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POHLMANN.
Nix ohne Grund
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Beim ersten Hören des neuen Albums von Ingo POHLMANN. war ich, um dies vorab festzustellen, schon etwas enttäuscht. Während man bei seinen bisherigen Alben berechtigterweise bei der Musikrichtung das Genre „Singer/Songwriter“ angeben konnte, fiel mir dies bei Nix ohne Grund zunächst etwas schwer. Denn vieles auf diesem Album gehört eher in die Schublade mit der Aufschrift „Pop“ - mit dem Wechsel vom EMI-Label, bei dem alle Vorgänger POHLMANN.s erschienen, zu Four Music hat sich auch der Stil etwas geändert. Und dass sich im immerhin zwölfseitigen Booklet keinerlei Songtexte finden lassen, sondern nur belanglose Bilder, passt irgendwie zu diesem ersten Eindruck.
Bereits der erste Song „Köder oder Fang“ beginnt mit elektronischen Synthie-Klängen, die die Marschrichtung der folgenden Songs vorweg nehmen. Auch die anschließenden Stücke „Single in the Rain“ und die erste Singleauskopplung „Starwars“ schlagen in diese Kerbe und wirken mit ihren englischen Phrasen etwas gewöhnungsbedürftig - hier ist wenig übrig geblieben von der Leichtigkeit der Songs „Wenn jetzt Sommer wär“ oder „Der Junge ist verliebt“ von seinem Debüt Zwischen Heimweh und Fernsucht. Dem Science-Fiction-Thema widmet sich POHLMANN. übrigens neben dem Booklet und der ersten Single ein weiteres Mal mit seinem düsteren Blade-Runner-Song „Roy Batty“, musikalisch eines der interessanteren Stücke des Albums. Doch auch der Griff zu den Sternen rettet insgesamt das Album leider nicht vollständig – Jedi-Meister Yoda hätte einem seiner Schüler vielleicht geraten: „Bessere Musik machen Du musst!“.
Erst zum Ende von Nix ohne Grund besinnt sich POHLMANN. auf seine eigentlichen Stärken und wird etwas handgemachter und akustischer, als hätte ihm Yoda tatsächlich diese Worte zugeflüstert. Denn ab Track 8, dem schönen „Unterwegs“, welches sogar etwas an Philipp Poisel erinnert, ist der „alte“ POHLMANN. anscheinend zurückgekehrt, denn auch die folgenden Stücke „Von weit weit her“, „Ballerina“ und der Abschluss „Stark für dich“ sind recht elektronikfrei und rechtfertigen wieder das Genre „Singer/Songwriter“ in der Angabe der Musikrichtung und lassen seine gute Stimme wieder richtig zur Geltung kommen.
Fazit: nach mehrmaligem Hören entfalten sich zum Teil auch die poppigen Stücke von Nix ohne Grund zu schönen Schmetterlingen und machen das Album dann doch noch empfehlenswert – etwas weniger Zutaten aus dem Produzentenkoffer vor allem im ersten Teil des Albums hätten das Ganze aber deutlich aufgewertet.
Diskografie:
Zwischen Heimweh und Fernsucht (2006)
Fliegende Fische (2007)
König der Straßen (2010)
Wenn sie lächelt EP (2011)
Jürgen Weber
Trackliste |
1 | Köder oder Fang | 3:56 |
2 |
Single In The Rain | 5:36 |
3 |
Starwars | 3:44 |
4 |
Atmen | 4:31 |
5 |
Fenster zur Welt | 4:08 |
6 |
Schreib mir | 4:50 |
7 |
Roy Batty (In Tribute to Philip K. Dick) | 5:39 |
8 |
Unterwegs | 4:34 |
9 |
Von weit weit her | 5:18 |
10 |
Ballerina | 5:39 |
11 |
Stark für dich | 3:46 |
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