Pharoah Sanders Quartet

Live At Fabrik Hamburg 1980


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 24.03.2023

(Jazzline)

Gesamtspielzeit: 70:19

Internet:

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Als Ferrell Sanders, besser bekannt als Pharoah Sanders am 24.September 2022 im Alter von 81 Jahren starb, verlor der Jazz einer der wichtigsten Musiker des Genres. Als Vorbilder des noch jungen Musikers galten Kollegen wie Harold Land, James Moody, Sonny Rollins, Charlie Parker und John Coltrane.

Nach seiner Jugend in Arkansas waren Oakland in Kalifornien und New York seine nächsten Stationen, in denen er sich verschiedenen Musikern und Bands anschloß. Als wichtige Station mag hier sicherlich seine Tätigkeit mit Sun Ra gewesen sein. Zu jener Zeit veröffentlichte er auch 1964 sein erstes eigenes Album auf dem Label ESP, "Pharoah’s First".

In jenen Tagen ereignete sich dann auch die wohl wichtigste Veränderung im Leben des Musikers, nämlich, als John Coltrane ihn bat, mit ihm zusammen zu spielen. Coltrane befand sich gerade an einem musikalischen Wendepunkt und widmete sich zunehmend dem freien Jazz. Ob Sandershier nun maßgeblich entscheidend mitwirkte oder nicht, fest steht, dass während der Zusammenarbeit der Beiden, bis zu Coltrane's Tod im Jahre 1967, wichtige Platten entstanden, Musik, die vom gegenseitigen Ansporn und mitreissenden Saxofon-Ausbrüchen geprägt war.

Gleichzeitig färbte wohl Coltrane's Hang zur Spiritualität auf den Protagonisten ab, waren doch seine Soloplatten ab 1967 stark davon erfüllt. Kennzeichnendes Merkmal des Saxofonisten war seine aussergewöhnlich individuelle Spielweise, Zirkularatmung, Überblastechniken und die sogenannte "Flatterzunge" zeugten davon. Mit zunehmendem Alter wurde seine Musik jedoch auch besonnener und ruhiger. Seine Art "kosmischen" Jazz' wurde ergänzt durch individuelle Interpretationen von Songs des Great American Songbooks.

Hier nun wird als fünfte Ausgabe der Serie "Live At Fabrik" ein Konzert des Meisters vom 6.Juni 1980 vorgestellt. Neben vier Eigenkompositionen, darunter das legendäre "The Creator Has A Masterplan" vom 1969er Album "Karma", gibt es mit "It's Easy To Remember" auch einen Klassiker von Richard Rodgers. Seit etwa 1976 etablierte sich in Hamburg das "New Jazz Festival" mit hervorragenden Konzerten, und im Rahmen dieses Festivals entstanden diese Liveaufnahmen aus der "Fabrik".

Und mit diesem kraftvollen und kreativen Ansatz im Spiel feuert der Protagonist seine Mitstreiter gleich an mit "You Gotta Have Freedom", ja, diese Freiheit nimmt er sich, der Musiker, der immer mehr reifte, und hier ja mal auch gerade vierzig Jahre alt war. Das verursacht ganz einfach Gänsehaut, wenn Sanders seine Seele aussspuckt, sich mit meiner Seele vereint und ich mitrasen kann auf diesem wahnsinnigen Ritt durch emotionale Tiefen, wie man sie selten heute noch erlebt im Jazz. Klar - und dafür sorgen natürlich auch die drei hervorragenden Mitspieler. John Hicks, stets ein wenig an McCoy Tyner erinnernd, war gerade angefangen, mit Sanders zu musizieren, und das hielt noch für einige kreative Jahre an. Bassist Curtis Lundy war seinerzeit erst 23 Jahre alt und konnte auf Engagments mit anderen bedeutenden Jazzern zurückblicken. Ja, und dann noch der Schlagzeuger Idris Muhammad, der Einigen vielleicht noch bekannt sein könnte aus seiner Fusion-Phase auf CTI Records. Hier führt er bereits eindrucksvoll auf dem Eröffnungstitel sein Können vor mit einem Solo.

Mit der Ballade "Easy To Remember" erinnert man hinsichtlich der Stimmung unweigerlich an John Coltrane und seine Songs auf seinem Album "Ballads". So erlebt man Sanders hier als ganz weichen, sanften und spirituell leuchtenden Spieler, wunderschön, diese Stimmung! Der mit 20:28 Minuten längste Song lässt die Musik wieder vom Zügel und die Grüße an den Schlagzeuger, "Greetings To Iris", verabschiedet uns dann wieder recht ruhig und gelassen, jedoch nicht, um nach und nach in einen dann doch leicht treibenden Swing überzugehen. Dazwischen dann noch die Kurzfassung von "The Creator Has A Masterplan", original knapp über der Zweiunddreissig-Minuten-Grenze. Aber auch in der Kürze offenbart sich diese bestimmte hypnotische Ausstrahlung der Beschwörung des himmlischen Schöpfers, und, wie es im Booklet von Michael Laages auch ausgeführt wird - in dessen "Masterplan" sich menschliches Leben fügt: mit den großen politischen und gesellschaftlichen Zielen jener Zeit - Liebe, Frieden, Glück... Love, Peace and Happiness. Wie unerlöst doch die Welt geblieben ist seit jenen zukunftsseligen, zuversichtlichen Zeiten...

Genau, um darum sind es Freude und Zufriedenheit für die gut siebzig Minuten Spielzeit dieser CD, die auf diese Weise "Love, Peace and Happiness" vermitteln. Danke, Pharoah, für Deine großartige und zeitlose Musik!



Wolfgang Giese



Trackliste
1 You Gotta Have Freedom (18:01)
2 It's Easy To Remember (12:59)
3 Dr. Pitt (20:28)
4 The Creator Has A Masterplan (8:37)
5 Greetings To Idris (10:22)
Besetzung

Pharoah Sanders (tenor sax)
John Hicks (piano)
Curtis Lundy (bass)
Idris Muhammad (drums)



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