Justice: Served!
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Mal etwas Geschichtsunterricht. Tytan begannen als Splittergruppe der immer noch für ihre erste Platte verehrte Truppe Angel Witch. In einer kleinen Auflage erschien dann eine Drei-Song-EP. Als 1985 Tytans (mit Verlaub recht feines) Debütalbum Rough Justice herauskam, gab es die Band schon zwei Jahre nicht mehr. Sprung ins Jahr 2010: Bassist Kevin Riddles reaktivierte die Band und zwei Jahre später erfolgte das Livecomeback auf dem Keep-it-true Festival. Anscheinend wollte es Riddles noch einmal wissen. Denn es folgten weitere Auftritte und mit Justice: Served! jetzt tatsächlich auch ein neues Studioalbum.
Einen ganz so positiven Eindruck wie zuletzt ihre NWOBHM-Kollegen Mythra hinterlassen Tytan leider nicht ganz. Dabei ist das Album vom Grund her gar nicht verkehrt. Stilistisch bewegt man sich zwischen altmodischem Hardrock und britischem Heavy Metal der frühen 80er. Mit Tom Barna hat man einen guten Sänger mit einer angenehmen Stimme an Bord. Dafür sollte Riddles seinen Mund nicht allzu oft aufmachen. Denn das geht dann reichlich schief, wie bei „Love You To Death“ oder „Reap The Whirlwind“ zu hören. Überraschenderweise gelingt ihm der Gesang gerade bei der feinfühligen Ballade „Worthy Of Honour“ viel besser. Trotzdem erzeugt sein Kollege beim ähnlich gelagerten „Midnight Sun“ wesentlich mehr Gefühl. Unpeinliche Balladen - das können Tytan tatsächlich.
Aber zurück zum Metal. Ein paar gelungene Songs findet man hier durchaus. „Reap The Whirlwand“ gefällt mit epischem Rainbow-Feeling, Das vom Debüt recycelte, lässig rockende „Forever Gone“ ist natürlich auch immer noch toll und die Eröffnung mit „Love You To Death“ und dem hart nach vorne gehenden „Fight The Fight“ hauen auch rein. Doch bereits hier nervt der ständig wiederholte Refrain, der die Nummer dann zu generisch werden lässt. Ein Problem das leider zu viele Songs mit sich tragen. Denn man hat ständig das Gefühl diese Melodie oder jenes Riff (besonders das!) schon zu oft gehört zu haben. Und dann kommt die Band auch noch mit einem überflüssigen, nicht besonders inspirierten Instrumental („Billy Who“) um die Ecke...
Dafür versöhnt einen der angenehme Abschluss „The Cradle“ wieder ein wenig. Doch so ein richtig sattes Gefühl bleibt leider nicht zurück. Tytan sind eben hörbar eine kleine Hobbyband. Und für echte Highlights sind nunmal andere zuständig. Für knallharte NWOBHM-Fans aber mal ‘nen Blick wert.
Mario Karl
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