Katharine Mehrling
Am Rande der Nacht
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Sie spielte die Piaf im gleichnamigen Musical von Pam Gems. Sie hatte in der Berliner "Bar jeder Vernunft" ein umjubeltes Soloprogramm ("Bonsoir Katharine"). Ihr erstes Album Hommage, eine Mischung aus Studio- und Liveuafnahmen, ist bereits ausverkauft...
Die Rede ist von Katharine Merling, die im April ihr zweites Album Am Rande der Nacht veröffentlichte, eine leichtfüßige, wenn auch sicher nicht immer "leichte" Mischung aus Chanson, Jazz und Blues. Aufgenommen wurde das Album, das erste mit ausschließlich eigenen Songs, in den Berliner Hansa Studios, u.a. beteiligt der Klarinettisten Rolf Kühn, mit dem Katharine Merling zur Zeit auch auf Tour ist.
Am Rande der Nacht beginnt - gelinde gesagt - verhängnisvoll. Der Opener Lecker ist ein stumpfer Jazzpopsong à la Roger Cicero, Fragen dasselbe mit Latinorhythmen. Auch stimmlich eine Enttäuschung weist Katharine Mehrling hier eine Ähnlichkeit mit Judith Holofernes auf...
Wer diese beiden Tracks allerdings hinter sich läßt, wird mit "Was sie will" mehr als entschädigt, einem leicht swingenden Chanson, der sich am Rande des Schlagers bewegt - und zu dem sich Erinnerungen an Katharina Valente einstellen. Nicht ganz auf diesem stimmlichen Niveau bewegen sich die beiden folgenden Songs, "Bittersüß" (das so klingt wie es heißt), und der ordentliche, aber wenig aufregende "Beschäftigt mit dem Blues". Mag Mehrling auch ein spannendes Timbre in der Stimme haben, die eigentlich verhaltene Kraft, die für diese Songs nötig wäre fehlt ihr.
Leider stellt sich mit "Der Makrobiot" heraus, dass die Lecker-Phase eben nicht nur eine solche war, denn hier erscheint das ganze noch einmal mit Big Band-Arrangements, und ein Cover des Songs "Quizás, Quizás, Quizás" - oder im Englischen "Perhaps, Perhaps, Perhaps" (Osvaldo Farres) unter dem dem Titel "Wer weiß" mißlingt ebenso. "Nantes" ergeht es nicht besser: Was an dem Lied schön ist bringt es selbst mit, Katharine Mehrling singt es so, dass es (leider) nach zwei Minuten langweilig geworden ist...
Und dann wiederum "Dir wird´s genauso gehn". Wendung um 180°. Wiederum ein Song wie "Was sie will", vielleicht jazzlastiger, wunderschön jedenfalls, wie auch der melancholische Jazz "Vermiss dich gar nicht mehr", den Rolf Kühnel unnachahmlich (wenn auch sehr dominant) begleitet.
Mit "Gloomy Sunday", einem ihrer ältesten Songs und dem "Mondlied", einem seltsamen countrylastigen Jazz, schafft Katharine Merling einen versöhnlichen, wenn auch keinen großartigen Abschluß. Statt dessen kommt noch einmal ein Live-Bonustrack namens "Castrop-Rauxel", ein netter aber gewöhnlicher Blues, der sie stimmlich überfordert und ganz und gar kein glücklicher Bonus ist.
Am Rande der Nacht von Katharine Mehrling ist ein Album, das neben viel Durchschnitt und einigem Überflüssigen auch so manches richtige und begeisternde Schmankerl enthält. Für ein gutes Album reicht das nicht, wohl aber, um auf die Dame in Zukunft vielleicht mal das eine oder andere Auge zu werfen: Wer weiß, wohin sie sich entwickelt. Live dagegen dürfte Katharine Mehrling durchaus sehenswert sein, Entertainerpotential scheint sie zu besitzen...
Andreas Matena
Trackliste |
1 | Lecker | 3:20 |
2 |
Fragen | 2:52 |
3 |
Was sie will | 2:59 |
4 |
Bittersüß | 3:24 |
5 |
Beschäftigt mit dem Blues | 3:35 |
6 |
Der Makrobiot | 3:15 |
7 |
Wer weiß | 2:29 |
8 |
Dir wird´s genauso gehn | 3:36 |
9 |
Vermiss dich gar nicht mehr | 3:46 |
10 |
Nantes | 4:21 |
11 |
Gloomy Sunday | 4:07 |
12 |
Mondlied | 4:16 |
13 |
Castrop-Rauxel (bonus) | 2:23 |
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