MZ 412

Burning the Temple of God


Info
Musikrichtung: Black Industrial

VÖ: 1995

(Cold Meat Industry)

Gesamtspielzeit: 62:29


Wie es dazu kam, dass ich dieses Album für die Rezension ausgewählt habe, erfahrt ihr in meiner monatlichen Kolumne. MZ 412 erfüllen so ziemlich jedes Klischee, das eine Black Metal Band erfüllen kann. Corpse-gepaintete Gestalten in der Nacht, Lederklotten mit 20 Zentimeter langen Spikes, kindische Pseudonyme, eine brennende Kirche auf dem Cover, gotische Schriftzeichen in Fraktur, Runen und umgedrehte Kreuze. In den Texten wilde Fantasien vom Blut der Christen, das auf dem Altar vergossen werden soll. Und am Ende des Booklets das Bekenntnis, dass „der Krieg gegen das falsche jüdisch-christliche Dogma“ ewig sein werde.

Das Erschreckende daran ist, dass das vor 30 Jahren, als Burning the Temple of God erschien, kein Ausbund „künstlerischer Freiheit“ blieb, sondern dass (nicht nur) in Norwegen tatsächlich Kirchen in Flammen aufgingen. Christliches Blut ist, soweit ich es weiß, nicht geflossen. Tote hat es dennoch gegeben. Aber die schwarzen Gestalten haben sich eher untereinander ermordet.

In die Black Metal-Ecke gehören MZ 412 allerdings nur bedingt. Die fast angenehm klingenden Streicher in „Proklamation of the new Order oder der sakrale Orgeleinstieg von „Vampiir of the North“ sind Ausnahmemomente. Überwiegend ertönt infernalischer Lärm, der eher an Maschinengeräusche, denn an Musik erinnert. Der Gesang ist oft nicht einmal mehr unverständliches Gegrowle. So besteht „Feasting on khristian Blood“ aus wenig mehr als einem röchelnden Gewürge, zu dem infernalischer Lärm erklingt. „The Winter of Mourning“ ist monotones Drumming vor Windgeräuschen. Und was einen erwartet, wenn man „Burning … (Gods House)“ hört, weiß man, wenn man noch das alte Röhrenradio kennt, bei dem man auf Mittelwelle oft nur atmosphärische Störung rein bekam.

Das Beste, was man zu diesem Machwerk sagen kann, ist, dass sein missionarisches Potenzial für den Kampf gegen Christentum, Humanismus und ganz einfach den gesunden Menschenverstand doch wohl sehr begrenzt sein dürfte.

Einen Punkt gibt es für die zwei Minuten absoluter Stille am Ende der CD, in denen man sich von der vorhergehenden einstündigen Tortur erholen kann.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1 Deklaration of holy War (9:42)
2 The Winter of Mourning (5:19)
3 Feasting on khristian Blood (7:42)
4 Taking the Throne (11:23)
4.1 Act I: Storming the Gates
4.2 Act II: Proklamation of the new Order
5 Burning ...(Gods House) (6:57)
6 Submit and obey (6:22)
7 Nebulah Frost (0:40)
8 Vampiir of the North (4:57)
9 De Ondas vandring (9:27)
Besetzung

Vampiir Kremator (Voc)
Shaitan (Dr)
Drakhon (Git)
Ulvtharm (Programming)

Gast:
Shaman (Menschen Knochen Drums)



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