Waldemar Bastos
Classics Of My Soul
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Gäbe es eine Album-Reihe namens “Classics Of Africa”, dürfte Waldemar Bastos’ Album “Classics Of My Soul“ schon jetzt dort gebucht sein. Der Angolaner hat beim deutschen enja-Label eine CD aufgenommen, die man zumindest, wenn es um die gefühlvolle Seite Afrikas geht, nicht so schnell vergessen wird. Eigentlich kennt man Bastos eher mit Band, zuletzt fiel er schon positiv 2005 mit dem Album Renascence auf, doch diesmal konzentrierte er sich ganz auf die melodische Stärke seiner Lieder. Die Arrangements sind zurückgenommen, es dominieren die akustische Gitarre und der Gesang, bei vier Stücken sind Streicher dabei. Diese, auf den ersten Blick recht „europäisch“ anmutenden Arrangements bringen aber die Qualitäten seiner Stücke auf den Punkt: ergreifende Melodien, ja Ohrwürmer, so beseelt gesungen, wie man es in Afrika so schnell nicht wieder finden dürfte.
Bastos wurde 1954 in Cabinda geboren, einer Stadt in der gleichnamigen angolanischen Exklave Cabinda an der Küste zwischen der Republik Kongo und der Demokratischen Republik Kongo. Den Einfluss der kongolesischen Musik merkt man auch entsprechend. Bastos nutzt die Geschmeidigkeit der Melodieführung z. B. im kongolesischen Rumba, verlangsamt und intensiviert sie gleichzeitig. Ein unschlagbarer Handgriff.
Eigentlich könnte man über die Sanftheit in seiner Musik, die dennoch voller höchster Intensität ist, staunen, hat der Sänger doch unter den Wirrungen der angolanischen Revolution 1975 leiden müssen. Er schlug sich damals auf keine Seite der politischen Parteien und als er mit einer Kulturdelegation 1982 Portugal besuchte, flüchtete er und blieb dort, was ihm möglicherweise das Leben rettete. Dennoch oder gerade deshalb handeln seine Lieder von Frieden und Optimismus. In den 90ern wurde er von David Byrne entdeckt und verbrachte auch einige Zeit in Brasilien. Nach dem Ende des Bürgerkrieges in Angola kehrte er zu Konzerten 2002 nach Angola zurück.
Bastos mutet zwar einerseits sanft an, doch lotet er die Gefühlspalette in seinem Gesang voll aus: Wie eine Art afrikanischer Crooner singt er voller Inbrunst, schluchzt mit dezentem Vibrato und flüstert. Fast zu Tränen rühren einen seine Kompositionen wie z. B. sein „Humbi Humbi Yangue” oder das tänzelnde „Pôr do Sol“. Der melodische Reichtum der afrikanischen Musik ist manchem nicht immer geläufig, wenn man afrikanische Musik nur als rhythmische Musik begreift. Waldemar Bastos erweist sich als eine Perle der afrikanischen Melodik. Bastos ist zudem ein Meister im Gestalten dynamischer Abläufe: Er beruhigt seine Stücke und fährt dann noch mal hoch. In „Calção Roto no Rabo“ doppelt er seine Stimme, lässt Akkordeon dazu erklingen und der Gänsehautcharakter ist fast garantiert. Die meisten Balladen sind langsam, melancholisch. Viele Alben hat Bastos bisher nicht eingespielt, dennoch hat er sich schon jetzt in der neueren Geschichte Afrikas damit verewigt.
Hans-Jürgen Lenhart
Trackliste |
1 | 1. M’Biri! M’Biri! 6:36 |
2 |
2. Humbi Humbi Yangue 5:33 |
3 |
3. Teresa Ana 5:16 |
4 |
4. Tata Ku Matadi 6:04 |
5 |
5. Pôr do Sol 6:07 |
6 |
6. Aurora 5:08 |
7 |
7. Muxima 5:18 |
8 |
8. Calção Roto no Rabo 6:19 |
9 |
9. Perto e Longe 4:53 |
10 |
10. N’Duva (feat. Keiko Matsui) 4:14 |
11 |
11. Velha Xica 5:35 |
12 |
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Besetzung |
Waldemar Bastos: vocal, acoustic guitar
Derek Nakamoto: piano, B3, synth bass, rhythm loops
Mitchell Long: additional acoustic guitars
Brad Cummings, Reggie Hamilton, Rob Chiarelli: basses
Luis Conte: percussion
Sal Cracchiolo: trumpet (4, 7)
Ira Nepus: trombone (4)
Bill Brendle: accordion (8)
The London Symphony Orchestra conducted by Nick Ingman (1, 6, 9, 11)
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