann, wie z. B. bei Schuberts berühmten „Erlkönig“, in verschiedene Rollen schlüpft, hier den unheimlichen Waldgeist und dort das verängstigte Kind sowie den um Kontrolle ringenden Vater gleichsam unter dem vokalen Vergrößerungsglas mimt. Pass versteht sich hier als singender Schauspieler auf der großen Bühne und Cemin steht ihm da nichts nach, wenn er den pianistischen Pferdegalopp bedrohlich grollen lässt.
Beider Engagement erinnert dabei an längst vergangene Epochen des Liedgesangs, in der das innere Drama dieses Stücks geradezu expressionistisch ausgestellt wurde. Im vorausgehenden virtuos überdrehten „Gastibelza“ von Franz Listz, dem der Exzess gewissermaßen einkomponiert ist, geht das Konzept besser auf. Aber bei Schubert droht trotz bemerkenswerter Beherrschung der Mittel der Umschlag ins Overacting.
Vielleicht sind diese beiden Stücke am besten geeignet, um seine eigene Präferenzen bei diesem Album zu prüfen und sich für oder gegen diesen Ansatz zu entscheiden. Außer Frage stehen das famos spannungsvolle Musizieren, die prächtige Stimme und die souveräne Pianistik. Es geht schlicht darum, ob man die Stücke in dieser Art und Weise hören mag.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Stephen Sondheim: Any Moment; No One Is Alone; Everybody Says Don't |
2 | Benjamin Britten: The Crocodile |
3 | Camille Saint-Saens: Le pas d'armes du roi Jean |
4 | Henri Duparc: L'invitation au voyage |
5 | Franz Liszt: Gastibelza |
6 | Franz Schubert: Der Erlkönig, Der Doppelgänger; Wanderers Nachtlied; An Schwager Kronos |
7 | Carl Loewe: Edward |
8 | William Bolcom: Song of Black Max |
9 | Mike Stoller / Jerry Leiber: L'homme a la moto |
10 | Erik Satie: 3 Melodies |
11 | Traditionals Australiens: Botany Bay; Walzing Matilda; Dying Stockman; Wild Colonial Boy |
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Besetzung |
Damien Pass, Bariton
Alphonse Cemin, Klavier
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