Fischer Z
Building Bridges
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Ob man Building Bridges als Doppeljubiläum – 40 Jahre Fischer Z, 20stes Studio Album – durchgehen lassen will, ist Ansichtssache. So 100prozentig ist das Gründungsjahr nicht datierbar, und um auf die 20 Alben zu kommen, muss man die unter John Watts und The Cry erschienen Alben mitzählen. Aber sei’s drum: Wahrscheinlich weiß nicht einmal John Watts selber, wo John Watts endet und Fischer Z beginnen. Und rein äußerlich betrachtet ist das nun unter dem Band-Signum erscheinende Building Bridges auch nichts anderes, als ein John Watts-Solo-Album. Lediglich für das Schlagzeug und einige Backgroundgesänge hat er sich Verstärkung besorgt.
Musikalisch haben sich beide Outfits sowieso nie sonderlich unterschieden und auch die Unterscheide zwischen dem neuen Album und den in der Hochzeit von 1979 bis 1982 erschienen Alben sind marginal. John Watts schüttelt die knackigen Gitarren dominierten Rocker wie gewohnt aus dem Ärmel und punktet sowohl im ruhigen wie im Power Bereich. Da gibt es die Punk Power von „Shrink“ neben dem ruhigen „Barbera Sunlight“, knackigen Liebesrock mit „Umberella“ neben dem eindeutig auf die Tanzflächen schielenden Opener „Damascus Disco“, für den die Bläser (wenn denn die Besetzungsangaben im Booklet komplett sind) wohl aus den Datenspeichern von Watts‘ Keyboards stammen müssen. Tut dem Hit-Appeal der Nummer aber keinen Abbruch. Ebenso wenig wie die zwei, drei soliden Filler, die das Album auf die insgesamt nicht gerade üppige Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde bringen.
Auch textlich hält sich Watts nicht zurück. Da wird das Weltfinanzsystem ebenso gegeißelt („Easy Money“), wie eine Lobby für die Habenichtse eingefordert („Let’s put the Pressure on“). Aber der zornige alte Mann kann auch privat werden. In „Invite me to your Party“ versucht er eine zerbrochene Beziehung zu kitten und „There’s a Wilderness here“ ist eine Liebeserklärung an das Umland von Lissabon.
Und wenn sich dann doch einmal ein harmloses Schunkellied ins Programm zu schleichen scheint, bleibt einem der Bissen schnell im Halse stecken. „Row Boys row“ ist kein fröhlicher Shanty, wie man anch dem ersten Höreindruck meinen könnte, sondern ein wütender Kommentar zu dem Elend der im Mittelmeer ertrinkenden Flüchtlingen.
Bitterböse kommentiert der Sänger, der sich jahrzehntelang immer politisch geäußert hat, in „Damascus Disco“ auch die allgemeine politische Entwicklung der letzten Jahre: „Von Damaskus bis Bagdad ist die Befreiung schlecht gelaufen. Keine großen Lösungen! Kein Platz um sich zu verstecken!“ Aber am Ende blitzt dann doch trotzig Hoffnung auf. Mit „Bring San Francisco to Damascus Disco“ werden die Träume der Flower Power Ära beschworen.
Ein gleichermaßen zeitloses, wie aus der Zeit gefallenes Album!
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Damascus Disco | 3:11 |
2 |
Easy Money | 3:13 |
3 |
Wild wild wild wild | 2:44 |
4 |
Barbera Sunlight | 3:31 |
5 |
So close | 3:42 |
6 |
Umberella | 3:07 |
7 |
Let's put the Pressure on | 2:26 |
8 |
Shrink | 2:13 |
9 |
Invite me to your Party | 2:43 |
10 |
There's a Wilderness here | 3:30 |
11 |
Row Boys row | 3:26 |
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Besetzung |
John Watts (Voc, Git, Keys)
James Bush (Dr, Perc)
Leila Watts (Back Voc)
Nick Brine (Back Voc)
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