Udo Lindenberg
Stärker als die Zeit
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Dass Udo Lindenberg stärker als die Zeit ist, erwartet im Letzten niemand. Mit der gleichnamigen CD beweist er aber, dass er es schafft ihre Folgen erstaunlich im Griff zu halten. Stärker als die Zeit ist eine mehr als ordentliche Deutsch-Rock-Scheibe geworden, die durch ihre nachdenklichen Texte gelegentlich in den Liedermacher-Bereich hineingeht.
Das ist eine Mischung, die Udo immer schon ausgezeichnet hat. Dass Stärker als die Zeit dennoch nicht an die Klassiker heranreicht, liegt nicht nur daran, dass das, was der Paniker vor 40 Jahren gemacht hat, heute nicht mehr innovativ wäre. Nein, auch der Sprachwitz und vor allem das Näschen für skurrile Gestalten geht Udo heute ab. Er kreiert nicht nur nichts Neues mehr. Er findet auch nichts mehr, was auf dem Niveau eines Gerhard Gösebrecht, eines Bodo Ballermann oder eines Rudi Ratlos wäre. Aber selbst ein Schatten des Volks-Rockers, der Lindenberg in den 70ern war, leuchtet noch kräftiger, als ein Großteil der jungen Konkurrenz.
Statt sinnfreier, genialer Anarchie herrscht im Oeuvre des Meisters nun Lehrhaftes und Altersweises vor. Und er kann darauf vertrauen, dass man einer lebenden Legende schon zuhören wird. Manches von dem, was er singt, kann nur er singen. Die vielen Mutmach-Songs, die dazu auffordern, den Stier bei den Hörnern zu packen und nicht zu früh zu resignieren, werden durch seinen eigenen Lebensweg gedeckt.
Das sehr ehrliche „Mein Body und ich“, in dem er über den alles andere als schonenden Umgang reflektiert, den er mit seinem Körper getrieben hat, hätte er Lemmy widmen können. Der Trennungssong „Wenn Du gehst“ klingt wesentlich versöhnlicher, als das alte „Ich lieb Dich überhaupt nicht mehr“, das sich am selben Thema abarbeitet.
Songs über Trennungen, das Leben eines Rock-Musikers und die Möglichkeit es zu schaffen prägen das Album. Das Highlight aber ist der Song, der die unausweichliche Zukunft mit den Händen greift. Mit der musikalisch überragenden Power-Ballade „Wenn die Nachtigall verstummt“ hat Lindenberg den Soundtrack für die Nachrufe auf ihn bereits jetzt geschrieben. Und es gibt wenige Musiker, die einen solchen Song hätten schreiben können, ohne dem Vorwurf von Überheblichkeit und Arroganz zu verfallen.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | Durch die schweren Zeiten | 3:55 |
2 |
Plan B | 3:46 |
3 |
Einer muss den Job ja machen 4:$1 |
4 |
Eldorado | 4:21 |
5 |
Göttin sei Dank | 4:00 |
6 |
Der einsame Moment | 3:34 |
7 |
Blaues Auge | 4:00 |
8 |
Mein Body und ich | 4:00 |
9 |
Wenn Du gehst | 4:01 |
10 |
Coole Socke | 4:12 |
11 |
Muss da durch | 4:52 |
12 |
Wenn die Nachtigall verstummt | 3:51 |
13 |
Kosmosliebe | 4:51 |
14 |
Dr. Feel Good | 4:12 |
15 |
Stärker als die Zeit | 4:08 |
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