Billy Childs

The Winds Of Change


Info
Musikrichtung: Modern Jazz

VÖ: 17.03.2023

(Mack Avenue)

Gesamtspielzeit: 52:34

Internet:

https://billychilds.com/
https://mackavenue.com/
https://www.martinaweinmar.de/


Den 1957 in Los Angeles geborenen Jazzpianisten Billy Childs hatte ich vor einigen Jahren bereits mit seiner Platte Rebirth vorgestellt. Die klassische Jazzbesetzung im Quartettformat setzt sich mit dem aktuellen Album The Winds Of Change fort. Eingespielt wurde es mit einer Spitzenbesetzung, und vom Geist des Hard Bop beseelt, liefern die vier Musiker mit sieben Songs ein der Band ebenbürtiges Spitzenergebnis ab.

Unter den sieben Stücken gibt es fünf Eigenkompositionen des Pianisten plus eine von Chick Corea ("Crystal Silence") und eine von Kenny Barron ("The Black Angel"). Einerseits fügen sich die beiden Songs ein in den engmaschig fließenden Gruppensound und andererseits bringen sie einen Schwung zusätzlicher Frische ein. Dem Sound kommt dieses Erachtens durchaus zupaß, dass Childs nicht nur im Jazz zu Hause ist, sondern auch im Bereich der klassischen Musik. Diese Spuren hat er jedenfalls sowohl in seinen Kompositionen als auch im Spiel hinterlassen.

Das All-Star Quartett hat mit dem Trompeter Ambrose Akinmusire, dem Bassisten Scott Colley und dem Schlagzeuger Brian Blade drei hervorragende und exquisite Musiker an Bord, die allein für sich beanspruchen, mich als Hörer dazu zu bewegen, jedem Einzelnen im Spiel näher zu lauschen, denn das, was sie abliefern, ist wahrlich exzellent, klar - und Billy Childs natürlich auch. Und diese Summe von Brillanz verfügt sich zu einem druckvollen und ausdrucksstarken Ganzen, das musikalisch mitunter vor einer Explosion zu stehen scheint.

Und so kann man einfach auch nicht einen besonderen Song hervorheben, weil sie alle hervorragend sind. Nicht nur, weil ich es in der Pressemitteilung gelesen habe, sondern weil ich bei einigen Songs tatsächlich auch so empfand, führt der Protagonist einen weiteren Einfluss auf das Album an: Kenny Wheelers Album Gnu High von 1976, auf dem Keith Jarrett, Dave Holland und Jack DeJohnette mitwirkten. »Das wies mir den Weg zu einer interaktiven Konversation mit den anderen Musikern«, sagt er. Um dieses Konzept zu verwirklichen, brauchte Childs eine Band von Jazz-Superstars, und er fand sie in Akinmusire, Colley und Blade. »Ich habe all diese hochtrabenden Projekte gemacht, kammermusikalische Sachen, symphonische Sachen... ich wollte einfach wieder ein Jazzpianist sein. Glücklicherweise finden diese außergewöhnlichen Musiker meine Musik so interessant, dass sie daran teilhaben wollen.«

Diese Worte kann ich gern unterstützen, und das Ergebnis der Sessions aus Hollywood vom 14-16.Mai 2022 spricht für sich, Musik, die sich zwar vornehmlich auf Traditionen der Sechziger und Siebziger stützt, aber mit dieser Art der Arrangements eine andere Richtung anzeigt, weg von klassischen Schemata des Jazz, verbunden mit einem hohen Mass an Eleganz und dramatisch wirkenden Passagen voller Strahlkraft! Dabei wird diese Stimmung im Einklang von schnelleren Tempi und Balladenmodi ausgefüllt.



Wolfgang Giese



Trackliste
1 The Great Western Loop
2 The Winds of Change
3 The End of Innocence
4 Master of the Game
5 Crystal Silence
6 The Black Angel
7 I Thought I Knew
Besetzung

Billy Childs (piano)
Ambrose Akinmusire (trumpet)
Scott Colley (bass)
Brian Blade (drums)



 << 
Zurück zur Review-Übersicht
 >>