Musik an sich


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Esmerine

La Lechuza


Info
Musikrichtung: Avant-Garde, Neo-Kammermusik, Postrock

VÖ: 03.06.2011

(Constellation Records / Cargo)

Gesamtspielzeit: 43:46

Internet:

http://www.esmerine.com
http://www.myspace.com/esmerinemontreal


Esmerine ist das geistige Kind von Perkussionist Bruce Cawdron und Cellistin Rebecca Foon, welche sonst bei den kanadischen Postrockgrößen Godspeed You! Black Emperor bzw. Thee Silver Mt. Zion tätig sind. Zusammen entwickelte man eine neue Art von moderner Kammermusik und veröffentlichte 2003 und 2005 zwei Alben. Le Lechuze ist nach einigen Jahren Stille das dritte in der Reihe und für die Gruppe auch etwas Besonderes. Nicht nur, dass man mit Andrew Barr und Sarah Pagé zwei neue Mitglieder in seinen Reihen begrüßt, die Platte stellt auch einen Tribut an die befreundete Sängerin Lhasa de Sala dar, die am 1. Januar 2010 dem Brustkrebs erlag. In diesem Rahmen konnte man mit der Arcade Fire-Geigerin Sarah Neufeld, dem Hornspieler Colin Stetson und dem Singer/Songwriter Patrick Watson ein paar Gäste gewinnen.

Aber nicht nur dieser Hintergrund macht La Lechuza sehr speziell, sondern die Musik an sich ist es bereits. Minimalistisch und intim auf der einen Seite und doch so groß und einnehmend. Cello, Harfe und Dulcimer sorgen für die Melodien und Glockenspiel und Marimba für die Rhythmik. Wobei diese überraschend auch nicht selten melodisch eingesetzt wird, was für eine besonderes Flair sorgt. Bereits die Eröffnung „A dog rover“ ist ein gutes Beispiel. Weitere folgen im Laufe der Spielzeit noch. Die Atmosphäre der Stücke ist überwiegend melancholisch. Aber „Trampolin“ ist sogar fröhlich und leicht lateinamerikanisch tänzelnd ausgefallen. Doch auch dieser Titel wird zum Ende hin regelrecht schwebend und gleitend.

Das gilt für die meisten Stücke auf La Lechuza, die überwiegend instrumentaler Natur sind. Für Gesang sorgt hin und wieder der bereits erwähnte Patrick Watson, der mit seiner melancholischen Stimme gut zum Klangbild von Esmerine passt. „Last Waltz“ und „Snow day for Lhase“, der Dreh- und Angelpunkt des Albums, werden so noch emotionaler, als sie eh schon sind. Das ist allerdings kein Vergleich zum abschließenden und sehr sparsam instrumentierten „Fish on land“. Quasi aus dem Grab ertönt hier die Stimme von Lhasa de Sala, was dadurch fast deprimierend düster klingt.

Diese Abrundung steht allerdings nicht für das restliche Album, das eine richtige Schönheit jenseits üblicher 08/15-Popmusik ist. Die Melodien stecken voller narrativem Wohlklang. Am liebsten möchte man hier die große, lärmende Welt eine Dreiviertelstunde einfach mal aussperren und sich allein diesen Tönen hingeben. „Soundtrack zur Weltflucht“ - ja, das würde es ganz gut treffen!



Mario Karl



Trackliste
1A dog rover3:28
2 Walking through mist3:34
3 Last waltz5:50
4 Trampolin4:42
5 Snow day for Lhasa5:15
6 Sprouts7:35
7 Little streams make big rivers3:32
8 Au Crépuscule, Sans Laisse3:04
9 Fish on land6:46
Besetzung

Bruce Cawdron (Marimba, Drums, Melodic Percussion)
Beckie Foon (Cello)
Sarah Pagé (Harp, Dulcimer)
Andrew Barr (Marimba, Drums, Melodic Percussion)

Patrick Watson (Vocals on 3, 4, 5, Piano on 4, 5)
Lhasa de Sela (Vocals on 9)
Sarah Neufeld (Violin on 1, 7)
Colin Stetson (Horns on 1, 7)


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