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Jack Bruce – Einzelkämpfer aus der Arbeiterklasse
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Autor: Harry Shapiro
Titel: Jack Bruce – Composing himself (engl.)
Verlag: Jawbone / Edition Olms
ISBN: 978-1-906002-26-8
Preis: € 19,99
320 Seiten
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Nicht wenige Musikfreunde setzen Jack Bruce erst einmal mit seiner Zeit bei Cream gleich. Durch das auf der Titelseite von Composing himself groß herausgestellte Vorwort von Eric Clapton wird dieses Missverständnis sogar noch einmal gefördert. Aber bereits die Einleitung verweist diese Sichtweise in den Bereich der Unkenntnis. Und wer sich durch die 320 Seiten hindurch gearbeitet hat, hat die Band Cream schon lange vergessen. Sie erscheint im Rückblick nur mehr als der Einstieg Jack Bruces in die oberen Etage der Rock-Star-Hierarchie, die er im Folgenden in vielen recht unterschiedlichen Räumen bewohnt.
Damit hat der klassische Aufbau von Band-Biographien (ausführliche Vorgeschichte, begeisterte Karriere, schnell abgehandelte Spät-Phase) schon einmal verloren. Bruce fängt so häufig neu mit Neuem an, dass man einen derart einfachen Spannungsbogen nicht einmal erahnen kann.
Auch an einer anderen Stelle bricht Composing himself mit reduzierten Musiker-Biographien. Das Bewusstsein aus der Arbeiterklasse zu stammen, ist bei Jack Bruce deutlich mehr, als ein für die street credibility förderliches Image. Beide Eltern waren Partei-politisch auf der ganz linken Seite aktiv. Das wird zwar vor allem in den frühen Jahren des Jack Bruce herausgestellt, aber auch in späteren Phasen seines Lebens wird immer wieder einmal deutlich, dass er in diesem Sinne von seinem Elternhaus geprägt war.
Natürlich stehen die verschieden Bands, in denen Jack Bruce im Laufe seines Lebens gespielt hat, im Mittelpunkt der Biographie, seien es Cream, die West, Bruce & Laing Alben oder die kurzlebige Formation BBM – Jack Bruce, Ginger Baker und Gary Moore.
Aber daneben gibt es auch noch die eine oder andere spannende Episode, die nichts mit Musik zu tun hat. Zum Beispiel wenn Jack zu einer Leber-Transplantation ins Krankenhaus muss und die Narkose zwar seine Schmerzempfindung und seine Artikulationsmöglichkeiten auf Null schraubt, sein Bewusstsein aber nicht abschaltet.
So erlebt Jack Bruce die komplette Lebertransplantation bei vollem Bewusstsein mit, während die behandelnden Ärzte ihn für voll narkotisiert halten.
Eine der eigenständigsten Musikerbiographien, die ich je gelesen habe.
Norbert von Fransecky
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