Mary Roos
Denk was du willst
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Ja, das Thema der neuen Platte der als Schlagersängerin bekannten Mary Roos ist Programm und recht passend, Denk was du willst , so ging es mir nach dem Hören auch. Den meisten unter uns ist sie nun einmal als Interpretin von Schlagern bekannt und danach ist sie auch eingestuft und mehr oder weniger gut oder schlecht ’bewertet’ worden. Dass sie, neben einem früheren Ausflug in das französische Chansonfach, nunmehr einen weiteren Abstecher in andere Gefilde gemacht hat, ist sicher ein interessanter Aspekt, und Alle, die das hierunter beurteilen, werden sicher auch mit unterschiedlichen Auffassungen aufwarten. So möge also jeder denken, was er will.
Und so denke ich darüber:
Roberto Di Gioia, ein Musiker, dessen Name mir als Jazzfreund natürlich geläufig ist, hat die Musik arrangiert und produziert, das lässt zumindest einen Hauch von Jazz erwarten. Und so finden wir dieses Element tatsächlich, na ja, ein wenig, Wange an Wange mit Chanson und Pop, ein wenig im Easy Listening-Gewand mit teils lateinamerikanischem Einschlag. Dazu überfällt mich gleich von Beginn an eine Art Retro-Gefühl, mit diesem trocken gespielten Bass, der mich an die frühen Siebziger erinnert, ebenso das ein wenig dumpf und hölzern klingende Schlagzeug. Sogar Fuzzgitarren runden dieses Bild ab.
So beginnt die Platte mit ganz leicht unterschwelligem Groove, aber so gar nicht geschmeidig will das kommen.
Apropos Geschmeidigkeit, genau diese fehlt oft im Gesang, d.h. in der Integration desselben in die Musik, in die Zeit zwischen den Takten, so dass ich manchmal das Gefühl habe, das zu viel Text ist für die Musik. Das wirkt dann bei dem einen oder anderen Stück abgehackt, stolpernd und so gar nicht fließend. Das geht dann insofern schon in Richtung französisches Chanson, wo es auch solche Formen gab und gibt.
Also irgendetwas fehlt, obwohl der Sound, lässt man die CD öfter rotieren, sicher seine gewissen Reize hat, und wenn da nicht solche ‘Perlen‘ wären wie Sommer unseres Lebens, dann bliebe die Platte sicher um einiges ärmer. Hier fällt auf, das der laszive lateinamerikanische Rhythmus und Mary’s Stimme, die in dieses Arrangement wunderbar hineinpasst, eine sehr passende Allianz eingehen. So sollte sich das anhören, wenn man sich außerhalb des Schlagers behaupten will, sicher, eine Astrud Gilberto ist Mary nun nicht, aber…..
64 Jahre alt ist sie nun, und wenn die Künstlerin einmal etwas anderes machen möchte, ist das doch löblich, nicht wahr? Aber Ne me quitte pas hätte sie aber, wie es hier vorgelegt wird, lassen sollen, denn diese dem Stück grundsätzlich innewohnende Dramatik und der unübertroffene Vortrag des kurz vor dem Zusammenbruch stehenden Jacques Brel ist einfach Referenz, und man hätte gut getan, diesen Song etwas zurückhaltender zu arrangieren und nicht dieses wie programmiert wirkende Feeling einzubauen.
Ach ja, wenn ich im Pressetext dann etwas davon lese, dass ‘jazzig Swingendes‘ geboten wird, dann vollziehe ich genau das mit Sicherheit nicht nach.
Trotz einiger vielleicht dezenter jazziger Elemente glaube ich persönlich nicht, dass Mary Roos in der Lage ist, Jazz wirklich zu interpretieren, Chanson ist ein gutes Fach für sie, ohne Zweifel. Und Swing höre ich in der Musik zu keinem Zeitpunkt, auch wenn ein Ansatz auf Es wird Herbst zu vernehmen ist, klar, das hat ja auch Di Gioia komponiert!
So möge eben jeder denken, was er will, nicht wahr?
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Wo warst du nur 3:01
2 Wie lange woll’n Sie das noch machen 2:41
3 Mein Weg 3:19
4 Sonntage 4:13
5 Sommer unseres Lebens 3:43
6 Lass mich dich auch mal vermissen 3:12
7 Ne me quitte pas 3:49
8 Für jeden Mann den ich mal liebte 3:18
9 Hast du jemals einen Traum geküsst 3:19
10 Denk was du willst 3:13
11 Ist das alles 3:43
12 Sommerregen 3:26
13 Es wird Herbst 2:34
14 Adrian 3:16
15 O Leãozinho 1:51
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Besetzung |
k.A.
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